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Jaspers, Karl; Marazia, Chantal [Editor]; Fonfara, Dirk [Editor]; Fuchs, Thomas [Editor]; Halfwassen, Jens [Editor]; Schulz, Reinhard [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Akademie der Wissenschaften zu Göttingen [Editor]; Schwabe AG [Editor]
Karl Jaspers Gesamtausgabe (Abteilung 1, Band 3): Gesammelte Schriften zur Psychopathologie — Basel: Schwabe Verlag, 2019

DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.69896#0032
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Einleitung der Herausgeberin

XXXI

rungen in den Frühschriften, was auf die Allgemeine Psychopathologie bzw. ihre Über-
arbeitungen, und was auf Jaspers’ spätere philosophische Überlegungen rekurriert, ist
jedoch nur selten eindeutig zu entwirren.
7. Werkgeschichtlicher Ausblick
Laut einer euphorischen Rezension von Oswald Bumke zur ersten Auflage der Allge-
meinen Psychopathologie hätte sich Jaspers durch sie »mit einem Schlage einen dauern-
den Platz in der Geschichte« der Psychiatrie erobert.* * * 147 Ob Jaspers mit dem Buch tat-
sächlich über Nacht »Praeceptor psychopathologicus germaniae«148 wurde, ist nicht
unumstritten.149 Gewiss machte sich der junge Arzt in der breiteren Fachwelt erst da-
durch einen Namen. Sowohl Jaspers’ Ruf als auch sein eigenes Interesse an der Diszi-
plin überdauerten seine Zuwendung zur Psychologie und auch später die zur Philoso-
phie, und nicht zuletzt die Wirren zweier Weltkriege: In sechsJahrzehnten erreichte
die Allgemeine Psychopathologie insgesamt acht weitere Auflagen, die teilweise so grund-
legende inhaltliche und strukturelle Veränderungen erfuhren, dass es inzwischen pro-
blematisch geworden ist, von der einen Allgemeinen Psychopathologie zu sprechen. Die
heute meistzitierte »vierte, völlig neu bearbeitete Auflage« gab Jaspers 1946, als eta-
blierter Philosoph, heraus; die siebte wurde ins Englische, Spanische, Italienische und
Japanische übersetzt. Dem langfristigen, internationalen Erfolg der Allgemeinen Psy-
chopathologie sind vermutlich auch die Gesammelten Schriften zur Psychopathologie zu
verdanken, welche übrigens erst in dieser Zusammenstellung in andere Sprachen über-
setzt wurden.150
Erwartungsgemäß erwähnten die Rezensenten des Bandes beinahe ohne Aus-
nahme das Lehrbuch. Dabei fiel der Vergleich nicht immer zugunsten des Letzteren
aus. Besonders die philosophische Überlastung der späteren Auflagen sorgte für Un-
stimmigkeit. Während einige Rezensenten den Wert der Frühschriften darin sahen,

Verständlichkeitstheorems«, in: Journal für Philosophie & Psychiatrie 1 (2008) 1-12, und G. Stang-
hellini: Disembodied Spirits and Deanimated Bodies: the Psychopathology ofCommon Sense, Oxford
2004.
147 O. Bumke in: Zeitschrift für die gesamte Neurologie und Psychiatrie 9 (1914) 50-51, hier: 50.
148 K. P. Kisker: Mit den Augen eines Psychiaters, Stuttgart 1976, zit. nachj. Glatzel: »Karl Jaspers und
das Elend der Psychopathologie«, in: D. v. Engelhardt, H.-J. Gerigk (Hg.): Karl Jaspers im Schnitt-
punkt von Zeitgeschichte, Psychopathologie, Literatur und Film. Mit einem Geleitwort von Christoph
Mundt, Heidelberg 2009, 89-107, hier: 90.
149 Vgl. G. Berrios: »Jaspers and the First Edition of Allgemeine Psychopathologie«, in: British Journal
ofPsychiatry 202 (2013) 433, wo auf eine kühle Rezeption des Buches hingewiesen wird.
150 Der Aufsatz zur phänomenologischen Forschungsrichtung wurde bereits 1968 ins Englische über-
setzt: Vgl. K. Jaspers: »The phenomenological approach in psychopathology«, ebd. 114 (1968)
1313-1323.
 
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