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Jaspers, Karl; Marazia, Chantal [Editor]; Fonfara, Dirk [Editor]; Fuchs, Thomas [Editor]; Halfwassen, Jens [Editor]; Schulz, Reinhard [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Akademie der Wissenschaften zu Göttingen [Editor]; Schwabe AG [Editor]
Karl Jaspers Gesamtausgabe (Abteilung 1, Band 3): Gesammelte Schriften zur Psychopathologie — Basel: Schwabe Verlag, 2019

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https://doi.org/10.11588/diglit.69896#0168
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Eifersuchtswahn

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Auf eine jetzt (1910) erhobene Erkundigung über K.s Zustand erfolgte die Antwort des Bür-
germeisters, daß K. immer noch sehr aufgeregt und schnell gereizt sei, sich bei jeder sich ihm
bietenden Gelegenheit über die Behörde bösartig und ungehalten ausdrücke wegen der angeb-
lichen Närrischerklärung und sich von niemandem anderen belehren lasse. Er arbeite an der
Reparatur von Uhren.
K. selbst schrieb nun auf unsere Fragen zwei ausführliche Briefe (1910). Er ist herzlich erfreut,
»daß man doch auch noch an den armen von Gott und der Welt ausgeschlossenen armen K.
denkt«, bittet aber, wie er sein Leben lang der heiligen Wahrheit die Ehre gegeben, so auch jetzt
ohne Scheu die unverfälschte Wahrheit sagen zu dürfen. Philosophisch läßt er sich, sogar fein
pointiert, aus: »Ich weiß ja wohl, daß es heutzutage allenthalben üblich ist, wo Profit in Aus-
sicht steht, nur zu sagen, was nützlich erscheint, und daß das Sprüchwort: >Kinder und Narren
sagen die Wahrheit*, alle Wahrheitsfreunde gleichsam zu Narren stempelt, was im höchsten
Grade unangenehm ist und z.B. gerade gegen mich als Beweis benutzt werden könnte.« Wir
erfahren wieder in unveränderter Weise von der Närrischerklärung, seinem Kampf dagegen, der
Verhaftung, seinem Brief, in dem er die Bedrohung aussprach und dem Aufenthalt im »Hause
des Schreckens«. Die klinische Vorstellung schildert er: »Herr Direktor Kräppelin326 hat vor der
versammelten Zuhörerschaft der Herren Anstaltsbeamten, Volontärs, Herrn Studenten und
Wärtern wörtlich gesagt, indem er mir befahl aufs Podium zu stehen, >dieser Schurke hier, ist
der größte Spitzbube der in unserer Anstallt ist. Er ist der gefährlichste Querulant!* Und als ich
mich gegen die von ihm aus den Akten verlesenen Lügen verteidigte, rief er mir zu: >Wenn Sie
nicht augenblicklich das Maul halten lasse ich Sie sofort unter die Dusche nehmen.* Und zu den
Zuhörern gewendet sprach er: >Das ist eben das echt charackteristisch spitzbübische und gefähr-
liche dieses Schurken daß er sich immer auf pausieble Art hinaus zu reden versteht*.«
Etwas ganz Neues, das ihm in der Klinik zugestoßen sei, erfahren wir im folgenden: Er spricht
von der körperlichen Untersuchung, daß er sich habe nackt ausziehen müssen usw. »Dann
mußte ich auf den Boden liegen und mit einem hölzernen Hammer klopfte er mir auf die Brust,
auf den Bauch, an den Knieen und an den Ellenbogen. Dann mußte ich mich wenden und da
hat dieses Scheusal von einem Menschen, für das ich ihn sonst nie vorher angesehen hatte, eine
Operation an mir ausgeführt die jeden Augenblick gerichtlich konstatiert werden kann, die ich
aber anstandshalber nicht nennen darf; deren Folgen aber so ungeheuer furchtbar quälend und
beschämend von jenem Moment an bis heute ohne jede auch nur geringste Unterbrechung sich
in der scheußlichsten Weise geltend machen. Ob jener Akt in den Akten verzeichnet ist oder
nicht weiß ich nicht. Das weiß ich sicher daß dieser Teufel in Menschengestalt auf ein Papier
nach jedem Versuch, den er machte, gekrizelt hat. Auch ist mir bis heute trotz verschiedenen
geheimen Forschungen noch nicht gelungen zu ermitteln ob jene Prozedur | von Karlsruhe aus
oder blos vom Direktor aus oder sonst irgendwoher befohlen war oder ob O. auf eigene Faust
das scheußliche Bubenstück an mir verübt hat. Wenn man dabei die Absicht hatte mir für mein
ganzes übriges Leben Qual, Kummer und Schande zu sichern, dann haben die Schuldigen ihren
Zweck leider nur zu vollständig erreicht.« Ähnliche schlimme Folgen schreibt er der »Bromgift-
heilung«327 zu. Alles Essen bereite ihm Schmerzen. »Wenn ich einmal eine Reise machen will
muß ich infolge der erduldeten Behandlung d.i. Bromgiftheilung und Operation den Tag vor-
her und am Reisetag eben ganz einfach hungern, um ohne zu große Belästigungen im Körper
meine Besorgungen machen zu können.« Die Vergiftungsgeschichte mit dem Kaffee wird jetzt
auf den 5. November 1895 datiert. Mit Stolz erzählt er von seiner astronomischen Uhr. »Die Uhr
ist bereits n Jahre und 9 Monate in stetiger Tätigkeit, hat noch keine einzige Sonnen- oder

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