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Jaspers, Karl; Marazia, Chantal [Editor]; Fonfara, Dirk [Editor]; Fuchs, Thomas [Editor]; Halfwassen, Jens [Editor]; Schulz, Reinhard [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Akademie der Wissenschaften zu Göttingen [Editor]; Schwabe AG [Editor]
Karl Jaspers Gesamtausgabe (Abteilung 1, Band 3): Gesammelte Schriften zur Psychopathologie — Basel: Schwabe Verlag, 2019

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https://doi.org/10.11588/diglit.69896#0211
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Eifersuchtswahn

Nach seiner Aussage halten mich die Herren auch für schuldig und da möchte ich doch um
eines bitten: vielleicht können sich die Herren einmal gelegentlich nach mir erkundigen. Nicht
wegen meiner eigenen Person, denn mich kennt in Heidelberg niemand, aber für andere ähn-
liche Fälle könnte es vielleicht von Nutzen sein.« - Nach weiteren 5 Monaten teilte die Tochter
mit, daß das Befinden ihres Vaters noch das gleiche sei. »Da er in seinem Wahn immer klagen
wollte, so suchten wir, um das Vermögen zu schonen, ihn durch Entmündigung daran zu hin-
dern, sobald er dies merkte, nahm er alles zurück und ist seitdem überhaupt etwas ruhiger. Wir
wollen deshalb das Verfahren gegen ihn einstellen, um jede weitere Aufregung zu verhüten.« -
Eine Katamnese vom Jahre 1907 ergab, daß B. am 22. Mai 1905 gestorben ist. Jetzt konnten wir
nichts weiteres mehr über ihn erfahren.
Zusammenfassung. Nach zweij ährigen leichten Störungen bildete der bis dahin gesunde Mann
im 51. Lebensjahr Eifersuchtswahnideen, die er nicht korrigierte, aber anfangs vorübergehend,
später dauernd dissimulierte. Er schilderte plastisch Einzelheiten. Einmal glaubte er vergiftet
zu sein. Ein Fortschreiten der Ideen oder ein Auftreten anderer Krankheitssymptome wurde
nicht beobachtet.
137 | In bezug auf das lange Prodromalstadium366 wie auch in bezug auf das höhere
Lebensalter diesem Fall analog ist der erste Fall Bries'.367
Brie, Fall I (Ec., S. 275): Erkrankung im 59. Lebensjahr (30 Jahre verheiratet). Ehe glücklich
bis zur Erkrankung. 7 Kinder. Seit 2 Jahren reizbarer und aufgeregt, litt an Kopfschmerzen und
Schlaflosigkeit. - Seit 1 Jahr warf er der Frau eheliche Untreue vor, verfolgte sie auf Schritt und
Tritt, glaubte, als er Mehl fand, daß sie es mit einem Konditorgehilfen habe. Dann vermutete er
auch ein Verhältnis mit anderen. Die Kinder seien nicht von ihm. Er schimpfte die Frau, quälte
sie beständig, schlug sie auch. Wenn er fest schlief, glaubte er, die Frau habe ihm Schlafpulver
gegeben. Der Blick der Frau, ihre ausweichenden Antworten dienten ihm als belastende
Momente. Seit lange mache sie ihm Schwierigkeiten beim geschlechtlichen Verkehr. - In der
Anstalt geordnet, protestierte gegen Internierung, wollte manchmal alles vergessen und mit sei-
ner Frau in Frieden leben, dann wieder brachte er in alter Weise die Wahnideen vor (Auszug aus
der Arbeit Bries, Genaueres siehe dort).
Die Krankengeschichte der Pflegeanstalt, in die der Pat. überführt wurde, ergibt: 1902. Ver-
hält sich immer ruhig und geordnet, beschäftigt sich, arbeitet schließlich auf dem Bureau. An
seinen Wahnideen hält er fest. Doch schreibt er einmal an seine Frau, sie solle ihn nach Hause
nehmen, er wolle ihr das Vergangene verzeihen; wenn jetzt nichts mehr vorkomme, könnten
sie ganz gut zusammen leben. - Nach einigen Monaten glaubte er, daß seine Briefe, die er an die
Kinder mit der Bitte um ihren Besuch schrieb, nicht abgeschickt wurden. Vielleicht sei aber auch
die Frau gegen diese Besuche. Er äußerte weiterhin allerlei hypochondrische Klagen, er habe
Schmerzen in der Leber, im Magen und in der Milz. Diese Beschwerden teilt er eingehend in
einem Brief an seinen Sohn mit. 1902 verhält er sich immer ruhig, tritt wenig hervor, ist eher
ablehnend. 1903 wird er sehr mißtrauisch gegen die Ärzte. Vor Weihnachten hatte er einen Brief

Ich konnte von den beiden wertvollen Fällen Bries (l.c.) ziemlich eingehende Katamnesen erhe-
ben und die Angaben Bries auf diese Weise vervollständigen. In der Wiedergabe sind die Daten,
die sich schon bei Brie finden, nur kurz im wesentlichen wiedergegeben. - Herrn Dir. Peretti bin
ich zu Dank verpflichtet, daß er mir die Erhebung der Katamnesen ermöglichte.
 
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