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Jaspers, Karl; Marazia, Chantal [Editor]; Fonfara, Dirk [Editor]; Fuchs, Thomas [Editor]; Halfwassen, Jens [Editor]; Schulz, Reinhard [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Akademie der Wissenschaften zu Göttingen [Editor]; Schwabe AG [Editor]
Karl Jaspers Gesamtausgabe (Abteilung 1, Band 3): Gesammelte Schriften zur Psychopathologie — Basel: Schwabe Verlag, 2019

DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.69896#0218
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| Die Methoden der Intelligenzprüfung und
der Begriff der Demenz
Kritisches Referat372
Wenn der Psychiater auf psychopathologischem Gebi et von Untersuchungs»methoden«
spricht, befällt ihn nicht selten ein Gefühl der Unzulänglichkeit und Resignation, so
oft er seine Methoden mit denen der somatischen Untersuchung vergleicht. Die »Ex-
aktheit« und das quantitative Verfahren chemischer und physiologischer Untersu-
chungen, die Sichtbarkeit, »Photographierbarkeit« und Unbezweifelbarkeit histologi-
scher Befunde erscheinen ihm wohl als das Ideal »objektiver« wissenschaftlicher
Feststellungen.373 Vergleicht er damit seine simplen, jedes Apparates entbehrenden, im
Wesentlichen auf Beobachtungen in Unterhaltungen beruhenden, psychopathologi-
schen Methoden, wird er nicht müde zu klagen, daß er das »Subjektive« nicht ausschal-
ten könne, und daß wir uns wohl noch auf einem primitiven Standpunkt in unserem
Spezialgebiete befänden. Aus solchen Drange nach »Objektivem«, bestehe dies nun in
zahlenmäßigen Feststellungen oder in einem irgendwie »Wahrnehmbaren«, ist die
eine große Reihe der modernen psychopathologischen Methoden, die mit Apparaten,
Messungen, Zählungen, »Gleichheit der Reize« usw. arbeiten, entsprungen. Ihnen ver-
danken wir die wertvollsten Errungenschaften, die unsere Epoche dem alten Bestände
an Neuem hinzubrachte. Auch auf dem Gebiete der Methoden der Intelligenzprüfung
werden wir von einigen solchen Resultaten berichten können.
Wenn man jedoch die erste Begeisterung für die Sicherheit der auf solchem Wege
zu gewinnenden Ergebnisse - wen hätte die Lektüre des Eröffnungsartikels zu
Kraepelins psychologischen Arbeiten nicht hingerissen!374 - hinter sich hat, folgt die
Enttäuschung: die Erkenntnis, daß auf diesem Wege eine Unmenge fruchtloser, gleich-
gültiger Arbeiten geschaffen worden sind und daß das Streben nach dem »Objektiven«
in einer Steigerung zu einer gewissen Verbohrtheit, die nur das »Objektive« gelten las-
sen will, geradezu lähmend wirkt auf die Erkenntnisziele, die man meinte, als man sich
ursprünglich der Psychopathologie zuwandte. Bei aller Bewunderung für das »Objek-
tive« lehnt sich diese anfängliche Erkenntnisabsicht gegen die Knechtung durch das-
selbe auf; sie erkennt, daß diese objektiven Methoden nur ein, wenn auch eminent
wertvolles Hilfsmittel für die Psychopathologie, aber nie imstande sind, diese Wissen-
schaft auszumachen. Mit einer gewissen Erlösung entspringt hier die Einsicht, daß es
noch eine zweite Reihe von Methoden gebe, die immer ausgeübt wurden, aber nicht,
weil es sich um einen primitiven Standpunkt der Wissenschaft handelt, sondern weil

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