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Die Methoden der Intelligenzprüfung und der Begriff der Demenz
Arbeiten zur Geltung kommen zu lassen, gewinnt man am ehesten den Weg eines
objektiven Referates, soweit dies überhaupt möglich ist, in dem Mitteilung von Kritik
getrennt wird, während in den anderen Fällen die Anordnung selbst schon einen so
hohen Grad von Kritik involviert, daß man sie nur dem gestatten würde, der sich durch
Genialität legitimiert. Macht daher das Referat in der gewählten Anordnung den Ein-
druck des Chaotischen, so ist das ein getreuer Ausdruck der Sachlage. Ich hoffe, daß
der Kenner der Literatur trotzdem die Bemühungen nach Klärung anerkennen würde.
Man hat in verschiedener Ausdrucksweise überall unterschieden zwischen dem gei-
stigen Besitzstand, dem Inventar auf der einen und der Fähigkeit, den Besitz zu verwerten,
auf der anderen Seite. Es haben sich wegen der Verschiedenheit der Objekte dement-
sprechend die Methoden, beide zu prüfen, getrennt. Die Kenntnisprüfung (Inventar-
aufnahme) trat der eigentlichen Intelligenzprüfung gegenüber. Mit voller Klarheit hat
145 diese Scheidung Rodenwaldt | vollzogen'.37» Er hat sich die Aufgabe gestellt, »als Maß-
stab für Defektprüfungen bei Kranken«379 das geistige Inventar Gesunder aufzunehmen.
Er untersuchte in einer methodisch völlig durchsichtigen Arbeit 174 Rekruten eines
schlesischen Regiments, wesentlich Landbewohner, über deren Herkunft, Milieu,
Beruf, Alkoholismus usw. genaue Angaben gemacht sind, welche für einen eventuellen
Vergleich mit ähnlichen Untersuchungen aus anderen Landesgebieten oder Kulturkrei-
sen wertvoll werden können. Die Ausbildung ist bei allen die der Volksschule; sie sind
»im allgemeinen nach gleichen Lehrplänen, allerdings in acht- bis einklassigen Schu-
len unterrichtet«.380 »Bei der Auswahl der Fragen war der Wunsch maßgebend, aus allen
Wissensgebieten, die man im Allgemeinbesitz des Volkes vermuten dürfte, Stichproben
zu entnehmen, um auf diese Weise eine möglichst hohe Allgemeinleistung zu erzielen,
ein Resultat, welches einen wahren Durchschnitt des Inventars darstellt, das man zu
erwarten hat.«381 Darum wich Rodenwaldt von den gebräuchlichen Schematen
Sommers382 und Ziehens,383 die ihm zu viel enthielten, ab, indem er sich auf Fragen,
die den Besitz an Vorstellungen ermitteln, beschränkte. Und diese Fragen wählte er
nicht wie jene nach psychologischen, sondern wie es für diesen Zweck der Inventarauf-
nahme allein richtig erscheint, nach stofflichen Gesichtspunkten aus. Er fragte nach:
a) Lokalverhältnissen; b) Schulkenntnissen: 1. Rechenaufgaben, 2. Geographie, 3. Reli-
gion; c) sozialer Orientierung; d) geläufigen historischen Geschehnissen; e) aktuellen
Geschehnissen; f) naturgeschichtlichen Kenntnissen. Unter den Fragen waren einzelne
auch sehr geringem Kenntnisstande entsprechend; andere gab besonders Kenntnisrei-
chen Gelegenheit, ihr Wissen zu zeigen. Es waren überwiegend Fragen aus dem »Schul-
wissen«, aber auch eine Anzahl aus dem »Lebenswissen«. Nicht ganz entsprechend dem
ursprünglichen Plan fügte Rodenwaldt dieser Hauptmasse (155 Fragen) noch eine
kleine Anzahl (n) Unterschieds- und Definitionsfragen an, die mehr geeignet waren,
Rodenwaldt, Aufnahmen des geistigen Inventars Gesunder als Maßstab für Defektprüfungen bei
Kranken. Mon. f. Psych. u. Neur. 17, Ergänz. 17.1905.
Die Methoden der Intelligenzprüfung und der Begriff der Demenz
Arbeiten zur Geltung kommen zu lassen, gewinnt man am ehesten den Weg eines
objektiven Referates, soweit dies überhaupt möglich ist, in dem Mitteilung von Kritik
getrennt wird, während in den anderen Fällen die Anordnung selbst schon einen so
hohen Grad von Kritik involviert, daß man sie nur dem gestatten würde, der sich durch
Genialität legitimiert. Macht daher das Referat in der gewählten Anordnung den Ein-
druck des Chaotischen, so ist das ein getreuer Ausdruck der Sachlage. Ich hoffe, daß
der Kenner der Literatur trotzdem die Bemühungen nach Klärung anerkennen würde.
Man hat in verschiedener Ausdrucksweise überall unterschieden zwischen dem gei-
stigen Besitzstand, dem Inventar auf der einen und der Fähigkeit, den Besitz zu verwerten,
auf der anderen Seite. Es haben sich wegen der Verschiedenheit der Objekte dement-
sprechend die Methoden, beide zu prüfen, getrennt. Die Kenntnisprüfung (Inventar-
aufnahme) trat der eigentlichen Intelligenzprüfung gegenüber. Mit voller Klarheit hat
145 diese Scheidung Rodenwaldt | vollzogen'.37» Er hat sich die Aufgabe gestellt, »als Maß-
stab für Defektprüfungen bei Kranken«379 das geistige Inventar Gesunder aufzunehmen.
Er untersuchte in einer methodisch völlig durchsichtigen Arbeit 174 Rekruten eines
schlesischen Regiments, wesentlich Landbewohner, über deren Herkunft, Milieu,
Beruf, Alkoholismus usw. genaue Angaben gemacht sind, welche für einen eventuellen
Vergleich mit ähnlichen Untersuchungen aus anderen Landesgebieten oder Kulturkrei-
sen wertvoll werden können. Die Ausbildung ist bei allen die der Volksschule; sie sind
»im allgemeinen nach gleichen Lehrplänen, allerdings in acht- bis einklassigen Schu-
len unterrichtet«.380 »Bei der Auswahl der Fragen war der Wunsch maßgebend, aus allen
Wissensgebieten, die man im Allgemeinbesitz des Volkes vermuten dürfte, Stichproben
zu entnehmen, um auf diese Weise eine möglichst hohe Allgemeinleistung zu erzielen,
ein Resultat, welches einen wahren Durchschnitt des Inventars darstellt, das man zu
erwarten hat.«381 Darum wich Rodenwaldt von den gebräuchlichen Schematen
Sommers382 und Ziehens,383 die ihm zu viel enthielten, ab, indem er sich auf Fragen,
die den Besitz an Vorstellungen ermitteln, beschränkte. Und diese Fragen wählte er
nicht wie jene nach psychologischen, sondern wie es für diesen Zweck der Inventarauf-
nahme allein richtig erscheint, nach stofflichen Gesichtspunkten aus. Er fragte nach:
a) Lokalverhältnissen; b) Schulkenntnissen: 1. Rechenaufgaben, 2. Geographie, 3. Reli-
gion; c) sozialer Orientierung; d) geläufigen historischen Geschehnissen; e) aktuellen
Geschehnissen; f) naturgeschichtlichen Kenntnissen. Unter den Fragen waren einzelne
auch sehr geringem Kenntnisstande entsprechend; andere gab besonders Kenntnisrei-
chen Gelegenheit, ihr Wissen zu zeigen. Es waren überwiegend Fragen aus dem »Schul-
wissen«, aber auch eine Anzahl aus dem »Lebenswissen«. Nicht ganz entsprechend dem
ursprünglichen Plan fügte Rodenwaldt dieser Hauptmasse (155 Fragen) noch eine
kleine Anzahl (n) Unterschieds- und Definitionsfragen an, die mehr geeignet waren,
Rodenwaldt, Aufnahmen des geistigen Inventars Gesunder als Maßstab für Defektprüfungen bei
Kranken. Mon. f. Psych. u. Neur. 17, Ergänz. 17.1905.