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Jaspers, Karl; Marazia, Chantal [Editor]; Fonfara, Dirk [Editor]; Fuchs, Thomas [Editor]; Halfwassen, Jens [Editor]; Schulz, Reinhard [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Akademie der Wissenschaften zu Göttingen [Editor]; Schwabe AG [Editor]
Karl Jaspers Gesamtausgabe (Abteilung 1, Band 3): Gesammelte Schriften zur Psychopathologie — Basel: Schwabe Verlag, 2019

DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.69896#0268
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Die Methoden der Intelligenzprüfung und der Begriff der Demenz

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mit Mühe einige graziöse Bewegungen aneignen kann, so bringt es die für uns nicht
weiter rückführbare Fähigkeit des Organischen, hier des Psychischen zu zweckmäßi-
gen Bildungen mit sich, daß in der Seele des einen diese zweckmäßigen (für die
Erkenntnis oder für praktische Aufgaben) Gedankengebilde von selbst auftreten, in
der des anderen kaum zutage treten und nur durch gelernte, zum Teil mechanisierte
Denkzusammenhänge notdürftig ersetzt werden. Trotzdem haben wir in jenem spon-
tanen, instinktiven Zusammentreten der Vorstellungen noch nicht das eigentliche
Denken vor uns, wenn wir die bloßen Akte von den bewußten zu mitteilbaren Begrif-
fen gestalteten493 unterscheiden wollen. Wir können in Fortsetzung unserer früheren
Erörterungen über Assoziationen unterscheiden: 1. Vorstellungsschatz; 2. zweckmä-
ßiges Zusammentreten der Vorstellungen zu einem praktischen oder theoretischen
Ziel; 3. denkende Auflösung, Entwicklung und begriffliche Fixierung der Einfälle zu
nun erst mitteilbaren Gedanken; 4. Mechanisierung der Gedanken. Hiernach können
wir als einen besonderen Typus des Schwachsinnigen den »Denkmechanisierten« auf-
stellen, der weder Einfälle (2.) noch Denkvermögen (3.) besitzt, jedoch scheinbar,
soweit die Mechanisierung des in günstigem Milieu Gelernten reicht (»es ist ein Feh-
ler unserer Zeit, daß jeder Dummkopf etwas gelernt hat«),494 Einfälle hat und schein-
bar denkt, wenn er Gelerntes und mechanisiertes Gedachtes reproduziert.
Von jeher hat man das doppelte Bestreben gehabt, Grade und Typen des Schwach-
sinns aufzustellen. Bei der komplizierten Zusammensetzung dessen, was Schwachsinn
genannt wird, ist es einleuchtend, daß man Grade nicht für das Ganze, sondern nur
für einzelne Funktionen, für herausanalysierte Seiten der Intelligenz finden kann. Mit
manchen Methoden wird, wie wir sahen, der Versuch gemacht, den Grad sogar zah-
lenmäßig zu bestimmen'.495
Die Typen des Schwachsinns werden, während der Grad immer nur aus rein psycho-
logischen Gesichtspunkten bestimmt werden kann, auf zwei Wegen gesucht, deren
Unterschied zunächst scharf zu betonen ist, während vielleicht einmal beide zum sel-
ben Resultat führen werden: dem psychologischen und klinischen Wege. Der Unterschied
besteht darin, daß die psychologische Gliederung des Schwachsinns in Typen auf einer
besonderen Isolierung eines Gesichtspunktes beruht, während die klinische Einteilung

Für den gesamten Zustand der geistigen Leistungsfähigkeit hat man trotzdem auch versucht,
Grade dadurch abzustufen, daß man einen Vergleich mit den Entwicklungsstadien des Kindes durch-
führte. Diese Versuche sind eigentlich fehlgeschlagen und über den allgemeinen Gesichtspunkt,
der darin liegt, nicht hinausgekommen. Schon Sollier (Der Idiot und der Imbezille) betonte mit
Recht, daß erwachsene Schwachsinnige nicht stehengebliebene Kinder, sondern »Monstra«
sind. - Neuere Versuche, besondere Arten des Schwachsinns oder doch der Leistungsfähigkeit von
der Imbezillität als Infantilismus abzugrenzen (di Gaspero, Arch. f. Psych.), führen zu weit ins kli-
nische Gebiet, als daß sie uns hier beschäftigen könnten. - Für Einzelfunktionen haben sich Spal-
tungen, die in der Entwicklungs folge sichtbar werden, als geeignet zur Abgrenzung von Typen erwie-
sen, z.B. etwa bei Stern, die Sprachentwicklung in Substanz-, Aktions- und Relationsstadium, eine
Spaltung, die für die Typen der Aussagen beim Bildversuch brauchbar ist.
 
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