Die Trugwahrnehmungen
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Störungen in der Größenwahrnehmungrealer Gegenstände sind von Fischer eingehend
untersucht. Man beobachtet Mikropsie und Makropsie.745 Alle Gegenstände erscheinen
verkleinert oder vergrößert. Eine Kranke Fischers erzählt: »Es würde Ihnen auch wun-
derlich vorkommen, wenn alles plötzlich so groß wäre; es war alles wie in einem Rie-
senschloß«.746 Der Makropsie entsprechend wurde Mikrographie beobachtet (Pick,
Fischer). Die Kranken schreiben, da sie alles größer sehen, in einer Schrift, die in ihrer
vergrößerten Wahrnehmung ihrer gewohnten Größe entsprach, aber objektiv kleiner
war. In solchen Fällen ließ sich die Wahrnehmung der Größe durch Mittel wie Atro-
pin,747 Eserin748 und Gläser beeinflussen. Bei Mikropsie verhielt sich alles umgekehrt.
Ferner beobachtete Fischer (2)749 einen hysterischen Patienten, der in einem vorüber-
gehenden Verwirrtheitszustände alle Dinge und seine Halluzinationen verzerrt sah.
Von zwei gleich langen Stäben sah er den linken länger, Häuser und Gesichter waren
nach links zu größer, nach rechts zu kleiner, so daß alles schief aussah.
Eine eingehende experimentelle und psychologische Analyse der Fälle führte
Fischer zu folgenden Unterscheidungen: der muskulären Dysmegalopsie,750 die ihre Ursa-
che in peripheren Anomalien des Accomodationsapparates hat, stehen die von ihm
beschriebenen Störungen als nervöse Dysmegalopsie gegenüber. Unter letzterer trennte
er wieder zwei Arten, die er kortikale und transkortikale Dysmegalopsie nennt. Bei der
ersteren sind nur die Wahrnehmungen, nicht die Halluzinationen, bei der letzteren auch
die Halluzinationen dysmegalopisch verzerrt. Die ersteren folgen dem anatomisch-
physiologischen Schema, die letzteren halten sich nur an »psychische Gesetze«.
Di Gaspero veröffentlichte einen Fall von Halluzinose, in dem nur Menschen als
Riesen in erschreckenden Farben gesehen wurden, während die toten Gegenstände
normale Größe behielten.751 Bei ihm findet man die gesamte Literatur über Mikropsie
und Makropsie.
Interessante Phänomene teilt Löwenfeld unter Verwertung der Literatur mit dem
Namen Zwangsempfindungen mit (S. 176 ff.). Ein Kranker hat das Gefühl, als ob das Plu-
meau, mit dem er zugedeckt ist, von ungeheurer Größe und Schwere sei. Wenn er eine
Person ein Bündel Heu tragen sah, schien es ihm, als trage dieselbe ein ganzes Fuder.
Hier ist die Unterscheidung zwischen | Gefühlen, als ob etwas sei, von leibhaftigen
sinnlichen Erlebnissen schwierig. Merkwürdig sind die Beobachtungen über Verdopp-
lung der Halluzinationen bei seitlichem Verschieben des einen Bulbus oder durch vorge-
setzte Prismen (Hoche, Seppilli). Die Kranke Uhthoffs konnte ihre positiven Sko-
tome durch Bulbusverschiebung verdoppeln (während noch Halluzinationen
bestanden, war dies Phänomen noch nicht geprüft worden). Nachbilder werden durch
Bulbusverschiebung nicht verdoppelt. -
Die Qualität der Gesichtstäuschungen ist außerordentlich mannigfaltig. Man unter-
scheidet elementare (Lichtblitze, Funken, wirbelnde Sterne, Feuersäulen, Regenbogen-
farben etc.) und komplexe (Dinge, Gestalten, Bilder etc.), deutliche und schattenhafte,
zweidimensionale (Bilder) und dreidimensionale (Körperhaftes), durchsichtige und
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Störungen in der Größenwahrnehmungrealer Gegenstände sind von Fischer eingehend
untersucht. Man beobachtet Mikropsie und Makropsie.745 Alle Gegenstände erscheinen
verkleinert oder vergrößert. Eine Kranke Fischers erzählt: »Es würde Ihnen auch wun-
derlich vorkommen, wenn alles plötzlich so groß wäre; es war alles wie in einem Rie-
senschloß«.746 Der Makropsie entsprechend wurde Mikrographie beobachtet (Pick,
Fischer). Die Kranken schreiben, da sie alles größer sehen, in einer Schrift, die in ihrer
vergrößerten Wahrnehmung ihrer gewohnten Größe entsprach, aber objektiv kleiner
war. In solchen Fällen ließ sich die Wahrnehmung der Größe durch Mittel wie Atro-
pin,747 Eserin748 und Gläser beeinflussen. Bei Mikropsie verhielt sich alles umgekehrt.
Ferner beobachtete Fischer (2)749 einen hysterischen Patienten, der in einem vorüber-
gehenden Verwirrtheitszustände alle Dinge und seine Halluzinationen verzerrt sah.
Von zwei gleich langen Stäben sah er den linken länger, Häuser und Gesichter waren
nach links zu größer, nach rechts zu kleiner, so daß alles schief aussah.
Eine eingehende experimentelle und psychologische Analyse der Fälle führte
Fischer zu folgenden Unterscheidungen: der muskulären Dysmegalopsie,750 die ihre Ursa-
che in peripheren Anomalien des Accomodationsapparates hat, stehen die von ihm
beschriebenen Störungen als nervöse Dysmegalopsie gegenüber. Unter letzterer trennte
er wieder zwei Arten, die er kortikale und transkortikale Dysmegalopsie nennt. Bei der
ersteren sind nur die Wahrnehmungen, nicht die Halluzinationen, bei der letzteren auch
die Halluzinationen dysmegalopisch verzerrt. Die ersteren folgen dem anatomisch-
physiologischen Schema, die letzteren halten sich nur an »psychische Gesetze«.
Di Gaspero veröffentlichte einen Fall von Halluzinose, in dem nur Menschen als
Riesen in erschreckenden Farben gesehen wurden, während die toten Gegenstände
normale Größe behielten.751 Bei ihm findet man die gesamte Literatur über Mikropsie
und Makropsie.
Interessante Phänomene teilt Löwenfeld unter Verwertung der Literatur mit dem
Namen Zwangsempfindungen mit (S. 176 ff.). Ein Kranker hat das Gefühl, als ob das Plu-
meau, mit dem er zugedeckt ist, von ungeheurer Größe und Schwere sei. Wenn er eine
Person ein Bündel Heu tragen sah, schien es ihm, als trage dieselbe ein ganzes Fuder.
Hier ist die Unterscheidung zwischen | Gefühlen, als ob etwas sei, von leibhaftigen
sinnlichen Erlebnissen schwierig. Merkwürdig sind die Beobachtungen über Verdopp-
lung der Halluzinationen bei seitlichem Verschieben des einen Bulbus oder durch vorge-
setzte Prismen (Hoche, Seppilli). Die Kranke Uhthoffs konnte ihre positiven Sko-
tome durch Bulbusverschiebung verdoppeln (während noch Halluzinationen
bestanden, war dies Phänomen noch nicht geprüft worden). Nachbilder werden durch
Bulbusverschiebung nicht verdoppelt. -
Die Qualität der Gesichtstäuschungen ist außerordentlich mannigfaltig. Man unter-
scheidet elementare (Lichtblitze, Funken, wirbelnde Sterne, Feuersäulen, Regenbogen-
farben etc.) und komplexe (Dinge, Gestalten, Bilder etc.), deutliche und schattenhafte,
zweidimensionale (Bilder) und dreidimensionale (Körperhaftes), durchsichtige und
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