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Jaspers, Karl; Marazia, Chantal [Hrsg.]; Fonfara, Dirk [Hrsg.]; Fuchs, Thomas [Hrsg.]; Halfwassen, Jens [Hrsg.]; Schulz, Reinhard [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Akademie der Wissenschaften zu Göttingen [Hrsg.]; Schwabe AG [Hrsg.]
Karl Jaspers Gesamtausgabe (Abteilung 1, Band 3): Gesammelte Schriften zur Psychopathologie — Basel: Schwabe Verlag, 2019

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https://doi.org/10.11588/diglit.69896#0460
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Kausale und »verständliche« Zusammenhänge

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des Tages Licht tat ihnen weh und sie zogen wieder ab. Da kamen die des Tages aber ich war
nicht mehr in meinem Zimmer. Und diese ganze Sache soll so herbei geführt worden sein, in
dem ich gesagt haben soll Senn Sadorie' das hätte mich beanlagt, mich mit der bösen Geisterwelt
in Verbindung zu bringen. Mir wurde dann mitgeteilt, ich hätte sollen das Senn weglassen, und
Sadorie Marckius sagen sollen.
Es ist dann den Befehlshaber der Nacht gefahren gekommen, in einem Korb Dienstagsmittags
um zwölfuhr und wollte mich abholen. Er sprach, ich solle auf das Dach kommen, und soll mit-
fahren, ich sprach ich kann nicht auf das Dach, indem ich noch Fleisch und Blut bin.
| Hier wurde die Selbstschilderung unterbrochen. Den weiteren Verlauf lernte man nur münd- 35p
lieh kennen, wobei jedoch von Tag zu Tag mehr die Weigerung, Auskunft zu geben, hervortrat.
Wir schildern zunächst den weiteren Inhalt des Erlebens, um dann über den allgemeinen see-
lischen Zustand das, was sich feststellen ließ, zu berichten.
Die in der Selbstschilderung zuletzt geschilderte Situation wurde unterbrochen als um 2 Uhr
ein Wärter, den der Kranke sofort wiedererkannte, ihn in einem Sanitätswagen zum Mannhei-
mer Krankenhause brachte. Im Krankenhause verlangte er sofort nach Heidelberg. An der Pforte
wurde er nach Personalien gefragt und dann in eine Zelle gebracht.
In der Zelle hörte er, alle Leute müßten ins Krankenhaus, weil er darin sei. Er hörte dauernd
das Tor öffnen und schließen, Wagenrasseln. Er hörte die Stimme des Arztes: den schaffen wir
nach Heidelberg, er hat’s verlangt.
Der Befehlshaber der Nacht erschien wieder mit schwarzem Barte, dunklen Augen, dunklen
Kleidern, langen Stiefeln, hatte einen photographischen Apparat in der Hand, den er zum Fen-
ster hineinließ. Der Kranke stand im Hellen und mußte hineinsehen. Der Kranke als »brillanter
König der Sonne« war für den Tag gleichsam dasselbe, was jener für die Nacht war. Der forderte
nun den Kranken auf, seine Stelle einzunehmen, der Befehlshaber der Nacht wolle bei Tag befeh-
len, weil Klink krank sei. Sie wechselten die Stellung. Dann sagte der Befehlshaber der Nacht, es
sei Tarifbruch, ein dem Kranken rätselhafter Tatbestand. Der Befehlshaber der Nacht hatte ohne
Erlaubnis des Befehlshabers der Gebirgspartie (des Obersten von allen Personen, die vorkamen)
bei Tag befohlen. Der Kranke antwortete, er habe nichts vereinbart.
Zwischen 8 und 9 Uhr abends hörte er seine Frau. Sie sagte, er habe 30 fahre Gefängnis gekriegt.
Er sah die Frau als Photographie im Fenster. Er meinte, sie sei in Wirklichkeit in der Zelle
nebenan. Er sagte ihr, er sei noch nicht zur Verhandlung gekommen, er nähme nichts an. Mit
der Frau unterhandelte er. Sie bat um Verzeihung, er sagte: erst wenn die Strafe herum ist. Wegen
eines Gepolters sollten dann seine Frau und er geköpft werden. Er hört, wie seine Frau gepackt
wurde. Da erschien wieder der Befehlshaber der Nacht und sagte, es geschehe ihm nichts. Er hörte
den Henkerklotz fortschaffen. Der Befehlshaber der Nacht photographierte sein Frau. Diese hing
plötzlich am Ofenloch wie eine Wachspuppe. Er hörte sie aber weglaufen und sah sich selbst
am Loch hängen und wurde photographiert. Der Befehlshaber der Nacht photographierte den
Klink, um dessen Gesicht für sich zu gewinnen, so lange er auch am Tage befiehlt, bis Klink
gesund sei.
Am Oberlicht sah er jetzt einen Korb und darin einen Kopf mit Schnurrbart, der mit ihm sprach
und ihm sagte, der Geist der Nacht habe Tarifbruch begangen, der werde umgebracht werden,
auch der Kranke werde wegen Tarifbruch erschossen. Es kamen zwei Riemen, die ganze Zelle mit

Das Wort ist ihm gänzlich rätselhaft. Er hat es in der Psychose sagen hören. Ob das Wort einmal
in seiner Lektüre vorgekommen ist, weiß er nicht.
 
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