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Jaspers, Karl; Marazia, Chantal [Hrsg.]; Fonfara, Dirk [Hrsg.]; Fuchs, Thomas [Hrsg.]; Halfwassen, Jens [Hrsg.]; Schulz, Reinhard [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Akademie der Wissenschaften zu Göttingen [Hrsg.]; Schwabe AG [Hrsg.]
Karl Jaspers Gesamtausgabe (Abteilung 1, Band 3): Gesammelte Schriften zur Psychopathologie — Basel: Schwabe Verlag, 2019

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https://doi.org/10.11588/diglit.69896#0539
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Stellenkommentar

Himmelsheimweh bezeichnet die Sehnsucht nach dem Jenseits.
Vgl. F. Maack: Heimweh und Verbrechen. Ein Beitrag zum Strafgesetzbuch, Leipzig 1894.
Mit höchster Wahrscheinlichkeit sind damit Albrecht von Hallers Disputationes ad morbo-
rum historiam etcurationem facientes (Lausanne 1757) gemeint. Es handelt sich hier um eine
Sammlung von älteren Dissertationen, die Haller für wissenschaftlich bedeutend hielt und
deshalb neu herausgab. Die Sammlung enthält auch Johannes Hofers Arbeit von 1688, die
Haller allerdings um zehn Jahre vordatiert, was zu Verwirrungen führte (vgl. hierzu Stellen-
kommentar, Nr. 23, und Bolzinger, Histoire, 37-44). Von Haller erschien postum der Eintrag
»Nostalgie« in: Supplementä l’Encyclopedie[...], Bd. 4, Amsterdam 1779, 57.
Vgl. C. v. Linne: Genera morborum in auditorum usum publicata, Upsala 1763. - Linne ordnet
das Heimweh der Klasse der Nervenkrankheiten (nervini) zu. Diese lassen sich wiederum in
Krankheiten, welche die Wahrnehmung, das Urteilsvermögen (judicii mentales) und die
Bewegung betreffen, untergliedern. Das Heimweh gehört zur Klasse der mentales, da es sich
durch eine judicii alienatio, eine Verwirrung des Urteilsvermögens, auszeichnet.
Skorbut tritt bei langfristigem Vitamin-C-Mangel auf.
Nach der antiken Humoralpathologie (auch Vier-Säfte-Lehre) war jede Krankheit auf ein
Ungleichgewicht der vier Lebensträger (Blut, Schleim, gelbe und schwarze Galle) zurück-
zuführen. Ein Überfluss der schwarzen Galle löste die Melancholie (wtl. >Schwarzgalligkeit<)
aus.
Zur Anmerkung: Benoist de la Grandiere: Nostalgie, 136, liefert keine genaueren Angaben zu
van Swieten. Letzterer behandelt die Frage in: G. van Swieten: Kurze Beschreibung und Hei-
lungsart der Krankheiten welche am öftesten in dem Feldlager beobachtet werden, Wien u.a. 1758.
In den maßgeblichen Nosologien von Sauvages, Linne und Cullen wird das Heimweh expli-
zit von der Melancholie getrennt. Beide Krankheiten sind sogar in anderen Klassen verortet.
Heimweh ist nach Bunke »historisch, defmitorisch und systematisch von der Melancholie
getrennt« (Bunke: Heimweh, 79).
Francois Boissier de Sauvages rubriziert das Heimweh in seiner Pathologia Methodica seu de Cog-
noscendis Morbis, Amsterdam 1752, unter die »Morbi in voluntate vel cupiditate depravatis«.
J. B. Michael E. von Sagar ordnet in seinem Systema morborum symptomaticorum secundum
Nasses, ordines, genera etspecies cum characteribus, differentiis et therapiis, Wien 1776, 732-733,
die Nostalgia in Anlehnung an Sauvages den »morositates, cupiditates aut aversationes
depravatae« zu, also den unverhältnismäßigen Begierden nach einer Sache, die an sich nichts
Begehrenswertes hat.
Vgl. S. G. Vogel: Ein Beitrag zur gerichtsärztlichen Lehre von der Zurechnungs fähigkeit, Stendal
1825,163-167.
Morositas, pervigilio, anorexia, asthenia = respektive Verdrießlichkeit, Schlaflosigkeit, Inap-
petenz und Kraftlosigkeit.
Wahrscheinlich J. Ph. Roth: Lexicon Chirurgicum seu nomenclatura Latino-Germanica ordine
alphabetico posita, Leipzig 1707.
Wohl Medicinisches Hand-Lexicon, worinn alle Krankheiten, die verschiedenen, und jeder Krankheit
insbesondere eigenthümlichen Kennzeichen, die sichersten Vorbauungs- und wirksamsten Heilungs-
mittel wider dieselbe, sammt einem vollständigen Unterrichte, um im Nothfalle sein eigener Arzt seyn
zu können, auf eine jedermann faßliche Art vorgetragen werden; alles aus den Werken der berühm-
testen Aerzte gesammelt, und mit einer Menge specifischer Arzeneyen wider viele Krankheiten verse-
hen. Nach der vierten französischen Aufl. übersetzt von V. Mösl, Bd. 1, Augsburg 1782, 488.
 
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