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Stellenkommentar
bemerken. Die Ausdehnung unseres Wissens über das weite Reich unbemerkten Seelenle-
bens, die Aufhellung des Seelenlebens für das Bewußtsein ist eine wichtige Aufgabe der Psy-
chologie« (Allgemeine Psychopathologie [1913], 16).
832 Zur Anmerkung: Vgl. W. Hellpach: »Unbewußtes oder Wechselwirkung: eine Untersuchung
über die Denkmöglichkeit der psychologischen Deutungsprinzipien«, in: Zeitschrift für Psy-
chologie und Physiologie der Sinnesorgane 48 (1908) 238-258,321-384.
833 Der französische Pathologe Jean-Martin Charcot (1825-1893) gilt als Begründer der Neuro-
logie.
834 Jaspers nahm später wiederholt Stellung zu Sigmund Freud und der Psychoanalyse. Die hier
geäußerte Kritik milderte er in der ersten Auflage der Allgemeinen Psychopathologie ab: Hier
zählt Jaspers Freud zu den »hervorragendsten verstehenden Psychologen« (Allgemeine Psy-
chopathologie [1913], 150). Seit der zweiten Auflage bewertet Jaspers die Psychoanalyse
zunehmend kritisch: Freud sei »in seinen verstehenden Zurückführungen von einer eigen-
tümlichen Ungeistigkeit« (vgl. Allgemeine Psychopathologie [1920], 292). In der vierten Auf-
lage wird Jaspers der Psychoanalyse jedes Verdienst um die Verstehende Psychologie abspre-
chen. Zu Jaspers’ Einschätzung Freuds und der Psychoanalyse vgl. auch Korrespondenzen 1,
35-36, 397. Zu seiner Kritik der Psychoanalyse - auch über seine psychiatrischen Arbeiten
hinaus - vgl. M. Bormuth: Lebensführung in der Moderne. Karl Jaspers und die Psychoanalyse,
Stuttgart 2002.
835 Der griechische Philosoph und Naturforscher Theophrastos von Eresos (um 371 - um
287 v.Chr.) war Schüler und Nachfolger des Aristoteles als Leiter der peripatetischen Schule.
Das einzige vollständig überlieferte Werk Theophrasts sind seine Charakterbilder (Theophrast:
Charaktere. Griechisch/deutsch, übersetzt und hg. von D. Klose, Stuttgart 2016).
836 Michel Eyquem de Montaigne (1533-1592), Jean de La Bruyere (1645-1696), Frangois de La
Rochefoucauld (1630-1680), Luc de Clapiers de Vauvenargues (1715-1747) und Sebastien
Roch Nicolas Chamfort (1740-1794) zählen zu den bedeutendsten Vertretern der französi-
schen Moralistik.
837 Schon während des Studiums hatte Jaspers in seinem Tagebuch (28. 01. 1905) Friedrich
Nietzsche als Psychologen gewürdigt: »Ich las in letzter Zeit Nietzsches Zarathustra. [...] alle
Urteile sind zwar sicher von grosser Einseitigkeit, aber fasst man sie nicht als absolut wahr
auf, sondern als Ausdruck bestimmter seelischer Zustände, wird man sie von grosser Bedeu-
tung finden. Ein grosser Psycholog scheint mir Nietzsche zu sein; seine Schilderung [en] psy-
chologischer Zustände u. Vorgänge sind sehr wahr und ergreifend und in den scheinbar ver-
kehrtesten Aussprüchen [?] finde ich Bestätigungen für die Lipps’schen Anschauungen über
das Streben der Individualität nach freiem sich Ausleben, nach Vervollkommnung« (»Tage-
buch 1905-1909«, DLA, A: Jaspers). Einige Jahre später machte Jaspers Nietzsche zum Gegen-
stand seiner Vorlesungen: Er las über »Nietzsche als Psychologen« (Sommersemester 1916)
und »Psychologie des abnormen Seelenlebens. Psychologische Übungen (über Nietzsche)«
(Sommersemester 1918). Vgl. H. F. Fulda: »Der Philosoph Karl Jaspers«, in: J.-F. Leonhard
(Hg.): Karl Jaspers in seiner Heidelberger Zeit, Heidelberg 1983,83-123, hier: 103. Zu Lipps siehe
Stellenkommentar, Nr. 363.
838 Vgl. F. Nietzsche: Menschliches, Allzumenschliches - Ein Buch für freie Geister (1878); Morgenröte.
Gedanken über die moralischen Vorurteile (1881); Die fröhliche Wissenschaft (1882) und Zur
Genealogie der Moral. Eine Streitschrift (1887).
839 Zu Janet vgl. Stellenkommentar, Nr. 816.
Stellenkommentar
bemerken. Die Ausdehnung unseres Wissens über das weite Reich unbemerkten Seelenle-
bens, die Aufhellung des Seelenlebens für das Bewußtsein ist eine wichtige Aufgabe der Psy-
chologie« (Allgemeine Psychopathologie [1913], 16).
832 Zur Anmerkung: Vgl. W. Hellpach: »Unbewußtes oder Wechselwirkung: eine Untersuchung
über die Denkmöglichkeit der psychologischen Deutungsprinzipien«, in: Zeitschrift für Psy-
chologie und Physiologie der Sinnesorgane 48 (1908) 238-258,321-384.
833 Der französische Pathologe Jean-Martin Charcot (1825-1893) gilt als Begründer der Neuro-
logie.
834 Jaspers nahm später wiederholt Stellung zu Sigmund Freud und der Psychoanalyse. Die hier
geäußerte Kritik milderte er in der ersten Auflage der Allgemeinen Psychopathologie ab: Hier
zählt Jaspers Freud zu den »hervorragendsten verstehenden Psychologen« (Allgemeine Psy-
chopathologie [1913], 150). Seit der zweiten Auflage bewertet Jaspers die Psychoanalyse
zunehmend kritisch: Freud sei »in seinen verstehenden Zurückführungen von einer eigen-
tümlichen Ungeistigkeit« (vgl. Allgemeine Psychopathologie [1920], 292). In der vierten Auf-
lage wird Jaspers der Psychoanalyse jedes Verdienst um die Verstehende Psychologie abspre-
chen. Zu Jaspers’ Einschätzung Freuds und der Psychoanalyse vgl. auch Korrespondenzen 1,
35-36, 397. Zu seiner Kritik der Psychoanalyse - auch über seine psychiatrischen Arbeiten
hinaus - vgl. M. Bormuth: Lebensführung in der Moderne. Karl Jaspers und die Psychoanalyse,
Stuttgart 2002.
835 Der griechische Philosoph und Naturforscher Theophrastos von Eresos (um 371 - um
287 v.Chr.) war Schüler und Nachfolger des Aristoteles als Leiter der peripatetischen Schule.
Das einzige vollständig überlieferte Werk Theophrasts sind seine Charakterbilder (Theophrast:
Charaktere. Griechisch/deutsch, übersetzt und hg. von D. Klose, Stuttgart 2016).
836 Michel Eyquem de Montaigne (1533-1592), Jean de La Bruyere (1645-1696), Frangois de La
Rochefoucauld (1630-1680), Luc de Clapiers de Vauvenargues (1715-1747) und Sebastien
Roch Nicolas Chamfort (1740-1794) zählen zu den bedeutendsten Vertretern der französi-
schen Moralistik.
837 Schon während des Studiums hatte Jaspers in seinem Tagebuch (28. 01. 1905) Friedrich
Nietzsche als Psychologen gewürdigt: »Ich las in letzter Zeit Nietzsches Zarathustra. [...] alle
Urteile sind zwar sicher von grosser Einseitigkeit, aber fasst man sie nicht als absolut wahr
auf, sondern als Ausdruck bestimmter seelischer Zustände, wird man sie von grosser Bedeu-
tung finden. Ein grosser Psycholog scheint mir Nietzsche zu sein; seine Schilderung [en] psy-
chologischer Zustände u. Vorgänge sind sehr wahr und ergreifend und in den scheinbar ver-
kehrtesten Aussprüchen [?] finde ich Bestätigungen für die Lipps’schen Anschauungen über
das Streben der Individualität nach freiem sich Ausleben, nach Vervollkommnung« (»Tage-
buch 1905-1909«, DLA, A: Jaspers). Einige Jahre später machte Jaspers Nietzsche zum Gegen-
stand seiner Vorlesungen: Er las über »Nietzsche als Psychologen« (Sommersemester 1916)
und »Psychologie des abnormen Seelenlebens. Psychologische Übungen (über Nietzsche)«
(Sommersemester 1918). Vgl. H. F. Fulda: »Der Philosoph Karl Jaspers«, in: J.-F. Leonhard
(Hg.): Karl Jaspers in seiner Heidelberger Zeit, Heidelberg 1983,83-123, hier: 103. Zu Lipps siehe
Stellenkommentar, Nr. 363.
838 Vgl. F. Nietzsche: Menschliches, Allzumenschliches - Ein Buch für freie Geister (1878); Morgenröte.
Gedanken über die moralischen Vorurteile (1881); Die fröhliche Wissenschaft (1882) und Zur
Genealogie der Moral. Eine Streitschrift (1887).
839 Zu Janet vgl. Stellenkommentar, Nr. 816.