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Die Berge zu beiden Ufern des Indus sind für ihren Wildreichtum bekannt, wobei vor allem der Stein-
bock (Uopra (bex vNnc%) und die Schraubenziege/Markhor (Capra/h/concn) gejagt werden. Dagegen bie-
tet die wüstenartige Trockenheit des Industales lediglich Kriechtieren wie Agamen und Schlangen sowie
kleinen Nagetieren Lebensraum. An größeren Vögeln sind zahlreiche Raubvögel (Bussarde, Milane) und
Steinhühner (A/ccton'j c/mkar c/m/azr) zu beobachten, die in Scharen zur Wasseraufnahme aus den Bergen
zum Indus kommen.
Als Folge des trocken-heißen Klimas in dieser Region bildete sich auf der Oberfläche der Granitfelsen
der sogenannte 'Wüstenlack', der die ursprünglich zumeist hellgrauen Steine als dunkelbraune Patina
überzieht.^ Wird diese dünne Schicht z.B. durch Picken mit einem Stein verletzt, kommt der helle Unter-
grund wieder zum Vorschein. Dieser Umstand ermöglicht es, eine kontrastreiche Zeichnung anzufertigen.
Als Werkzeug wurde in der Regel ein Stein verwendet. Bei einigen der mit besonders feinen Linien aus-
geführten Zeichnungen und Inschriften dürfte ein Metallgerät verwendet worden sein.^ Nachdem eine
Zeichnung angefertigt worden ist, bildet sich auf ihr eine neue Patina, die je nach Alter unterschiedlich
stark ist und damit einhergehend verschiedene Farbtönungen aufweist.
Die Station erstreckt sich über eine Länge von über einem Kilometer (Karten 2 und 3).^ Die mit Gravu-
ren versehenen Steine liegen, ihrer Anordnung nach zu schließen, wohl zu beiden Seiten eines alten We-
ges, von dem jedoch keine Spuren erhalten sind. Etwa 50 m oberhalb davon verläuft entlang der Telefon-
leitung der alte Fahrweg, der 1978 von dem weitere 50 m höher gelegenen 'Karakorum Highway' ersetzt
wurde. Die Breite der Station beträgt in der Regel nicht mehr als 50 m, wobei einzelne Steine auch wei-
ter entfernt liegen. Im östlichen Teil fällt das Gelände flach zum Indus ab, bei Hochwasser im Sommer
liegen einige Steine direkt am Ufer. Im westlichen Teil verläuft der Hang steiler, die Felsbilder finden
sich hier auf den Steinen oberhalb einer Abbruchkante. Eine etwas isolierte Gruppe von Steinen (90-95)
befindet sich weiter östlich, oberhalb des Karakorum Highways (Karte 4).
Bei Oshibat handelt es sich also nicht um eine geschlossene Anhäufung von mit Ritzungen versehenen
Steinen, wie beispielsweise in Shatial I, sondern im wesentlichen um eine Reihe von Steinen, die zu bei-
den Seiten eines alten Weges liegen. Eine Ausnahme davon bildet die Ansammlung von Gravuren um
Stein 18 (Tafel II und III). Ganz allgemein läßt sich sagen, daß sich die größte Anzahl von Petroglyphen
auf Steinen im östlichen Teil der Station konzentriert. Zu berücksichtigen ist auch, daß das Gelände
durch die Schuttfächer mehrerer Erosionsrinnen unterbrochen wird. An diesen Stellen gibt es keine grö-
ßeren, für die Anfertigung von Felsbildern geeigneten Felsblöcke. Auch dies ist ein Grund für die un-
gleichmäßige Streuung der Gravuren.

4 Siehe WnALLEY 1983: 197ff.
5 Im folgenden werden die Begriffe Gravur, Zeichnung, Ritzung etc. gleichbedeutend verwendet, obgleich sie streng-
genommen teilweise nicht korrekt sind. Eine Gravur würde die Verwendung eines entsprechenden Werkzeugs vorausset-
zen. Eine Zeichnung dagegen ist eine mit einem Stift etc. auf einer Oberfläche angebrachte Darstellung. Diese Termini
wie auch das Wort 'Felsbild' sind in der einschlägigen Literatur jedoch durchaus gebräuchlich (siehe auch im engl, 'carv-
ing', 'bruising' etc.).
6 In diese Berechnung nicht eingeschlossen ist eine kleine isolierte Gruppe von mit Gravuren bedeckten Steinen (90-95), die
weiter östlich oberhalb des Karakorum Highway im Hang liegen. Einer dieser Felsblöcke (95) ist besonders groß. An sei-
ner Nordseite und ein Stück darüber hinaus sind weitere Steine mauerartig aufgeschichtet. Diese sowie die Oberseite des
Felsblockes sind übersät mit unzähligen etwa faustgroßen Kieseln, die von Vorübergehenden darauf gelegt wurden (ebenso
wie bei Stein 18). Auf dem 'Mäuerchen' lag zum Zeitpunkt der Dokumentation ein Steinbockhorn.
 
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