Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
17

deren inhaltliche Aussage sich jedoch einer Deutung entzieht. Auszunehmen hiervon sind Menschengrup-
pen, die durch ihre Anordnung und/oder Körperhaltung eine Thnzszene implizieren.
Die einzige Szene möglicherweise .$exMe//en Inhalts in Oshibat, abgesehen von den beiden fraglichen Fäl-
len in der Gruppe 'Unklar', könnte einen sodomischen Akt zwischen einem Mann und einem Caprinus
darstellen. Die Zeichnung ist jedoch leider sehr undeutlich.
Die &üp%-Szenen finden sich nur im östlichen Teil der Station. Anders als z.B. in Thalpan-Ziyarat oder
Shatial I, wo neben Stupa-Darstellungen nicht selten Stifter oder Adoranten eingeritzt wurden, ist dies
in Oshibat nur einmal der Fall (Szene 2:A, Taf. 32 und I). Ansonsten ergibt sich der szenische Zusam-
menhang nur durch die unmittelbare Nachbarschaft einer oder mehrerer gleich patinierter Zeichnungen.
Eine inhaltliche Zusammengehörigkeit ist nicht immer zwingend (z.B. bei Szene 4:A, Taf. 32), ist in ande-
ren Fällen - Kombination Stüpa mit buddhistischen Glückssymbolen (3:A, Taf. 32 und 18:A, Taf. 33) -
jedoch einleuchtend. Eine gewisse Subjektivität durch die Bearbeiter bei der Auswahl der wohl zusam-
mengehörigen Zeichnungen ist allerdings bei Szenen, insbesondere auf mit Gravuren übersäten Steinen,
nie ganz auszuschließen.
Die TYerszenen bestehen teilweise nur aus zwei oder mehr Tieren und zuweilen einem Menschen (z.B.
18:E, Taf 34), der aber nicht als Jäger dargestellt wurde. Es könnte sich hierbei in manchen Fällen (z.B.
39:D, Taf. 35) um Hirten mit ihrer Ziegenherde handeln. Zwei Tierszenen (47: A, 51:A; beide Taf. 36),
die einander gegenüber stehende Caprini darstellen, zeigen vermutlich den u.a. für die Ziegenartigen ty-
pischen Kommentkampf.

ABSCHLIESSENDE BEMERKUNGEN
Die Betrachtung der einzelnen Themenkomplexe macht deutlich, daß es sich bei den Felsbildern der Sta-
tion Oshibat um ein aus verschiedenen Zeiten stammendes 'buntes Gemisch' handelt. Im Gegensatz dazu
sind Stationen wie etwa Chilas I oder Shing-Nala bekannt, die mehr oder weniger rein buddhistisch ge-
prägt sind. Viele der Gravuren stammen allerdings auch in Oshibat aus der Zeit, in der die Inschriften
angefertigt worden sind. Wesentlich älter sind nur die Riesendarstellungen sowie einige Hand- und Fuß-
abdrücke und eine Tierzeichnung. Am jüngsten sind die erst vor wenigen Jahren entstandenen Urdu-In-
schriften, die hier nur der Vollständigkeit halber dokumentiert wurden.
Es stellt sich nun die Frage, warum es die Station Oshibat überhaupt gibt, hier, an einem Platz, der unbe-
wohnt ist und an dem es aller Wahrscheinlichkeit nach auch früher keine Siedlung gab, an dem kein Bach
in den Indus mündet, wo vermutlich kein End- oder Anfangspunkt einer Reiseroute war, einem Platz, der
sich vor anderen, die nach wie vor unberührte Steinwüste sind, durch nichts auszeichnet. Stein 18 und
dem neben ihm angelegten Heiligengrab kommt in dieser Hinsicht mit Sicherheit besondere Bedeutung
zu. Es ist nicht bekannt, aus welcher Zeit es stammt, es ist jedoch anzunehmen, daß es nicht ohne Grund
hier errichtet wurde. Jettmars Vermutung, Stein 18 könnte schon früher ein lokales Heiligtum gewesen
sein, wird dadurch gestützt, daß auf diesem Felsblock zahlreiche Brähmi-Inschriften und andere Ritzun-
gen zwei prähistorische Riesendarstellungen überlagern. Dieser Umstand ist nun ein eindeutiges Indiz
dafür, daß lange bevor die Autoren der Inschriften diesen Weg entlangzogen, der Platz oder auch nur der
Stein von der einheimischen Bevölkerung in irgendeiner Weise verehrt wurdet
33 Da die Verehrung von Steinen als Personifikation von Gottheiten im indischen Kulturraum weit verbreitet ist, manifestiert
sich hier unter Umständen ein Einfluß aus dieser Region.
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften