Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
21

schon jetzt eine etwas genauere Datierung gewagt werden (4:1, 17:2, 18:48, 18:98; 81:2, 87:1), wenn bei-
spielsweise die für einen groben Zeitansatz wichtigen Zeichen ma oderya Vorkommen. Allein eine umfas-
sende Untersuchung der Paläographie kann vielleicht zu weiteren Datierungen führen. Doch ist dafür das
Vorliegen einer Gesamtausgabe aller Inschriften vom Oberen Indus Vorbedingung.
Weiter erschwert wird die Deutung der Inschriften durch ihren Charakter. Denn es handelt sich aus-
schließlich um Privatinschriften, die nach aller Erfahrung weit weniger sorgfältig als öffentliche ausgeführt
werden. Letztere sind im gesamten Gebiet des Oberen Indus bekanntlich selten. Besonders die Inschrif-
ten von Hatun/ Danyor (unediert), oder Shigar^ können hier genannt werden, vielleicht auch die Vajra-
süra-Inschrift aus Chilas f und die Vaisravanasena-Inschriften aus Chilas neben einigen wenigen,
vielleicht halboffiziellen Texten. Die mangelnde Sorgfalt führt nicht selten zu Schreibfehlern, denen die
Epigraphik gewöhnlich ratlos gegenübersteht.^
Schließlich ist es nicht immer einfach, zwischen Deutbarem und Unverständlichem eine klare Unterschei-
dung zu treffen, selbst wenn eine Inschrift zweifelsfrei lesbar ist. Die Personennamen gagga (11:3) oder
fn Ja//aka^ya (18:115) beispielsweise bleiben insoweit unverständlich, als sich ihnen kein Appellativ zuord-
nen läßt. Andererseits können beide Namen wenigstens weitläufig an sogar aus Indien selbst bekanntes
Namengut typologisch angeschlossen werden, wenn man den in einer Inschrift aus Mandasor aus dem 6.
Jh. n. Chr. bekannten Personennamen Kakka vergleicht.
Teilweise gleicht die Menge des Materials derartige Mängel wieder aus. Daher kann eine wirkliche Wür-
digung unter onomastischen Gesichtspunkten erst nach dem Abschluß einer Gesamtausgabe aller Inschrif-
ten vom Oberen Indus in Angriff genommen werden. Erst dann wird sich zeigen, ob und in welchem Ma-
ße die altindische Namenkunde bereichert wird. Da auch die Namen aus Indien selbst noch völlig unzu-
reichend erschlossen sind^ besteht gegenwärtig noch eine doppelte Unsicherheit bei der Beurteilung von
vielleicht nur scheinbaren Besonderheiten in Namen vom Oberen Indus. So scheint es vorläufig so, daß
das Suffix -o/(7)a- für dies Material charakteristisch ist. Im Sanskrit erscheint es sehr selten und tritt nur
an unarische Wörter an7 Da es auch am Oberen Indus in Namen belegt ist, die sich nicht aus dem San-
skrit deuten lassen, kann es gleichsam von außen in das Sanskrit eingedrungen sein und zu Bildungen wie
Simhota, dem Namen eines der bedeutendsten Stifter in Chilas^ oder Jlvottaka usw. geführt haben. Gera-
de in den Kolophonen der Gilgit-Handschriften stößt man auf Bildungen wie Pevoti, Khusagota usw.,^
was auf einheimische Namenträger zu deuten scheint. Ähnlich unklar ist in Oshibat caaaacüa (10:2), wäh-
rend g/nyop/xya (18:3) ein aus dem Sanskrit gewonnener Name sein kann. Vorläufig darf man wohl davon
ausgehen, daß Personen, die einen auf -of(f)a- endenden Namen tragen, aus dem Gebiet des Oberen In-
dus stammen. Auffällig ist, daß auch der Name der Karkota-Dynastie in Kaschmir entsprechend gebildet
ist.
1 EI 30, 1953-54: 226-231.
2 v. HINÜBER 1989: PI. 135, Inschrift Nr. 67.
3 v. HINÜBER 1989: Pi. 123, Inschrift Nr. 62.
4 v. HINÜBER 1989: PI. 120f., Inschriften Nr. 59f.
5 Diese Probleme behandelt allgemein R.G. KENT, Cüäcüni Philadelphia 1926, und an einem beson-
deren Beispiel: H. Rix, Das letzte Wort der Duenos-Inschrift, MSTi 46, Festgabe für Karl Hoffmann Teil III, 1985,193-220,
bes. S. 194.
6 R. SCHMITT, Indische Namen I: Alt- und mittelindische Namen und O. V. HINÜBER, Indische Namen in Zentralasien bis
1000 n. Chr., Nr. 116 und 116a in: E. ElCHLER u.a, (Hg.), Nawen/b/'.yc/iMng, Ein intcnmEonn/ay 77nn<7bucA zur ß/Zgenieiuen
un<7 CMropüüc/mn (im Druck).
7 AiGr II 2, § 352.
8 v. HINÜBER 1989: 86.
9 Stil 5/6, 1980: 72 s.v. a/Eni/ofcna.
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften