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Neymeyr, Barbara; Nietzsche, Friedrich; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Mitarb.]
Historischer und kritischer Kommentar zu Friedrich Nietzsches Werken (Band 1,4): Kommentar zu Nietzsches "Unzeitgemässen Betrachtungen": III. Schopenhauer als Erzieher, IV. Richard Wagner in Bayreuth — Berlin, Boston: de Gruyter, 2020

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https://doi.org/10.11588/diglit.69928#0420
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Stellenkommentar UB IV WB 2, KSA 1, S. 438 393

beiden Riesen von Wotan vereinbarungsgemäß den erbeuteten Hort als Ersatz
für Freia. Der Fluch des Ringes, vor dem die Urmutter Erda Wotan warnt, wird
dann insofern wirksam, als Fafner seinen Bruder Fasolt wegen des Ringes er-
schlägt. Die Götter ziehen danach über eine Regenbogenbrücke in die Festung
Walhall ein, während die Rheintöchter über den Raub des Goldes klagen.
438, 4 Brünnhilde] Bei Brünnhilde handelt es sich um die Lieblingstochter des
Göttervaters Wotan aus der Oper Die Walküre, die den zweiten Teil von Wag-
ners Tetralogie Der Ring des Nibelungen bildet. Die Uraufführung dieser Oper
fand am 26. Juni 1870 in München statt, die Bayreuther Erstaufführung folgte
dann am 14. August 1876. Im ersten Akt dieser Oper gelangt der erschöpfte
Siegmund bei einem Gewittersturm zur Hütte Hundings und sucht dort Zu-
flucht. Dann findet ihn Sieglinde, die Ehefrau des vorübergehend abwesenden
Hausherrn Hunding, die den ausgehungerten Mann versorgt und sich von sei-
nem Anblick seltsam bewegt fühlt. Hunding stellt nach seiner Rückkehr miss-
trauisch eine auffallende Ähnlichkeit zwischen dem Fremden und seiner eige-
nen Frau fest, akzeptiert ihn aber dennoch kurzzeitig als Gast. Von Hunding
nach seiner Identität gefragt, gibt Siegmund eine ausweichende Antwort, in-
dem er sich den sprechenden Namen Wehwalt als Pseudonym zulegt und in
Kurzform Stationen seiner Vorgeschichte skizziert. Dabei betont er seine exis-
tentielle Isolation und erklärt, er sei gemeinsam mit seinem Vater ruhelos in
menschenferner Einsamkeit umhergestreift. Zugleich erwähnt Siegmund auch
die Geburt seiner Zwillingsschwester sowie den Verlust von Mutter und
Schwester. Nun vermag Hunding in dem Gast den Mann zu erkennen, zu des-
sen Verfolgung ihn seine Verwandten animiert hatten. Er verlangt von ihm
Blutsühne in einem Zweikampf, der am nächsten Morgen stattfinden soll.
Siegmund wird durch Sieglinde auf eine im Wohnraum aufragende Esche
aufmerksam gemacht, in deren Stamm ein Schwert steckt, und erinnert sich
daraufhin an einen Hinweis seines Vaters, der ihm für den Augenblick größter
Not ein Schwert versprochen hat. Durch Sieglinde erfährt er, dass ein geheim-
nisvoller Fremder dieses Schwert, das nur dem Stärksten gehören solle, am
Tage ihrer Hochzeit in den Stamm gestoßen hat. In leidenschaftlicher Gefühls-
erregung erkennen sich Siegmund und Sieglinde nun als Zwillinge sowie als
Liebende, die dem Wälsungenstamm entsprossen sind. Jubelnd sinken sie
einander in die Arme. Siegmund gelingt es mit übermenschlicher Kraft, das
Schwert Notung aus dem Eschenstamm zu reißen. Dann stürmen beide hinaus
in die Frühlingsnacht: „So blühe denn, Wälsungenblut!"
Im zweiten Akt der Oper gibt der Gott Wotan seiner Lieblingstochter
Brünnhilde den Auftrag, den bevorstehenden Kampf mit Hunding zugunsten
Siegmunds zu entscheiden. Fricka als Hüterin der Ehe will ihren Mann Wotan
jedoch dazu überreden, den Normbruch des inzestuösen Zwillingspaars zu
 
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