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Neymeyr, Barbara; Nietzsche, Friedrich; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Mitarb.]
Historischer und kritischer Kommentar zu Friedrich Nietzsches Werken (Band 1,4): Kommentar zu Nietzsches "Unzeitgemässen Betrachtungen": III. Schopenhauer als Erzieher, IV. Richard Wagner in Bayreuth — Berlin, Boston: de Gruyter, 2020

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https://doi.org/10.11588/diglit.69928#0421
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394 Richard Wagner in Bayreuth

ahnden, indem er Siegmund und Sieglinde seinen Schutz entzieht. Vergeblich
versucht Wotan seiner Frau zu erklären, dass er Siegmund benötige, um den
Nibelungenring zurückzugewinnen. Im Verlauf des Gesprächs weist ihn Fricka
auch darauf hin, dass Siegmund kein freier Held sei, sondern als Geschöpf
Wotans existentiell von dessen Willen abhänge. Anschließend teilt Wotan
Brünnhilde die Geschichte des Ringes mit, erklärt ihr zugleich aber auch seine
eigene Unfähigkeit, ihn zurückzugewinnen, und widerruft seinen ersten Auf-
trag an sie, indem er ihr nun befiehlt, im Kampf die Wünsche Frickas zu erfül-
len. Brünnhilde eröffnet Siegmund die Aussicht auf seinen nahenden Tod und
den darauf folgenden Einzug in Walhall, der ihm allerdings nichts bedeutet,
wenn ihn nicht Sieglinde dorthin begleiten darf. Daher erhebt er das Schwert
Notung, um sie zu töten. Von der Allmacht der Liebe beeindruckt, gewährt ihm
die Walküre dann jedoch ihren Schutz. Beim anschließenden Zweikampf mit
Hunding schützt Brünnhilde Siegmund durch ihren Schild, bis Wotan er-
scheint und das Schwert Notung mit seinem Speer zerschlägt, so dass Hunding
seinen Gegner Siegmund überwältigen und töten kann. Brünnhilde rafft die
Trümmer Notungs zusammen und flieht mit Sieglinde auf dem Walkürenross.
Im dritten Akt erscheint Brünnhilde mit Sieglinde auf dem Walkürenfelsen
und erfleht von ihren Schwestern Schutz vor Wotan, der sie für ihren Ungehor-
sam bestrafen will. Als Sieglinde von Brünnhilde erfahren hat, dass sie mit
einem Wälsung schwanger ist, will sie sich selbst und ihr ungeborenes Kind
retten und eilt mit den Trümmern Notungs davon. Mit Blitz und Donner stürmt
nun Wotan heran: Er verbannt Brünnhilde und nimmt ihr die göttliche Kraft.
Brünnhilde versucht sich vor ihm zu rechtfertigen, indem sie einerseits betont,
ihre Tat sei durch Mitleid mit den Verfolgten motiviert gewesen, und anderer-
seits mutig darauf beharrt, dass sie den ursprünglichen Willen Wotans doch
vollstreckt habe. Dieser zeigt sich durch die Erklärung seiner Tochter zwar er-
schüttert, vermag aber die von ihm verhängte Strafe nicht zurückzunehmen.
Allerdings erfüllt er Brünnhilde immerhin den Wunsch nach einer entschei-
denden Abwandlung der Rahmenbedingungen: Aus dem tiefen Schlaf auf dem
Walkürenfelsen, zu dem er sie verurteilt hat, bis ein Mann sie erweckt, um sie
zu seiner Frau zu machen, soll nur der kühnste Held sie befreien können. Um
dies sicherzustellen, wird ein „Feuerzauber" inszeniert, der den Felsen der
Schlafenden mit einem Flammenmeer umbrandet. - Schon in der Geburt der
Tragödie spielt N. auf Wagners Oper Die Walküre an, wenn er von der „Erneu-
erung und Läuterung des deutschen Geistes durch den Feuerzauber der Musik"
spricht (KSA 1, 131, 18-19).
438, 5-7 es geht ein verbindender unterirdischer Strom von sittlicher Veredelung
und Vergrösserung durch alle hindurch, der immer reiner und geläuterter fluthet]
Mit dieser Aussage rekurriert N. darauf, dass die Protagonisten verschiedener
 
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