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Schmidt, Jochen; Kaufmann, Sebastian; Nietzsche, Friedrich; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Mitarb.]
Historischer und kritischer Kommentar zu Friedrich Nietzsches Werken (Band 3,1): Kommentar zu Nietzsches "Morgenröthe" — Berlin, Boston: de Gruyter, 2015

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https://doi.org/10.11588/diglit.70911#0165
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150 Morgenröthe

ßungen als „grosses Labsal für Übermüde und Verzweifelnde in der Wüste"
(60, 7 f.). Der erste Satz von Μ 64 knüpft daran an, indem er verschärfend be-
hauptet, das Christentum habe es auf diejenigen abgesehen, die „irgend wo-
durch überhaupt zur Verzweiflung zu bringen sind". Damit soll „Verzweiflung"
aus dem Interesse des Christentums geradezu wünschenswert erscheinen, weil
es erst dann seine Heilsverheißung den Menschen als Therapeutikum nahe
bringen könne. Für Pascal interessiert sich N. im Folgenden als Opfer des
Christentums, das ihn aufgrund des noch durch den Jansenismus verschärften
Sündenbewusstseins bis zu dem Grad in Gewissensqualen stürzte, dass er das
„Ich" als „hassenswert" empfand - N. zitiert immer wieder Pascals Ausspruch
„Le moi est häissable", auf den er auch in der vorausgehenden Μ 63 anspielt.
Was N. mit der „schneidendsten Erkenntniss" Pascals meint (63, 18), lässt sich
nicht sicher bestimmen, ist aber wahrscheinlich auf den genannten Ausspruch
zu beziehen. Pascals „zweite Verzweiflung" (63, 20) leitet N. aus der sog. ,zwei-
ten Konversion' Pascals ab.

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63, 22 Brahmanen- und Christenthum.] Für die „Gefühle der Macht"
(63, 23-25) interessiert sich N. auch in anderen Texten und in zahlreichen
nachgelassenen Notaten zur Morgenröthe, wobei sich schon der Übergang zum
„Willen zur Macht" abzeichnet. Vgl. Μ 96 und NK hierzu sowie M 112 und
Μ 113.

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64, 2 Fähigkeit der Vision.] Die generalisierenden Aussagen über das
Mittelalter, die N. trotz seiner nur marginalen Kenntnis dieser Epoche formu-
liert, sind von dem Versuch bestimmt, das Christentum am Beispiel der „Vi-
sion" zu pathologisieren. Am 15. 5. 1878 und am 26. 8. 1878 hatte N. aus der
Universitätsbibliothek Basel Wilhelm Scherers Geschichte der deutschen Dich-
tung im 11. und 12. Jahrhundert entliehen.

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64, 14 Preis der Gläubigen.] Der „Preis", um den die Gläubigen, wie es
am Ende heißt, gekauft werden, ist der Himmel, der ihnen dafür verheißen
wird, dass sie glauben.
 
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