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Schmidt, Jochen; Kaufmann, Sebastian; Nietzsche, Friedrich; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Mitarb.]
Historischer und kritischer Kommentar zu Friedrich Nietzsches Werken (Band 3,1): Kommentar zu Nietzsches "Morgenröthe" — Berlin, Boston: de Gruyter, 2015

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https://doi.org/10.11588/diglit.70911#0389
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374 Morgenröthe

gierten neuen „Leidenschaft der Erkenntniss". Der letzte Text der Morgenröthe
(Μ 575) endet mit der Frage, ob es „unser Loos war, an der Unendlichkeit zu
scheitern?" (331, 30).

436
267, 27 Casuistisch.] Der für die Überschrift gewählte Begriff meint die Ab-
wägung von Risiken „in solchen Fällen" (268, 8). Das im ersten Teil des Textes
erzählte „Gleichniss" (268, 6) zielt auf N.s eigenes Unternehmen, die Moral in
Frage zu stellen: Dieses komme einer „Meuterei" (268, 2) gegen die bestehen-
den Ordnungsvorstellungen gleich, die Schaden anrichten kann, auch wenn
sie von der Einsicht in deren Falschheit ausgeht und insofern von einer geisti-
gen „Überlegenheit" (268, 3 f.) zeugt.
437
268, 13 Vorrechte.) Die Vorstellung, dass jemand „sich selber wirklich be-
sitzt", resultiert aus einer radikal individualistischen Position, die sich gegen-
über jeder überindividuellen (,moralischen') Ordnung als autonom versteht.
Aus einem nachgelassenen Notat vom Winter 1880/1881 geht hervor, dass sich
N. hierbei an Byrons Manfred (I, 1) orientiert: „Manfred: niemandem das
Recht geben ihn zu strafen, zu begnadigen, zu bemitleiden (,es <ist> nicht
so schwer zu sterben, alter Mann')" (8[22], KSA 9, 388).

438
268, 22 Mensch und Dinge.] Die „Dinge" stehen hier für die „Wirklich-
keit", deren Wahrnehmung N. in anderen Texten in Übereinstimmung mit der
zeitgenössischen Hinwendung zum Realismus grundsätzlich fordert, wenn
auch mit Vorbehalten (vgl. Μ 433 und den ausführlichen Kommentar zum zeit-
genössischen Kontext). Diese realistische Wende verbindet sich mit einer pro-
grammatischen Absage an die idealistische Subjektivität zugunsten von Induk-
tion und Empirie. Vgl. NK M 448.
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268, 25 Merkmale des Glücks.] Was N. hier als „Fülle des Gefühls und
Übermuth darin" bezeichnet und deshalb zu den Merkmalen des Glücks
 
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