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Schmidt, Jochen; Kaufmann, Sebastian; Nietzsche, Friedrich; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Contr.]
Historischer und kritischer Kommentar zu Friedrich Nietzsches Werken (Band 3,1): Kommentar zu Nietzsches "Morgenröthe" — Berlin, Boston: de Gruyter, 2015

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https://doi.org/10.11588/diglit.70911#0495
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480 Idyllen aus Messina

2 Entstehung und Druck der Idyllen aus Messina
Die Idyllen aus Messina entstanden als lyrisches ,Nebenwerk' während N.s Ar-
beit an der dritten großen Aphorismen-Sammlung, mit der er seine mittlere,
,freigeistige' Schaffensphase zum Abschluss brachte: der Fröhlichen Wissen-
schaft. In diese integrierte er - mit dem „Vorspiel in deutschen Reimen", das
den von Goethe entlehnten Haupttitel Scherz, List und Rache trägt - ebenfalls
von ihm selbst verfasste Gedichte, deren Entstehung zeitlich mit derjenigen
der Idyllen zusammenfällt. Nachdem sich N. von Anfang Oktober 1881 bis Ende
März 1882 in Genua aufgehalten hatte, wo er mit der Vorbereitung des Manu-
skripts für Die fröhliche Wissenschaft beschäftigt war, reiste er weiter nach Mes-
sina und verbrachte dort einige Wochen, um sich anschließend über Luzern
und Basel zur Herstellung der Druckvorlage für FW nach Naumburg zu bege-
ben.
Ungeachtet des Titels der kleinen Gedichtsammlung sind die acht lyri-
schen Texte, die sie umfasst, nicht durchweg in der Hafenstadt Messina auf
Sizilien, das N. im Anschluss an Homers Schilderung der Insel der Phäaken
(vgl. Odyssee, Sechster Gesang, V. 205) den glücklichen „Rand der Erde" nann-
te (Brief an Heinrich Köselitz, 8. 4. 1882, KSB 6/KGB III/1, Nr. 220, S. 189, Z. 5),
sondern zumindest teilweise bereits zuvor in Genua niedergeschrieben wor-
den. Dafür spricht nicht nur, dass N. das Lied von der kleinen Brigg genannt
„Das Engelchen" (in der Druckfassung dann Die kleine Brigg, genannt „das En-
gelchen") bereits am 15. März 1882 aus Genua an Köselitz schickt (vgl. KSB 6/
KGB III/1, Nr. 209, S. 178 f., Z. 25-66), sondern auch der Anfang des Briefs an
seine Mutter und seine Schwester vom 1. April, in dem er sich kurz nach der
Ankunft in Messina darüber freut, dass seine „Verse" bei den Verwandten in
Naumburg Anklang fanden - er muss sie ihnen also schon aus Genua zuge-
schickt haben (die entsprechenden Briefe N.s und seiner Familie sind nicht
erhalten): „Euer Vergnügen über meine Verse hat mir großes Vergnügen ge-
macht; Ihr wißt, Dichter sind unbändig eitel." (KSB 6/KGB III/1, Nr. 219, S. 188,
Z. 2 f.) Die Schwester will sich später zwar daran erinnern, dass N. ihnen zuvor
sämtliche Idyllen („diese reizenden scherzhaften Lieder") zugeschickt habe,
behauptet aber zugleich, diese seien ,,[u]nter dem glücklichen sicilianischen
Himmel entstanden" (Förster-Nietzsche 1913, 162), was ihre Aussagen insge-
samt unzuverlässig erscheinen lässt. Auch wenn also unklar bleibt, um welche
„Verse" es sich handelt, ist doch zu vermuten, dass sie zu IM gehören. Ob bzw.
welche Gedichte aus dieser Sammlung eventuell tatsächlich auf Sizilien ver-
fasst worden sind, lässt sich nicht mit Gewissheit sagen.
Fest steht allerdings, dass N. die Idyllen Mitte Mai 1882, nachdem er in
Naumburg angekommen war, seinem damaligen Verleger Ernst Schmeitzner
 
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