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Stellenkommentar GM Vorrede 5, KSA 5, S. 251 73

nis von Strafe als Abschreckung, wie Ree es entwickelt hatte (vgl. auch Post
1880-1881, 1, 177, zitiert in NK 313, 14-28). Im Unterschied zu Ree wird in MA II
WS allerdings nicht nur eine einzige Herkunft der Strafe postuliert. Zur syste-
matischen Interpretation vgl. z. B. Queloz 2017, der die Gleichgewichtsidee vor
dem Hintergrund der Überlegungen in MA II expliziert.
251, 21-25 für die der terroristische Zweck weder essentiell, noch ursprünglich
ist (wie Dr. Ree meint: — er ist ihr vielmehr erst eingelegt, unter bestimmten
Umständen, und immer als ein Nebenbei, als etwas Hinzukommendes)] Unter
„terroristische[m] Zweck" wird hier Abschreckung verstanden, die in Rees Ur-
sprung der moralischen Empfindungen der eigentliche Zweck von Strafe ist:
„Der Gedankengang der Begründer der Strafe war etwa dieser: Zunächst müs-
sen für schlechte (das Wohl eines oder mehrerer Stammesglieder schädigende)
Handlungen Strafen festgesetzt werden. Wenn diese Androhung nicht wirksam
ist, wenn Jemand eine mit Strafe bedrohte Handlung doch thut, so muss die
Strafe an ihm vollzogen werden, theils damit ihn selbst, den die angedrohte
Strafe nicht abzuschrecken vermochte, in Zukunft doch die gefühlte Strafe von
ähnlichen Handlungen abschrecke, theils damit seine Bestrafung auch allen
übrigen ein sie warnendes Exempel sei." (Ree 1877, 46 = Ree 2004, 154) Und
der „denkende Zuschauer" komme zum Schluss: „Die Handlung verdient keine
vergeltende Strafe, theils weil sie an und für sich betrachtet nicht schlecht ist,
theils weil das Gefühl, vermöge dessen wir Vergeltung fordern, durch Irrthü-
mer entstanden ist. Nur abschreckenshalber, und zwar auf Grund des Satzes
,der Zweck heiligt die Mittel' ist zu strafen." (Ree 1877, 65 = Ree 2004, 166) In
N.s früheren Werke wird eine ähnliche Auffassung vertreten, siehe NK 251,
20 f., vgl. zur Abschreckung auch NK 313, 14-28.

5.
An Arthur Schopenhauer hatte sich das sprechende „Ich" abzuarbeiten, als
ihm die Frage nach dem „Werth der Moral" (251, 31) vor Augen trat. Gegen
Schopenhauer und Paul Ree bezweifelt es nun den „Werth des ,Unegoisti-
schen'" (252, 4 f.), weil es in den Verdacht gerät, lebensverneinend, nihilistisch
zu sein.
251, 27-31 Im Grunde lag mir gerade damals etwas viel Wichtigeres am Herzen
als eignes oder fremdes Hypothesenwesen über den Ursprung der Moral (oder,
genauer: letzteres allein um eines Zweckes willen, zu dem es eins unter vielen
Mitteln ist). Es handelte sich für mich um den Werth der Moral] Mit dieser
Exposition wird die Frage nach Ursprung oder Herkunft (vgl. NK 248, 5 f.) der
 
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