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Stellenkommentar GM I 5, KSA 5, S. 262 107

gel 1858, 134 („Es ist somit die wurzel ar ein gemeingut aller indogermanischen
stämme und so ziemlich bei allen nationen dieses stammes haben sich ablei-
tungen erhalten, die auf den grundbegriff des erhabenen hinweisen"), Spiegel
1871, 1, 429 f. und Zimmer 1879, 100. Die von N. suggerierte, direkte Identifikati-
on von „reich", „besitzend" mit „arya" findet sich dort allerdings ebensowenig
wie in der sonst konsultierten Literatur; vielleicht ist sie N. auch erst unterlau-
fen bei der Weiterverarbeitung der noch ohne Anführungszeichen auskommen-
den Notiz von 1884 zur Druckfassung von 1887. In der von N. zu den Ariern
(vgl. NK 263, 19 f.) weiter herangezogenen Literatur, namentlich Poesche 1878
und Jacolliot 1876 (letzterer Band wird von N. allerdings erst nach GM gelesen),
fehlen Hinweise zur Herkunft des Wortes arya; Poesche 1878, 44 notiert immer-
hin: „Für diese Race ist der Name Arier mehr und mehr in Aufnahme gekom-
men. So bezeichnete sich das Zend und Sanskrit redende Volk einst: es bedeu-
tet die Ehrwürdigen, Vortrefflichen, von derselben Wurzel wie unser Ehre, erst,
äpiaToq, und ist daher ein Name, wohl werth, der gesammten Race beigelegt
zu werden."
262, 32-263, 12 Sie heissen sich zum Beispiel „die Wahrhaftigen": voran der
griechische Adel, dessen Mundstück der Megarische Dichter Theognis ist. Das
dafür ausgeprägte Wort eaSAoq bedeutet der Wurzel nach Einen, der ist, der
Realität hat, der wirklich ist, der wahr ist; dann, mit einer subjektiven Wendung,
den Wahren als den Wahrhaftigen: in dieser Phase der Begriffs-Verwandlung wird
es zum Schlag- und Stichwort des Adels und geht ganz und gar in den Sinn „ade-
lig" über, zur Abgrenzung vom lügenhaften gemeinen Mann, so wie Theognis
ihn nimmt und schildert, — bis endlich das Wort, nach dem Niedergange des
Adels, zur Bezeichnung der seelischen noblesse übrig bleibt und gleichsam reif
und süss wird.] Dass sich die Adligen im antiken Griechenland als „Wir Wahr-
haftige[n]" bezeichnet hätten, wird ohne Nennung des Referenzautors Theog-
nis von Megara (6. Jh. v. Chr.) auch in JGB 260, KSA 5, 209, 18 f. in Erinnerung
gerufen. Theognis selbst, der in keinem anderen der philosophischen Werke
N.s namentliche Erwähnung findet, war N. seit Schulpforta wohlbekannt; dort
widmete er ihm seine lateinische Valediktionsarbeit (De Theognide Megarensi
1864 - KGW I 3, 415-463, vgl. Jensen 2014). Dabei wurde dem Schüler das
Thema nicht vorgeschrieben, vielmehr verdankte es sich „einer freien Wahl"
(N. an Gustav Krug und Wilhelm Pinder, 12. 06. 1864, KSB 1/KGB I 1, Nr. 426,
S. 282, Z. 25). Sein allererster philologischer Aufsatz im Rheinischen Museum
1867 beschäftigte sich - allerdings auf trocken-textkritische Art - mit der pro-
blematischen Überlieferungsgeschichte der unter Theognis' Namen überliefer-
ten Gedichte (Zur Geschichte der Theognideischen Spruchsammlung - KGW II 1,
1-58). Während GM I 5 den Anschein erweckt, Theognis repräsentiere den
ursprünglichen, machtvollen, archaischen griechischen Adel, hatte N. die
 
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