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Stellenkommentar GM I 7, KSA 5, S. 267 139

er sei hier sogar „more consistently and unrelentingly anti-Jewish than his
anti-Semitic adversaries"; siehe ferner Stephan 2018, 158.
In JGB 195 wurde die Idee, dass mit ,den‘ Juden der „Sklaven- Auf-
standin der Moral" (KSA 5, 117, 8 f.) einsetze, nachdrücklich herausgestellt
und dieses Geschehen als „Umkehrung der Werthe" (KSA 5, 116, 32) charakteri-
siert. Dort sind allerdings die „Propheten" und nicht die „Priester" die han-
delnden Personen. Julius Wellhausen weist in seinen Werken, die N. schon ab
1883 studieren wollte - vgl. NL 1883, KSA 10, 15[60], 494, 13 u. NL 1884/85,
KSA 11, 29[67], 352, 16 - wiederholt auf die fundamentale Differenz von traditi-
onalistischem Priestertum und revolutionärem Prophetentum im Alten Israel
hin: „Dies ist der sogenannte ethische Monotheismus der Propheten ; sie glau-
ben an die sittliche Weltordnung, an die ausnahmslose Geltung der Gerechtig-
keit als obersten Gesetzes für die ganze Welt. Von da aus scheinen nun die
Prärogative Israels hinfällig zu werden" (Wellhausen 1884, 50, N.s Unterstrei-
chungen). Für JGB 195 und damit mittelbar auch für GM I 7 ist allerdings die
Darstellung bei Ernest Renan in der Vie de Jesus (Renan 1867, 187-189) und
hinsichtlich der Sklavenmentalität in Les Apötres (Renan 1866, 295 f.) bestim-
mend, vgl. Nachweise und Diskussion in NK KSA 5, 116, 29-117, 9. Unter dem
Eindruck Wellhausens wird in AC 26 schließlich behauptet werden, auch das
Alte Testament sei ein Werk priesterlicher Fälschung (vgl. NK KSA 6, 194, 31-
195, 3).
Während 267, 8-15 ,den‘ Juden pauschal ein unstillbares Rachebedürfnis
unterstellt, ist es nach Renan 1867, 53 erst das mit seinen politischen Ambitio-
nen gescheiterte Judentum in der griechisch-römischen Welt, das ein solches
Rachebedürfnis ausbildete: „Israel se reposa sous les Achemenides, et, sous
Xerxes (Assuerus), se fit, dit-on, redouter des Iraniens eux-memes. Puis l'entree
triomphante et souvent brutale de la civilisation grecque et romaine en Asie le
rejeta dans les reves. Plus que jamais, il invoqua le Messie comme juge et ven-
geur des peuples. Il lui fallut un renouvellement complet, une revolution pre-
nant la terre ä ses racines et l'ebranlant de fond en comble, pour satisfaire
l'enorme besoin de vengeance qu'excitaient chez lui le sentiment de sa superi-
orite et la vue de ses humiliations." („Israel ruhte sich unter den Achemeniden
und unter Xerxes (Ahasverus) aus und machte sich sogar den Iraniern furcht-/
94/bar. Aber der triumphirende und oft rohe Heranzug der griechischen und
römischen Civilisation in Asien warf es wieder in seine Träume zurück. Mehr
als jemals schrie es nach dem Messias als dem Richter und Rächer der Völker.
Es bedurfte für die Juden jetzt einer vollständigen Erneuerung, einer Revoluti-
on, welche den Erdball bei der Wurzel angreift und ihn von oben bis unten
durch einander schüttelt, um dem riesenhaften Rachegefühl zu genügen, wel-
ches bei ihnen das Bewußtsein ihrer Ueberlegenheit und der Anblick ihrer Er-
 
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