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218 Zur Genealogie der Moral

fleischgewordne Problem des vornehmen Ideals an sich — man überlege
wohl, was es für ein Problem ist: Napoleon, diese Synthesis von Unmensch
und Übermensch...] Napoleon ist in N.s späteren Werken wiederholt die Re-
ferenzfigur für eine doch noch mögliche Abschüttelung des sklavenmorali-
schen Joches, vgl. z. B. NK KSA 5, 120, 15-22; NK KSA 5, 185, 3-7; NK KSA 6,
106, 17-21 und NK KSA 6, 145, 14-17. Dombowsky 2015, der einige Quellen für
N.s Napoleon-Bilder aufarbeitet (vgl. auch Dombowsky 2008), verweist zu 288,
3-8 auf Goethes Gespräch mit Friedrich Wilhelm Riemer vom 3. Februar 1807
über Napoleons Immoralität, die doch zum Fortschritt der Menschheit führe
(Dombowsky 2015, 169), sowie auf Stendhal 1876, 59 und 286 mit seiner Be-
wunderung von Napoleons Seelengröße (Dombowsky 2015, 182. Allerdings ist
Stendhals Napoleon-Begeisterung N. durch Berard-Varagnac 1887 in Erinne-
rung gerufen worden, vgl. NK KSA 6, 286, 3-5). Eine wesentliche Anregung,
sein Napoleon-Bild zu justieren, hat N. nach Ausweis seines Briefes an Hippo-
lyte Taine vom 04. 07. 1887 (KSB 8/KGB III 5, Nr. 872, S. 106) aus dessen im
Februar und März 1887 in der Revue des deux mondes erschienenem Aufsatz
Napoleon Bonaparte gewonnen (Taine 1887), sowie aus der ausführlichen Be-
sprechung neuerer Napoleon-Literatur im 8. Band von Les oeuvres et les hom-
mes unter dem Titel Sensations d'histoire von Jules Barbey d'Aurevilly (Barbey
d'Aurevilly 1887, 379-431), die sich schroff von der liberalen Geschichtsdeutung
abgewandt und Napoleons radikalen Gegensatz zur Französischen Revolution
herausgestellt hatte (vgl. Marti 1989, 551 f.). „La Revolution l'a vaincu. La trou-
pe des chacals est venue ä bout du lion, seul... La France, selon moi, et l'Europe
peut-etre, sont condamnees... Mais la gloire de Napoleon est d'avoir essaye -
füt-ce en vain - de rapprendre aux hommes l'autorite qu'ils ne connaissaient
plus; c'est d'avoir pris la couronne dans le sang de Louis XVI et la boue de son
echafaud et de l'avoir essuyee ä la gloire de son front et de son genie; c'est
d'avoir montre ä tous les hommes la puissance d'un homme, et d'avoir ete un
despote plus fort, ä lui seul, que toutes les legis-/392/lations!" (Barbey d'Aure-
villy 1887, 391 f. „Die Revolution hat ihn besiegt. Die Meute der Schakale hat
den Löwen besiegt, allein... Frankreich und vielleicht auch Europa sind meiner
Meinung nach verdammt... Aber Napoleons Ruhm besteht in seinem Versuch,
den Menschen - wenn auch vergeblich - erneut Autorität lehren zu wollen,
die sie nicht mehr kannten; er besteht darin, die Krone aus dem Blut Lud-
wigs XVI. und aus dem Schmutz seines Schafotts gezogen und sie am Ruhm
seiner Stirn und seines Genies getrocknet zu haben; das heißt, allen Menschen
die Stärke eines Mannes gezeigt zu haben und ganz allein ein stärkerer Despot
als alle Gesetzgebung gewesen zu sein!") Taine wiederum sieht in seinem Auf-
satz die Revolution und Napoleon für artverwandt an und zeigt wenig Sympa-
thie für den ungestümen Militär, der ihm wie ein tyrannischer Wiedergänger
 
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