412 Zur Genealogie der Moral
ser Gruppe (Heinrich Heine, Karl Gutzkow, Heinrich Laube, Ludolf Wienbarg,
Theodor Mundt, Ludwig Börne), die sich freilich nicht eigentlich als Schule
oder Gruppe verstand: Heine beispielsweise wurde ihr zugerechnet, ohne sich
zugehörig zu fühlen.
342, 32 f. Parsifal-Posaunen] Im Vorspiel zum Parsifal sind es die Posaunen,
die das „Glaubensmotiv" zu Gehör bringen. Und im Textbuch heißt es bei der
Szenenbeschreibung des ersten Aufzugs: „Von der linken Seite, wie von der
Gralsburg her, ertönt der feierliche Morgenweckruf der Posaunen." (Wagner
1877, 5, vgl. ebd., 27).
343, 5 f. Sogar das „Blut des Erlösers" wird einmal angerufen...] In einem wohl
1886 verfassten Notat hat N. wahrscheinlich über seine letzte Begegnung mit
Wagner in Sorrent Ende 1886 notiert: „rer begann vom ,Blute des Erlösers' zu
reden, ja v' [Text bricht ab], es gab eine Stunde, wo er mir von die Entzückun-
gen sprach 'eingestand', die er dem Abendmahle abzugewinnen wisse (er hat
rman weiß daß er' später auch 'noch' eine Musik dazu (oder ,darnach') ge-
macht hat.) / Damals gelobte ich mir, fürderhin tiefer zu mißtrauen“
(KGW IX 5, W I 8, 91, 29-34, vgl. auch KGW IX 4, W I 6, 68, 42-44 u. NK
KSA 6, 327, 19 f.). Zwar wird im Parsifal das „Blut des Erlösers" nicht verbaliter
beschworen, aber mit dem Heiligen Gral steht es im Zentrum des Werks. Tat-
sächlich fündig werden konnte N. allerdings in Wagners „Schriftstellerei seiner
letzten Jahre" (342, 34), genauer gesagt in den Ausführungen zu „Religion und
Kunst". Heidenthum und Christenthum aus den Bayreuther Blättern von 1881
(Wagner 1881, 254 f.). Freilich ist weder dieser Jahrgang der Bayreuther Blätter
noch die spätere Buchpublikation in N.s Bibliothek erhalten. Vielmehr dürfte
er das einschlägige Zitat aus Wagners Artikel im Wagner-Lexilcon von Carl
Friedrich Glasenapp und Heinrich von Stein (Lemma „Blut") gefunden haben:
„Wenn wir von der Lügenhaftigkeit unserer ganzen Civilisation auf ein verderb-
tes Blut der Träger derselben schliessen müssen, so dürfte die Annahme uns
nahe liegen, dass eben auch das Blut des Christenthumes verderbt sei. Und
welches Blut wäre dieses? Kein anderes als das Blut des Erlösers selbst, wie es
einst in die Adern seiner Helden sich heiligend ergossen hatte. / Das Blut des
Heilandes, von seinem Haupte, aus seinen Wunden am Kreuze fliessend, wer
wollte frevelnd fragen, ob es der weissen oder welcher Race sonst angehörte?"
(Glasenapp/Stein 1883, 63).
4.
Sollten die Leser geneigt sein, den in GM III 2 und 3 erörterten Fall Wagners
für abwegig zu halten, wenn es um die allgemeine Relevanz der asketischen
ser Gruppe (Heinrich Heine, Karl Gutzkow, Heinrich Laube, Ludolf Wienbarg,
Theodor Mundt, Ludwig Börne), die sich freilich nicht eigentlich als Schule
oder Gruppe verstand: Heine beispielsweise wurde ihr zugerechnet, ohne sich
zugehörig zu fühlen.
342, 32 f. Parsifal-Posaunen] Im Vorspiel zum Parsifal sind es die Posaunen,
die das „Glaubensmotiv" zu Gehör bringen. Und im Textbuch heißt es bei der
Szenenbeschreibung des ersten Aufzugs: „Von der linken Seite, wie von der
Gralsburg her, ertönt der feierliche Morgenweckruf der Posaunen." (Wagner
1877, 5, vgl. ebd., 27).
343, 5 f. Sogar das „Blut des Erlösers" wird einmal angerufen...] In einem wohl
1886 verfassten Notat hat N. wahrscheinlich über seine letzte Begegnung mit
Wagner in Sorrent Ende 1886 notiert: „rer begann vom ,Blute des Erlösers' zu
reden, ja v' [Text bricht ab], es gab eine Stunde, wo er mir von die Entzückun-
gen sprach 'eingestand', die er dem Abendmahle abzugewinnen wisse (er hat
rman weiß daß er' später auch 'noch' eine Musik dazu (oder ,darnach') ge-
macht hat.) / Damals gelobte ich mir, fürderhin tiefer zu mißtrauen“
(KGW IX 5, W I 8, 91, 29-34, vgl. auch KGW IX 4, W I 6, 68, 42-44 u. NK
KSA 6, 327, 19 f.). Zwar wird im Parsifal das „Blut des Erlösers" nicht verbaliter
beschworen, aber mit dem Heiligen Gral steht es im Zentrum des Werks. Tat-
sächlich fündig werden konnte N. allerdings in Wagners „Schriftstellerei seiner
letzten Jahre" (342, 34), genauer gesagt in den Ausführungen zu „Religion und
Kunst". Heidenthum und Christenthum aus den Bayreuther Blättern von 1881
(Wagner 1881, 254 f.). Freilich ist weder dieser Jahrgang der Bayreuther Blätter
noch die spätere Buchpublikation in N.s Bibliothek erhalten. Vielmehr dürfte
er das einschlägige Zitat aus Wagners Artikel im Wagner-Lexilcon von Carl
Friedrich Glasenapp und Heinrich von Stein (Lemma „Blut") gefunden haben:
„Wenn wir von der Lügenhaftigkeit unserer ganzen Civilisation auf ein verderb-
tes Blut der Träger derselben schliessen müssen, so dürfte die Annahme uns
nahe liegen, dass eben auch das Blut des Christenthumes verderbt sei. Und
welches Blut wäre dieses? Kein anderes als das Blut des Erlösers selbst, wie es
einst in die Adern seiner Helden sich heiligend ergossen hatte. / Das Blut des
Heilandes, von seinem Haupte, aus seinen Wunden am Kreuze fliessend, wer
wollte frevelnd fragen, ob es der weissen oder welcher Race sonst angehörte?"
(Glasenapp/Stein 1883, 63).
4.
Sollten die Leser geneigt sein, den in GM III 2 und 3 erörterten Fall Wagners
für abwegig zu halten, wenn es um die allgemeine Relevanz der asketischen