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Stellenkommentar GM III 14, KSA 5, S. 367 481

de morts et tombent pele-mele dans les fosses. Ce furent d'abord des guerres
horribles qui saignerent ä blanc le genre humain; puis vinrent des famines qui
l'extenuerent; enfin, en 1348, surgit cette fameuse Peste /320/ Noire dont, selon
Froissart, ,bien la tierce partie du monde mourut.' [...]. La Mort devint la deite
de ce monde de sang et de larmes. On la comparait ä la vie et on la trouvait
adorable." (Saint-Victor 1867, 319 f. Ebd., 321-327 folgt eine ausführliche Dar-
stellung des Totentanzes, seiner Motive und Intentionen. „Das Mittelalter ist
von diesem Geist beseelt. Es gibt Epochen in seiner Geschichte, von denen man
sagen kann, dass sie in den Tod verliebt waren. So war es das 14. Jahrhundert,
es erschuf das Drama der tausend Bilder vom Totentanz. / Wer eine Vorstellung
von diesem schrecklichen Jahrhundert haben will, der muss sich nur den
Friedhof des fünften Aktes von Hamlet vorstellen, wo die Lebenden ihre Kehlen
auf Haufen von Toten durchschneiden und in die Gruben fallen. Es waren an-
fangs schreckliche Kriege, die die Menschheit ausbluten ließen; dann kamen
Hungersnöte, die sie erschöpften; schließlich brach 1348 diese berühmte
Schwarze Pest, an der nach Froissart ,gut ein Drittel der Welt gestorben ist.'
[...]. Der Tod wurde zur Gottheit dieser Welt aus Blut und Tränen. Man verglich
ihn mit dem Leben und fand ihn anbetungswürdig.") Unmittelbar nach der
zitierten Stelle spricht Saint-Victor über die Veitstänze, was in GM III 21 anzu-
klingen scheint, vgl. NK 391, 25-30.
367, 20-23 ja wenn er sich verwundet, dieser Meister der Zerstörung, Selbst-
zerstörung, — hinterdrein ist es die Wunde selbst, die ihn zwingt, zu leben...]
In Wagners Parsifal leidet der Gralskönig Amfortas seit einem sexuellen Aben-
teuer und der Verletzung durch die vergiftete Heilige Lanze an einer sich nicht
schließenden Wunde im Genitalbereich, die bei jeder Gralsenthüllung neu auf-
bricht. Er kann mit der Wunde weder wirklich leben noch an ihr sterben.

14.
Das Ende von GM III 13 hat alle Menschen als Angehörige einer wagemutigen,
damit aber auch allseits bedrohten Gattung unter Krankhaftigkeitsverdacht ge-
stellt. GM III 14 etabliert demgegenüber einen Gegensatz zwischen Krank- und
Gesund-Sein innerhalb dieser Gattung. Demnach gibt es „Gesunde[.]" (367, 31),
„Fälle der seelisch-leiblichen Mächtigkeit" (367, 27 f.), die vor den „Kranken"
(367, 30) geschützt werden müssten, denn die größte Gesundheitsgefährdung
der Gesunden gehe nicht von den noch Stärkeren aus, sondern vielmehr just
von den Kranken. Angesichts dieser Kranken würden die Gesunden leicht von
„Ekel" und „Mitleid" befallen, und sobald diese beiden chronifizierten Af-
fekte verschmelzen, verleide einem das Dasein überhaupt - der „Wille zum
 
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