558 Zur Genealogie der Moral
von GM III, nämlich Erich Schmidts Aufsatz „Faust und das sechzehnte Jahr-
hundert" ebenfalls herausgearbeitet, jedoch positiv konnotiert: „Luther selbst
vereinigte in sich dämonische Kräfte mit drastischer Volksthümlichkeit und
dem Grobianismus des Jahrhunderts. Er übernahm als ein Mittler, wie deren
jede geistige Umwälzung bedarf, die erschütternde Auseinandersetzung des
mittelalterlichen und des modernen Menschen. Diese urkräftige Bauernnatur
konnte wohl einmal grollend ihrem Gott den Sack vor die Füsse werfen, aber
an Leidenschaft und thätiger Entschlossenheit Faust gleich, ward er der apos-
tolische Krieger seines Herrn und ergriff im drückenden Bewusstsein seiner
Sündhaftigkeit und im inbrünstigen Verlangen nach Gnade den Glauben. Der
Teufel existirte für ihn so leibhaftig wie für Faust." (Schmidt 1882a, 87 =
Schmidt 1886, 8). Vgl. NK 357, llf.; NK 390, 2 f. u. NK 394, 27 f.
394, 27 f. Luther's Widerstand gegen die Mittler-Heiligen der Kirche (insbeson-
dere gegen „des Teuffels Saw den Bapst")] Die Quelle ist einmal mehr Erich
Schmidt: „Das heißt gut lutherisch geschimpft, denn Luther poltert: ,des Teuf-
fels Saw, der Bapst'" (Schmidt 1882a, 111 = Schmidt 1886, 24). Vgl. NK 357, ll f.;
NK 390, 2 f. u. NK 394, 24.
395, 6 f. hieratischen Manieren] Hier meint „hieratisch" wohl „priesterlich",
„steif", „starr". Im Frühwerk versteht N. unter dem „hieratischen Stil" der grie-
chischen Kunst nicht, wie sonst eher üblich (z. B. Meyer 1885-1892, 8, 515), die
spät- und kaiserzeitliche Nachahmung der archaischen Formen in Architektur
und Plastik, sondern den archaisch-strengen Stil selbst (vgl. UB II HL 3, KSA 1,
267, 31-33 u. NL 1872/73, KSA 7, 25[1], 568, 34-569, 1).
395, 8 todtfeind] Fälschlich heißt es in KSA 5, 395, 8: „todfeind". Das ist ein
Druckfehler; im Druckmanuskript (GSA 71/27,2, fol. 52r) und in der Erstausgabe
(Nietzsche 1887a, 162) steht unmissverständlich: „todtfeind".
395, 9 ein „non plus ultra"] Lateinisch: „nicht darüber hinaus". Die Losung
soll Herakles an den nach ihm benannten „Säulen" in der Straße von Gibraltar
angebracht haben (vgl. schon Pindar: Nemeische Oden III 21). Kaiser Karl V.
nahm die Säulen des Herakles dann in sein Wappen auf und tat mit der nicht
negierten Form „plus ultra" seinen Anspruch auf ein Reich kund, in dem die
Sonne nicht untergeht, eben mit Kolonien in Amerika und Asien.
23.
GM III 23 nimmt zu Beginn das Motiv des vorangegangen Abschnitts 22 auf,
wonach der „asketische Priester" mit der „seelische[n] Gesundheit" auch den
von GM III, nämlich Erich Schmidts Aufsatz „Faust und das sechzehnte Jahr-
hundert" ebenfalls herausgearbeitet, jedoch positiv konnotiert: „Luther selbst
vereinigte in sich dämonische Kräfte mit drastischer Volksthümlichkeit und
dem Grobianismus des Jahrhunderts. Er übernahm als ein Mittler, wie deren
jede geistige Umwälzung bedarf, die erschütternde Auseinandersetzung des
mittelalterlichen und des modernen Menschen. Diese urkräftige Bauernnatur
konnte wohl einmal grollend ihrem Gott den Sack vor die Füsse werfen, aber
an Leidenschaft und thätiger Entschlossenheit Faust gleich, ward er der apos-
tolische Krieger seines Herrn und ergriff im drückenden Bewusstsein seiner
Sündhaftigkeit und im inbrünstigen Verlangen nach Gnade den Glauben. Der
Teufel existirte für ihn so leibhaftig wie für Faust." (Schmidt 1882a, 87 =
Schmidt 1886, 8). Vgl. NK 357, llf.; NK 390, 2 f. u. NK 394, 27 f.
394, 27 f. Luther's Widerstand gegen die Mittler-Heiligen der Kirche (insbeson-
dere gegen „des Teuffels Saw den Bapst")] Die Quelle ist einmal mehr Erich
Schmidt: „Das heißt gut lutherisch geschimpft, denn Luther poltert: ,des Teuf-
fels Saw, der Bapst'" (Schmidt 1882a, 111 = Schmidt 1886, 24). Vgl. NK 357, ll f.;
NK 390, 2 f. u. NK 394, 24.
395, 6 f. hieratischen Manieren] Hier meint „hieratisch" wohl „priesterlich",
„steif", „starr". Im Frühwerk versteht N. unter dem „hieratischen Stil" der grie-
chischen Kunst nicht, wie sonst eher üblich (z. B. Meyer 1885-1892, 8, 515), die
spät- und kaiserzeitliche Nachahmung der archaischen Formen in Architektur
und Plastik, sondern den archaisch-strengen Stil selbst (vgl. UB II HL 3, KSA 1,
267, 31-33 u. NL 1872/73, KSA 7, 25[1], 568, 34-569, 1).
395, 8 todtfeind] Fälschlich heißt es in KSA 5, 395, 8: „todfeind". Das ist ein
Druckfehler; im Druckmanuskript (GSA 71/27,2, fol. 52r) und in der Erstausgabe
(Nietzsche 1887a, 162) steht unmissverständlich: „todtfeind".
395, 9 ein „non plus ultra"] Lateinisch: „nicht darüber hinaus". Die Losung
soll Herakles an den nach ihm benannten „Säulen" in der Straße von Gibraltar
angebracht haben (vgl. schon Pindar: Nemeische Oden III 21). Kaiser Karl V.
nahm die Säulen des Herakles dann in sein Wappen auf und tat mit der nicht
negierten Form „plus ultra" seinen Anspruch auf ein Reich kund, in dem die
Sonne nicht untergeht, eben mit Kolonien in Amerika und Asien.
23.
GM III 23 nimmt zu Beginn das Motiv des vorangegangen Abschnitts 22 auf,
wonach der „asketische Priester" mit der „seelische[n] Gesundheit" auch den