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Stellenkommentar GM III 24, KSA 5, S. 398 565

hielt" (eneaxev) und sich die Ataraxie (vgl. NK 404, 31 f.), die Unerschütterlich-
keit der Seele daraufhin unverhofft einstellte (Sextus Empiricus: Grundriss der
pyrrhonische Skepsis I 26-28). Ephektiker halten inne und halten ihr Urteil zu-
rück. N. bildete in GM III 9, KSA 5, 357, 4 dazu auch noch das Adjektiv „ephek-
tisch" (und erfindet als Synonym für die enoxA schließlich noch die Ephexis,
vgl. NK KSA 6, 233, 22, die im Sinne von „Urteilsenthaltung" in der Antike
nicht gebräuchlich war). Vor GM ist von „Ephektikern" und „ephektisch" in
N.s Werken und philosophischem Nachlass nirgends die Rede; ein Bezug auf
die später bezeugte Lektüre (vgl. NK KSA 6, 284, 27-30) von Victor Brochards
Standardwerk Les sceptiques grecs (1887) kommt nicht in Frage, denn Bro-
chards Vorwort datiert erst vom September 1887 (Brochard 1887, [I]), so dass
das Buch schwerlich früher im Handel verfügbar war. Schon NL 1885, KSA 11,
35[29], 521, 5-9 steht unter der Überschrift „Die Epochisten, die Ephec-
tiker" und beginnt mit dem Satz: „Er bleibt gern vor offenen Problemen stehn
und ist ironisch gegen die schnellen Hypothesen gestimmt; er lehnt die Art
Befriedigung ab, welche das Rund-machen, das Voll-machen, das Ausstopfen
eines Lochs mit irgend welchem Werg mit sich bringt." Brobjer 2003, 446 legt
dazu als Quelle Teichmüller 1882, VII nahe: „Die Kriticisten sind von dem Für
und Wider der verschiedenen Lehrsätze der Philosophen eingeschüchtert und
getrauen sich nicht, Partei zu nehmen. So blieben die alten Ephektiker in der
Schwebe und sagten weder Ja noch Nein; ähnlich liess sich Kant durch die
sogenannte praktische Vernunft zwar ,Gegenstände' geben, getraute sich aber
nicht, ,weder das Dasein noch die Möglichkeit' derselben einzusehen. Dies ist
genau der Standpunkt der Ephektiker, die zwar im praktischen Leben für ihre
Gesundheit und Wohlfahrt sorgten, theoretisch aber den Unterschied von Ge-
sundheit und Krankheit, Gutem und Uebel, Gott und Zufall u. dergl. bezweifel-
ten und jede hinreichende Erkenntnissquelle für diese Begriffe leugneten. Es
ist daher streng genommen widersinnig, dass die Ephektiker und Kant über-
haupt von solchen ,Gegenständen', wie Gott, Seele u. dergl. sprachen, da die-
selben ja durch keine Erkenntnissquelle gegeben sein sollen. Mithin hat man
eigentlich nur mit Worten ohne Sinn zu thun; denn ein Sinn bei dem Worte ist
ohne Erkenntniss nicht möglich." Zum Kontext der „Ephektiker" in GM III 24
und mit Beobachtungen zum Druckmanuskript vgl. Dellinger 2017, 72.
398, 30 f. Hektiker des Geistes (letzteres sind sie sammt und sonders, in ir-
gend einem Sinne)] Nur hier sowie in der Reprise GM III 25, KSA 5, 403, 32
kommt bei N. ein von Hektik abgeleitetes Wort vor. Im späten 19. Jahrhundert
ist Hektik noch ein (rein) medizinischer Begriff: „Hektile (griech.), s. v. w. Aus-
zehrung; habitus hecticus, schwindsüchtiges Aussehen (s. Lungenschwind-
sucht)" (Meyer 1885-1892, 8, 345). In Petris Handbuch der Fremdwörter aus N.s
Bibliothek gibt es unter „Hektiker" einen Querverweis zu „Hecticus, m., ein
 
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