16
Wilhelm Salomon:
vollzog sich entweder gegen das Ende des Pliozäns oder in der ältesten
Zeit des Diluviums, also vor Beginn der vulkanischen Tätigkeit der
südlichen Tyrrhenis (Aetna, Vesuv, Lipareu usw.). Nach der Auf-
fassung von Cor tese haben die alten Massive der Sila, der Catena
litorale und des Aspromonte erst durch die Hebung ihren Zusammen-
hang bekommen, während das Peloritanische Gebirge NO-Siziliens vor-
her und nachher getrennt war.1) Nach der Auffassung von Gignoux
waren alle diese Massive vorher vereinigt und wären erst durch das Ab-
sinken an den Randverwerfungen voneinander getrennt worden.
Wie erklärt sich aber die Hebung? Keile, die nach unten ver-
jüngt und durch Seitendruck gehoben worden wären, liegen bestimmt
nicht vor. Junge Magmen, die iu die uns zugänglichen Teile der Erd-
kruste eingedrungen wären und eine aktive Hebung nach Art der Lak-
kolithen bewirkt hätten, fehlen. Isostatische Hebung muß abgelehnt
werden, weil die Hebung nicht etwa nach einer Entlastung erfolgte,
sondern gerade umgekehrt nach der Ablagerung der mächtigen plio-
zänen und zum Teil sogar noch diluvialen marinen Sedimente auf den
erst nachher aufsteigenden Schollen.
Dasselbe gilt auch für den mittleren und nördlichen Apennin. So
hebt Sagco (a. a. O. S. 339) hervor, daß marines Pliozän und zwar be-
sonders die Astistufe in den Tälern Agri-Sinni 800—1000 m, in der
pliozänen Mulde von Ariano 1100 m und nördlich von Latronico so-
gar 1200 m erreicht. Im nördlichen Apennin (Emilia) sind die Meeres-
höhen geringer. Die Tatsache, daß sich aber auch hier das Gebirge
erst nach dem Absatz der mächtigen marinen Schichten gehoben hat,
besteht ebenfalls zu Recht. Und auch hier ist das Pliozän an zahl-
reichen Stellen, die ich aus eigener Anschauung kenne, nicht gefaltet,
sondern höchstens schwach geneigt. So kommt Sacco zu der Schluß-
folgerung, daß ein intensiver „Diastrophismus“ die Tertiärperiode be-
schloß „facendo emergere tanta parte della penisola italica“. Worauf
dieser Aufstieg beruht, das erörterte er, soweit ich sehe, nicht genauer.
Er nimmt aber auf S. 339 an, daß das Pliozän noch von intensiver
Faltung (corrugamenti) betroffen worden sei, was ich wegen seiner
Lagerung nicht zugeben kann. Störungen sind allerdings an manchen
Orten vorhanden, echte größere Faltungen fehlen.2) Wir haben also
J) Man vergleiche auch die Darstellung des pliozänen Italiens bei Rove-
reto (Trattato di Geologia morfologica. Bd. I. 1923, Mailand bei Hoepli, S. 202),
der Sizilien und fast ganz Calabrien unter dem Meeresspiegel annimmt.
2) Vgl. auch Stille, Grundfragen der vergleichenden Tektonik (Berlin 1924,
S. 203), der nur unbedeutende Faltungserscheinungen des italienischen Pliozäns
kennt und mit seiner wallachischen Faltungsphase in Verbindung bringt.
Wilhelm Salomon:
vollzog sich entweder gegen das Ende des Pliozäns oder in der ältesten
Zeit des Diluviums, also vor Beginn der vulkanischen Tätigkeit der
südlichen Tyrrhenis (Aetna, Vesuv, Lipareu usw.). Nach der Auf-
fassung von Cor tese haben die alten Massive der Sila, der Catena
litorale und des Aspromonte erst durch die Hebung ihren Zusammen-
hang bekommen, während das Peloritanische Gebirge NO-Siziliens vor-
her und nachher getrennt war.1) Nach der Auffassung von Gignoux
waren alle diese Massive vorher vereinigt und wären erst durch das Ab-
sinken an den Randverwerfungen voneinander getrennt worden.
Wie erklärt sich aber die Hebung? Keile, die nach unten ver-
jüngt und durch Seitendruck gehoben worden wären, liegen bestimmt
nicht vor. Junge Magmen, die iu die uns zugänglichen Teile der Erd-
kruste eingedrungen wären und eine aktive Hebung nach Art der Lak-
kolithen bewirkt hätten, fehlen. Isostatische Hebung muß abgelehnt
werden, weil die Hebung nicht etwa nach einer Entlastung erfolgte,
sondern gerade umgekehrt nach der Ablagerung der mächtigen plio-
zänen und zum Teil sogar noch diluvialen marinen Sedimente auf den
erst nachher aufsteigenden Schollen.
Dasselbe gilt auch für den mittleren und nördlichen Apennin. So
hebt Sagco (a. a. O. S. 339) hervor, daß marines Pliozän und zwar be-
sonders die Astistufe in den Tälern Agri-Sinni 800—1000 m, in der
pliozänen Mulde von Ariano 1100 m und nördlich von Latronico so-
gar 1200 m erreicht. Im nördlichen Apennin (Emilia) sind die Meeres-
höhen geringer. Die Tatsache, daß sich aber auch hier das Gebirge
erst nach dem Absatz der mächtigen marinen Schichten gehoben hat,
besteht ebenfalls zu Recht. Und auch hier ist das Pliozän an zahl-
reichen Stellen, die ich aus eigener Anschauung kenne, nicht gefaltet,
sondern höchstens schwach geneigt. So kommt Sacco zu der Schluß-
folgerung, daß ein intensiver „Diastrophismus“ die Tertiärperiode be-
schloß „facendo emergere tanta parte della penisola italica“. Worauf
dieser Aufstieg beruht, das erörterte er, soweit ich sehe, nicht genauer.
Er nimmt aber auf S. 339 an, daß das Pliozän noch von intensiver
Faltung (corrugamenti) betroffen worden sei, was ich wegen seiner
Lagerung nicht zugeben kann. Störungen sind allerdings an manchen
Orten vorhanden, echte größere Faltungen fehlen.2) Wir haben also
J) Man vergleiche auch die Darstellung des pliozänen Italiens bei Rove-
reto (Trattato di Geologia morfologica. Bd. I. 1923, Mailand bei Hoepli, S. 202),
der Sizilien und fast ganz Calabrien unter dem Meeresspiegel annimmt.
2) Vgl. auch Stille, Grundfragen der vergleichenden Tektonik (Berlin 1924,
S. 203), der nur unbedeutende Faltungserscheinungen des italienischen Pliozäns
kennt und mit seiner wallachischen Faltungsphase in Verbindung bringt.