Beobachtungen über Harnische.
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beobachtet habe. Daraus ergibt sich, daß die Schieferungsflächen der
Phyllite dort Schichtflächen sind.
Am häufigsten beobachtet man natürlich in den steilen Wänden
der Straßen und Felsen steilstehende Harnische und Klüfte. Sehr viel
seltener gelingt der Nachweis oder gar die Messung flach im Gebirge
liegender Zerreißungsflächen. Indessen waren an einigen Stellen durch
Absprengung von Felsen an der Abgrundseite der Straßen flache Har-
nische bloßgelegt. Sie erwiesen sich als besonders grobbuckelig. Bei
dieser Gelegenheit sei hervorgehoben, daß Herr Dr. Ratzel beim Bau
des neuen Königstuhltunnels in Heidelberg im Granit des Odenwaldes
ebenfalls eine weit ausgedehnte, ganz flach verlaufende Abscheerungs-
fläche beobachtete.1 2 3 4)
5. Die Streifen der Harnische.
' Albert Heim, Marie Jerosch, Höfer, Seitz und andere haben
hervorgehoben, daß die Streifenharnische nicht nur zarte Linien und
Streifen, sondern auch tiefe Rillen, Furchen, ja echte Hohlkehlen tragen
können. Daher hat Seitz (S. 568) auch die Bezeichnung „Hohlkehlen-
harnisch“ eingeführt. Diese Unterscheidungen beziehen sich also ledig-
lich auf die Intensität der Streifung. Viel seltener ist in der Literatur
die Frage nach dem Verlaufe der Streifen behandelt worden. Das hängt
offenbar damit zusammen, daß im Tafelgebirge, soweit spröde Gesteine
vorliegen, die Streifen gewöhnlich gradlinig sind, und daß selbst im
Faltengebirge Gradlinigkeit der Streifen normal ist. Indessen sind schon
aus dem Bergbau Fälle bekannt, in denen die Bewegung an Harnischen,
nicht gradlinig verlief, sondern die Beobachtungen auf Drehungen deuten.
Es ist mir nicht möglich, die sehr zerstreute und schwierig zu findende
Bergwerksliteratur daraufhin durchzusehen. Ich halte es sogar für
durchaus möglich, daß in ihr gar manches eingehend behandelt ist,
was ich hier als neu oder wenig beachtet anführe. Gefunden habe ich
folgende Angaben bei Höfer.2-4) In seiner Schrift „Die Ausrichtung
der Verwerfungen“ hebt er hervor, daß in vielen Bergwerken die Ver-
schiebungen nicht parallel gewesen sein können, sondern daß Dreh-
bewegungen anzunehmen sind. Er zeigt das am Beispiel der großartigen
4) Nach unveröffentlichten Mitteilungen. Die Fläche war auf 100 m zu ver-
folgen und steigt auf dieser Strecke nur um 3 m an. Sie hatte einen „dünnen tonig-
kaolinigen Belag“.
2) Österreichische Zeitschrift für Berg-und Hüttenwesen XXIX. 1881. 13 S.
3) Ebendort XXXIV. 1886. 20 S.
4) „Die Verwerfungen“. Braunschweig 1917 bei Vieweg.
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beobachtet habe. Daraus ergibt sich, daß die Schieferungsflächen der
Phyllite dort Schichtflächen sind.
Am häufigsten beobachtet man natürlich in den steilen Wänden
der Straßen und Felsen steilstehende Harnische und Klüfte. Sehr viel
seltener gelingt der Nachweis oder gar die Messung flach im Gebirge
liegender Zerreißungsflächen. Indessen waren an einigen Stellen durch
Absprengung von Felsen an der Abgrundseite der Straßen flache Har-
nische bloßgelegt. Sie erwiesen sich als besonders grobbuckelig. Bei
dieser Gelegenheit sei hervorgehoben, daß Herr Dr. Ratzel beim Bau
des neuen Königstuhltunnels in Heidelberg im Granit des Odenwaldes
ebenfalls eine weit ausgedehnte, ganz flach verlaufende Abscheerungs-
fläche beobachtete.1 2 3 4)
5. Die Streifen der Harnische.
' Albert Heim, Marie Jerosch, Höfer, Seitz und andere haben
hervorgehoben, daß die Streifenharnische nicht nur zarte Linien und
Streifen, sondern auch tiefe Rillen, Furchen, ja echte Hohlkehlen tragen
können. Daher hat Seitz (S. 568) auch die Bezeichnung „Hohlkehlen-
harnisch“ eingeführt. Diese Unterscheidungen beziehen sich also ledig-
lich auf die Intensität der Streifung. Viel seltener ist in der Literatur
die Frage nach dem Verlaufe der Streifen behandelt worden. Das hängt
offenbar damit zusammen, daß im Tafelgebirge, soweit spröde Gesteine
vorliegen, die Streifen gewöhnlich gradlinig sind, und daß selbst im
Faltengebirge Gradlinigkeit der Streifen normal ist. Indessen sind schon
aus dem Bergbau Fälle bekannt, in denen die Bewegung an Harnischen,
nicht gradlinig verlief, sondern die Beobachtungen auf Drehungen deuten.
Es ist mir nicht möglich, die sehr zerstreute und schwierig zu findende
Bergwerksliteratur daraufhin durchzusehen. Ich halte es sogar für
durchaus möglich, daß in ihr gar manches eingehend behandelt ist,
was ich hier als neu oder wenig beachtet anführe. Gefunden habe ich
folgende Angaben bei Höfer.2-4) In seiner Schrift „Die Ausrichtung
der Verwerfungen“ hebt er hervor, daß in vielen Bergwerken die Ver-
schiebungen nicht parallel gewesen sein können, sondern daß Dreh-
bewegungen anzunehmen sind. Er zeigt das am Beispiel der großartigen
4) Nach unveröffentlichten Mitteilungen. Die Fläche war auf 100 m zu ver-
folgen und steigt auf dieser Strecke nur um 3 m an. Sie hatte einen „dünnen tonig-
kaolinigen Belag“.
2) Österreichische Zeitschrift für Berg-und Hüttenwesen XXIX. 1881. 13 S.
3) Ebendort XXXIV. 1886. 20 S.
4) „Die Verwerfungen“. Braunschweig 1917 bei Vieweg.