Zur Windefrage.
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Als Versuchspflanze benutzten auch wir Pharbitis hispida (Ipomoea
purpurea), da diese bei Temperaturen über 20 0 am regelmäßigsten kreist
und ihre Spitze fast genau horizontal einstellt. Calystegia hat ein zu
kurzes horizontales Ende, und Phaseolus fanden wir individuell recht
verschieden.
Die Pflanzen, die große Helligkeit brauchen, wurden einzeln im Ge-
wächshaus in kleinen Töpfen gezogen. Wenn sie geeignete Länge für den
betreffenden Versuch erreicht hatten, wurden sie mit einer dünnen
gläsernen Stütze, die möglichst genau in die Mitte des Topfes gesteckt
wurde, versehen und auf dem Topfhalter angebracht; dann wurde durch
Gips die Erde mit der Stütze fest verbunden. Die Spitze wurde so be-
festigt — ebenfalls durch Gips — , daß sie in Verlängerung der Stütze
stand, also bei späterer Rotation sich in der Verlängerung der horizon-
talen Klinostatenach.se befand. Eine ganz genaue horizontale Orientierung
der Rotationsachse ist unbedingt nötig, denn bei der ungewöhnlich
großen geotropischen Empfindlichkeit (Präsentationszeit von wenigen
Sekunden) würde sonst unbedingt geotropische Reizung erfolgen. Zur
Vermeidung von Zentrifugalkräften ist ferner nötig, die Spitze genau in
die Verlängerung der Klinostatenach.se zu bringen. Trotz aller solcher
Vorsichtsmaßregeln findet man doch immer einzelne Pflanzen, die nach
mehrstündiger Rotation gekrümmte Spitzen haben. Sie werden von
weiteren Versuchen ausgeschlossen. Andere Pflanzen bleiben aber, auch
wenn die Rotation die ganze Nacht über gedauert hat, vollkommen gerade.
Mit solchen allein kann weiter gearbeitet werden. Die Rotation wurde
bei den ersten Versuchen am PFEFFERschen Klinostaten mit der schnell-
sten Achse — langsame Einstellung — (2—3 Minuten Umdrehungs-
geschwindigkeit) ausgeführt. Diese schnelle Rotation ist wegen der Ge-
fahr von Zentrifugalwirkung ungünstig, ist aber wegen der Versuche
selbst nicht zu vermeiden, weil die Achse natürlich während eines Ver-
suches nicht gewechselt werden kann, und die langsame Umdrehung keine
kurzen Pausen in der Reizung ermöglicht hätte. Der Versuch wurde
dann in der Weise angestellt, daß durch ein optisches oder akustisches
Signal eine Stelle bei der Rotation gekennzeichnet wurde. Eine oder zwei
Stunden vor Beginn des Versuches wurde die Pflanze schon genau be-
obachtet, indem alle paar Minuten — beim Passieren der durch das Signal
gekennzeichneten Lage — auf einer Glasplatte in gleich zu beschreiben-
der Weise ihre Horizontal- und Vertikalprojektion gezeichnet wurde.
So konnte kontrolliert werden, ob keinerlei Krümmung eintrat. Erst
wenn dieses festgestellt war, wurde der eigentliche Versuch begonnen.
Die Rotation wurde im Moment, wo das optische oder akustische Zeichen
erfolgte, sistiert, und die Pflanze eine bestimmte Zeitlang geotropisch
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Als Versuchspflanze benutzten auch wir Pharbitis hispida (Ipomoea
purpurea), da diese bei Temperaturen über 20 0 am regelmäßigsten kreist
und ihre Spitze fast genau horizontal einstellt. Calystegia hat ein zu
kurzes horizontales Ende, und Phaseolus fanden wir individuell recht
verschieden.
Die Pflanzen, die große Helligkeit brauchen, wurden einzeln im Ge-
wächshaus in kleinen Töpfen gezogen. Wenn sie geeignete Länge für den
betreffenden Versuch erreicht hatten, wurden sie mit einer dünnen
gläsernen Stütze, die möglichst genau in die Mitte des Topfes gesteckt
wurde, versehen und auf dem Topfhalter angebracht; dann wurde durch
Gips die Erde mit der Stütze fest verbunden. Die Spitze wurde so be-
festigt — ebenfalls durch Gips — , daß sie in Verlängerung der Stütze
stand, also bei späterer Rotation sich in der Verlängerung der horizon-
talen Klinostatenach.se befand. Eine ganz genaue horizontale Orientierung
der Rotationsachse ist unbedingt nötig, denn bei der ungewöhnlich
großen geotropischen Empfindlichkeit (Präsentationszeit von wenigen
Sekunden) würde sonst unbedingt geotropische Reizung erfolgen. Zur
Vermeidung von Zentrifugalkräften ist ferner nötig, die Spitze genau in
die Verlängerung der Klinostatenach.se zu bringen. Trotz aller solcher
Vorsichtsmaßregeln findet man doch immer einzelne Pflanzen, die nach
mehrstündiger Rotation gekrümmte Spitzen haben. Sie werden von
weiteren Versuchen ausgeschlossen. Andere Pflanzen bleiben aber, auch
wenn die Rotation die ganze Nacht über gedauert hat, vollkommen gerade.
Mit solchen allein kann weiter gearbeitet werden. Die Rotation wurde
bei den ersten Versuchen am PFEFFERschen Klinostaten mit der schnell-
sten Achse — langsame Einstellung — (2—3 Minuten Umdrehungs-
geschwindigkeit) ausgeführt. Diese schnelle Rotation ist wegen der Ge-
fahr von Zentrifugalwirkung ungünstig, ist aber wegen der Versuche
selbst nicht zu vermeiden, weil die Achse natürlich während eines Ver-
suches nicht gewechselt werden kann, und die langsame Umdrehung keine
kurzen Pausen in der Reizung ermöglicht hätte. Der Versuch wurde
dann in der Weise angestellt, daß durch ein optisches oder akustisches
Signal eine Stelle bei der Rotation gekennzeichnet wurde. Eine oder zwei
Stunden vor Beginn des Versuches wurde die Pflanze schon genau be-
obachtet, indem alle paar Minuten — beim Passieren der durch das Signal
gekennzeichneten Lage — auf einer Glasplatte in gleich zu beschreiben-
der Weise ihre Horizontal- und Vertikalprojektion gezeichnet wurde.
So konnte kontrolliert werden, ob keinerlei Krümmung eintrat. Erst
wenn dieses festgestellt war, wurde der eigentliche Versuch begonnen.
Die Rotation wurde im Moment, wo das optische oder akustische Zeichen
erfolgte, sistiert, und die Pflanze eine bestimmte Zeitlang geotropisch