Metadaten

Jost, Ludwig; Ubisch, Gerta; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse [VerfasserIn] [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse (1926, 8. Abhandlung): Zur Windefrage — Berlin, Leipzig, 1926

DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.43404#0013
License: Free access  - all rights reserved
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
Zur Windefrage.

13

Flanke bei normalem Weitergang der Bewegung sich nach unten wenden
müßte, so erfolgt zunächst Geradestreckung des Bogens und dann Ein-
krümmung nach der entgegengesetzten Seite. Beide Versuche sind bei
Bawitscher S. 17 abgebildet.
Der erste Eindruck, daß sie eine Bestätigung der NOLLschen Theorie
seien, wonach eben immer die rechte Flanke zu stärkstem Wachstum ge-
reizt wird, ist aber' nach Bawitscher deshalb falsch, weil tatsächlich
diese Flanke gar nicht an Ort und Stelle bleibt, vielmehr durch Tor-
sionen immer neue Flanken zur Konvexlinie werden. Diese
Torsionen sind im Fall a dauernd antidrom, im Fall b zuerst homodrom
(bis zur Gradstreckung), dann antidrom.
In diesen Torsionen sieht Bawitscher den Beweis dafür, „daß
das Haupt wachstumsbestreben von Flanke zu Flanke wandert,
in homodromer Dichtung., und daß nicht eine Flanke einen
dauernden lateralen Beiz empfängt“. (S. 20.)
Somit sind für Bawitscher die Windesprosse d o r s i v e nt r a 1. „Ein
Windesproß verhält sich im Transversalversuch wie ein auf die Flanke ge-
legter plagiotroper Sproß: Die auf der Seite liegende Oberseite wird
wieder nach oben gedreht, und zwar auf dem kürzesten Weg, so daß je
nach der Lage der physiologischen Oberseite eine Torsion nach links
oder nach rechts ausgeführt wird. Der Unterschied zwischen Winde-
sprossen und plagiotropen Sprossen besteht darin, daß bei ersteren die
Dorsiventralität nicht festgelegt ist, sondern um den Sproß herumwandert
(in homodromer Bichtung). Die Flanke mit dem stärksten Wachstum ist
jeweils die physiologische Oberseite; wird sie durch eine Drehung auf die
Seite oder nach unten gebracht, so tritt schnellstens die entsprechende
Torsion auf. Nun braucht aber jede Torsion zu ihrer Ausführung eine
gewisse Zeit und inzwischen wandert das Hauptwachstum in homodromer
Bichtung zur nächsten Flanke“; damit ist ein neuer Anstoß zur Bildung
von Torsionen gegeben usw. „Im beschriebenen Fall können die anti-
dromen Torsionen überhaupt nicht aufhören, solange der Sproß wagrecht
liegt, und das verstärkte Wachstum oder, wie wir jetzt sagen können,
die Bichtung der Dorsiventralität wandert“. (Raw. S. 20. 21.)
Bawitscher hat in seiner Figur 6 a in dreiviertel Stunden eine Tor-
sion von 180 0 auftreten sehen, in Figur 6 b in 6 Stunden (von 10 h—4 h)
eine von vielleicht 270 0 — und in Figur 7 nach fast 24 Stunden etwa
2 Umdrehungen —. Es ist nicht daran zu zweifeln, daß er auch in anderen
Fällen solche Torsionen erhalten hat, aber es wäre sehr wünschenswert
gewesen, wenn er mitgeteilt hätte, in welchem Ausmaß sie auftraten.
Auch in dem Windefilm, den er in Stuttgart vorgeführt hat, und von dem
er eine Kopie uns zu senden die Freundlichkeit hatte, treten diese Tor-
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften