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A. Pütter:
Auch für chemische Reizwirkungen oder Giftwirkungen gibt es
genug Fälle, in denen die einfache Beziehung zwischen Reizstärke
(Giftkonzentration) und Wirkungszeit besteht, die die Reizmengenregel
zum Ausdruck bringt. Freilich wird sie in der Nähe der Schwelle
ebenso ungültig wie für Licht- und Schwerkraftreize. Außerdem aber
beobachten wir in vielen Fällen ganz andere Beziehungen zwischen
Wirkungszeit und Reizstärke, so daß jedenfalls auch für erheblich
überschwellige Reize der einfache Fall der direkten Proportionalität
von Konzentration und Wirkung nicht die ausgezeichnete Stellung
einnimmt, die ihm bei der Reizung durch das Licht oder die Schwer-
kraft zukommt.
Diese Fälle, die eine andere Gesetzmäßigkeit erkennen lassen,
können wir in zwei Gruppen einteilen. In der einen handelt es sich
um Fälle, in denen die Wirkung langsamer steigt als die Konzen-
tration. Zu ihrem grundsätzlichen Verständnis ist keine weitere Vor-
stellung erforderlich als die, daß die Größe der Veränderung, die durch
den chemischen Reiz gesetzt werden kann, einem oberen Grenzwert
zustrebt, z. B. daß nur eine begrenzte Menge eines Stoffes vorhanden
ist, dessen Umwandlung durch den chemischen Reiz beschleunigt
wird, so daß auch bei beliebig großer Geschwindigkeit dieser Um-
wandlung die Menge der entstehenden Produkte begrenzt ist, und zwar
begrenzt durch die Geschwindigkeit der Nachlieferung des fraglichen
Stoffes.
Diese Vorstellung ist hinreichend, es darf aber nicht behauptet
werden, daß sie allgemein zutreffend ist.
Ganz andere theoretische Schwierigkeiten bietet die zweite Gruppe
der Fälle, die nicht der Reizmengenregel folgen. Für sie ist bezeich-
nend, daß die Wirkung stärker steigt als die Konzentration. Rein
formal kann man sagen, die Wirkung steige mit einer Potenz der
Konzentration, die größer als 1,0 ist, aber damit ist kein sach-
liches Verständnis dieses eigenartigen Verhaltens ge-
wonnen (s. o.).
Der Erklärungsmöglichkeit dieser Fälle gilt die vorliegende Studie.
Die Frage ist, ob und unter welchen besonderen Voraussetzungen ein
solches Verhalten verstanden werden kann, wenn man an der Grund-
annahme festhält, daß die primäre Wirkung immer nur der Konzen-
tration direkt proportional ist.
A. Pütter:
Auch für chemische Reizwirkungen oder Giftwirkungen gibt es
genug Fälle, in denen die einfache Beziehung zwischen Reizstärke
(Giftkonzentration) und Wirkungszeit besteht, die die Reizmengenregel
zum Ausdruck bringt. Freilich wird sie in der Nähe der Schwelle
ebenso ungültig wie für Licht- und Schwerkraftreize. Außerdem aber
beobachten wir in vielen Fällen ganz andere Beziehungen zwischen
Wirkungszeit und Reizstärke, so daß jedenfalls auch für erheblich
überschwellige Reize der einfache Fall der direkten Proportionalität
von Konzentration und Wirkung nicht die ausgezeichnete Stellung
einnimmt, die ihm bei der Reizung durch das Licht oder die Schwer-
kraft zukommt.
Diese Fälle, die eine andere Gesetzmäßigkeit erkennen lassen,
können wir in zwei Gruppen einteilen. In der einen handelt es sich
um Fälle, in denen die Wirkung langsamer steigt als die Konzen-
tration. Zu ihrem grundsätzlichen Verständnis ist keine weitere Vor-
stellung erforderlich als die, daß die Größe der Veränderung, die durch
den chemischen Reiz gesetzt werden kann, einem oberen Grenzwert
zustrebt, z. B. daß nur eine begrenzte Menge eines Stoffes vorhanden
ist, dessen Umwandlung durch den chemischen Reiz beschleunigt
wird, so daß auch bei beliebig großer Geschwindigkeit dieser Um-
wandlung die Menge der entstehenden Produkte begrenzt ist, und zwar
begrenzt durch die Geschwindigkeit der Nachlieferung des fraglichen
Stoffes.
Diese Vorstellung ist hinreichend, es darf aber nicht behauptet
werden, daß sie allgemein zutreffend ist.
Ganz andere theoretische Schwierigkeiten bietet die zweite Gruppe
der Fälle, die nicht der Reizmengenregel folgen. Für sie ist bezeich-
nend, daß die Wirkung stärker steigt als die Konzentration. Rein
formal kann man sagen, die Wirkung steige mit einer Potenz der
Konzentration, die größer als 1,0 ist, aber damit ist kein sach-
liches Verständnis dieses eigenartigen Verhaltens ge-
wonnen (s. o.).
Der Erklärungsmöglichkeit dieser Fälle gilt die vorliegende Studie.
Die Frage ist, ob und unter welchen besonderen Voraussetzungen ein
solches Verhalten verstanden werden kann, wenn man an der Grund-
annahme festhält, daß die primäre Wirkung immer nur der Konzen-
tration direkt proportional ist.