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A. Pütter:
Betrachten wir jetzt das Resultat in bezug auf die Wirkungszeit,
so sehen wir gerade das Verhältnis, das die Beobachtung lehrt: die
Zeiten gleicher Wirkung (nämlich der eben merklichen Reizung oder
Giftwirkung) nehmen in viel rascherem Verhältnis ab, als die Konzen-
trationen wachsen, das Produkt aus Konzentration und Wirkungszeit
ist nicht konstant, sondern wird immer kleiner, je höher die Konzen-
tration ist.
Bezeichnen wir den reziproken Wert der Wirkungszeit als die „Giftig-
keit“, so ergibt sich, daß die Giftigkeit viel rascher wächst als die Kon-
zentration, ja selbst wenn man — wie H. H. Meyer und Ostwald es als
berechtigt ansehen — die Schwellenkonzentration subtrahiert und nur
das Verhältnis der Differenzen : Gesamtkonzentration minus Schwellen-
konzentration betrachtet, so steigt die Giftigkeit noch rascher als diese
Differenz. So tritt z. B. die Wirkung bei der doppelten Schwellen-
konzentration nach 99 Zeiteinheiten ein, bei der vierfachen nach 17.
Diese Konzentrationen, vermindert um die Schwellenkonzentration,
stehen im Verhältnis 1 : 3, die Wirkungszeiten im Verhältnis 5,824 :1.
Die Durchrechnung dieses einfachen und typischen schematischen
Falles liefert also ein wichtiges Ergebnis: Die höchst merkwürdige,
einer Erklärung dringend bedürftige Tatsache, daß die „Giftigkeit“-
häufig viel stärker steigt als die Konzentration, erfordert nicht die
Annahme einer zunehmenden Empfindlichkeit der Zelle oder ihres
unbeeinflußten Anteils durch das eindringende Gift, sondern läßt sich
aus der einfachen Grundannahme herleiten, daß die Wirkung immer
nur der Konzentration proportional ist.
Diese Feststellung soll durchaus keine Ablehnung der Vorstellung
sein, daß bei vielen Giftwirkungen die Adsorption eine Rolle spielt.
In dem Gesetz der Schwelle kann diese Rolle gar nicht erkennbar
werden, wie die folgende Überlegung zeigt. Unser Ansatz lautet: Die
Wirkung tritt ein, wenn die Konzentration des wirksamen Stoffes an
einer bestimmten Stelle einen bestimmten Grenzwert erreicht hat. Eine
spezialisierte Vorstellung über die Vorgänge, die sich von dem Augen-
blick an abspielen, wo diese Bedingung erfüllt ist, bis zu dem Sicht-
barwerden der Wirkung, geht in diese Überlegung überhaupt nicht ein.
Es kann sein, daß der wirksame Stoff adsorbiert werden muß und erst
in dieser Form die Vorgänge einleitet, die zum sichtbaren Erfolge
führen, trotzdem bleibt es Bedingung für die Wirkung, daß an dem
Adsorptionsort eine bestimmte Konzentration erreicht sein muß. Daß
diese Konzentration nicht identisch mit der Konzentration der Adsorp-
tionsverbindung ist, hat mit der Form des Gesetzes der Schwelle gar
nichts zu tun.
A. Pütter:
Betrachten wir jetzt das Resultat in bezug auf die Wirkungszeit,
so sehen wir gerade das Verhältnis, das die Beobachtung lehrt: die
Zeiten gleicher Wirkung (nämlich der eben merklichen Reizung oder
Giftwirkung) nehmen in viel rascherem Verhältnis ab, als die Konzen-
trationen wachsen, das Produkt aus Konzentration und Wirkungszeit
ist nicht konstant, sondern wird immer kleiner, je höher die Konzen-
tration ist.
Bezeichnen wir den reziproken Wert der Wirkungszeit als die „Giftig-
keit“, so ergibt sich, daß die Giftigkeit viel rascher wächst als die Kon-
zentration, ja selbst wenn man — wie H. H. Meyer und Ostwald es als
berechtigt ansehen — die Schwellenkonzentration subtrahiert und nur
das Verhältnis der Differenzen : Gesamtkonzentration minus Schwellen-
konzentration betrachtet, so steigt die Giftigkeit noch rascher als diese
Differenz. So tritt z. B. die Wirkung bei der doppelten Schwellen-
konzentration nach 99 Zeiteinheiten ein, bei der vierfachen nach 17.
Diese Konzentrationen, vermindert um die Schwellenkonzentration,
stehen im Verhältnis 1 : 3, die Wirkungszeiten im Verhältnis 5,824 :1.
Die Durchrechnung dieses einfachen und typischen schematischen
Falles liefert also ein wichtiges Ergebnis: Die höchst merkwürdige,
einer Erklärung dringend bedürftige Tatsache, daß die „Giftigkeit“-
häufig viel stärker steigt als die Konzentration, erfordert nicht die
Annahme einer zunehmenden Empfindlichkeit der Zelle oder ihres
unbeeinflußten Anteils durch das eindringende Gift, sondern läßt sich
aus der einfachen Grundannahme herleiten, daß die Wirkung immer
nur der Konzentration proportional ist.
Diese Feststellung soll durchaus keine Ablehnung der Vorstellung
sein, daß bei vielen Giftwirkungen die Adsorption eine Rolle spielt.
In dem Gesetz der Schwelle kann diese Rolle gar nicht erkennbar
werden, wie die folgende Überlegung zeigt. Unser Ansatz lautet: Die
Wirkung tritt ein, wenn die Konzentration des wirksamen Stoffes an
einer bestimmten Stelle einen bestimmten Grenzwert erreicht hat. Eine
spezialisierte Vorstellung über die Vorgänge, die sich von dem Augen-
blick an abspielen, wo diese Bedingung erfüllt ist, bis zu dem Sicht-
barwerden der Wirkung, geht in diese Überlegung überhaupt nicht ein.
Es kann sein, daß der wirksame Stoff adsorbiert werden muß und erst
in dieser Form die Vorgänge einleitet, die zum sichtbaren Erfolge
führen, trotzdem bleibt es Bedingung für die Wirkung, daß an dem
Adsorptionsort eine bestimmte Konzentration erreicht sein muß. Daß
diese Konzentration nicht identisch mit der Konzentration der Adsorp-
tionsverbindung ist, hat mit der Form des Gesetzes der Schwelle gar
nichts zu tun.