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Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse [VerfasserIn] [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse (1930, 4. Abhandlung): Beiträge zur Algebra, 15/17 — 1930

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https://doi.org/10.11588/diglit.43603#0045
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Flußgeschichtl. u. geomorph. Untersuchungen über die Feldaistsenke. 45
Baches geschaffen worden sein. Eine Anzapfung im Bereich der
Senke lenkte den Kettenbach in einem Winkel von 120° nach NW
zur Aist hin ab und setzte seinen ehemaligen Unterlauf außer Tätigkeit.
Ganz ähnlich liegen die Verhältnisse beim Sattel der Ortschaft
Altaist, wo in den Bruchrand eine tiefe Kerbe gerissen ist. Es ist
freilich schwer zu sagen, ob diese dem heutigen Abtragungszyklus
angehört. Es könnte sich auch um einen wie herauf gedeckten vor-
miozänen Einschnitt handeln.
Ein ganz kurzes, außer Tätigkeit gesetztes Talstück liegt westlich
von St. Georgen. Wie man besonders beim Anblick von N her er-
kennen kann, kehrt die kleine Granitkuppe 353 mit dem Pichlbauerhof
dem Luftenberg einen Steilabfall zu, während sie sich nach 0 zu
sanft abdacht. Sie stellt sich als ein Sporn des Luftenberges dar,
der von ihm durch die Erosion eines Baches abgetrennt wurde,
vielleicht durch einen alten Reichenbachlauf. Sicherer ist, daß die
Feldaist von Prägarten gegen S zu früher ihren eigenen, selbstän-
digen Weg zur Donau gehabt hat. Wie uns die Schotterflächen von
Waxreith und in dem Tal, durch das die Bahn aus dem Becken von
Aistbergthal gegen Mauthausen führt, erkennen lassen, war dabei
ihr Lauf verschiedenen Verlegungen ausgesetzt.
Warum nun aber gerade die Schwarze Aist ihren Lauf zur Donau
durch das Josefstal nicht nur beibehalten, sondern sogar schneller
eintiefen konnte als ihre Nachbarflüsse, kann ich nicht entscheiden.
Jedenfalls wurden Feldaist und Kettenbach schließlich von ihr in
der Flanke gefaßt und zu ihr abgelenkt. Wie auf manche andere, ist
auch auf diese Frage eine Antwort vielleicht von einer eingehenden
petrographisch-geologischen Untersuchung des granitischen Grund-
gebirges zu erhoffen.
Alles in allem sehen wir also am Südausgang der
Feldaistsenke eine enge Durchdringung alter und junger
Formen. Im heutigen Landschaftsbilde finden sich neben
wiederaufgedeckten Zügen eines uralten Reliefs junge,
nachmiozäne Formen, verwaschen und sanft im Bereich
der Beckenausfüllungen, schroff und unausgeglichen in
den epigenetischen Durchbrüchen.
W. Klüpfel (Über Reliefmorphologie und zyklische Land-
schaftsgenerationen. Geol. Rundschau XVII, 1926, S. 401—17) hat
für solche Landschaften den Ausdruck Schachtelrelief geprägt.
Die Erscheinungen als solche sind aber im wesentlichen schon vor
 
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