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Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse [VerfasserIn] [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse (1933, 4. Abhandlung): Max Wolf: 1863 - 1932, ein Gedenkblatt — Berlin, 1933

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https://doi.org/10.11588/diglit.43671#0016
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stark veraltet, und es war nur als ein Provisorium anzusehen, als
1880 unter Wilhelm Valentiner diese Sternwarte nach Karlsruhe
in den Erbprinzengarten verlegt wurde und in Verbindung mit
der Technischen Hochschule trat.
Großherzog Friedrich I. vor allem brachte den Bestrebungen
zur Errichtung einer neuen Landes-Sternwarte lebhaftes Interesse
entgegen. Er hatte selbst auf der Insel Mainau ein Fernrohr, und
Wolf war dort später wiederholt sein Gast. Wir wissen, daß der
Großherzog mancherlei Himmelserscheinungen, wie zum Beispiel
die Konstellationen der Jupitermonde, beobachtet hat. 1892 schon
tauchten die ersten Pläne zur Errichtung einer neuen Landesstern-
warte in Heidelberg auf, die in Verbindung mit der Universität
treten sollte.
Um die Einrichtungen moderner Sternwarten kennen zu lernen,
machte Wolf im Jahre 1893 eine Studienreise nach den Vereinigten
Staaten, die ihn bis zu dem damals neu errichteten Lick Obser-
vatorium auf dem Mount Hamilton (Cal.), der ersten großen Berg-
sternwarte, führte. Finanzielle Schwierigkeiten standen jedoch der
Verwirklichung ähnlicher Pläne im Badischen Lande zunächst
entgegen.
Da kam eine unerwartete Hilfe aus Amerika selbst, das Max
Wolf kaum verlassen hatte. Miß Katherine Wolfe-Bruce, der
die amerikanische Astronomie eine Reihe größerer Stiftungen ver-
dankt, hatte sich für Wolfs Arbeiten, besonders für die neue Me-
thode der Beobachtung und Entdeckung kleiner Planeten, inter-
essiert. Wolf hatte auf seiner Amerika-Reise zwar Miß Bruce
in New York nicht angetroffen, aber er stand in Briefwechsel mit ihr,
und nach seiner Rückkehr wandte er sich an sie mit der Bitte, ihm
bei der Beschaffung eines größeren photographischen Refraktors
behilflich zu sein. Nach einigen Wochen kam eine Anweisung auf
eine ansehnliche Summe, über die Wolf nach freiem Ermessen ver-
fügen sollte. Zur Erinnerung an Miß Bruce trägt der erste von
Wolf gefundene Planet (323) den Namen Brucia. Der zweite
übrigens (325) heißt Heidelberga und (353), entdeckt am 16. Januar
1893, Ruperto-Carola.
Mit der Stiftung der Miß Bruce war der Weg zur Errichtung
einer neuen Sternwarte in Heidelberg und zur Verlegung der Bad.
Landessternwarte geebnet. Der Bad. Landtag bewilligte 1894 das
Projekt, und die Stadt Heidelberg sagte ihre Beihilfe zu. Geplant
waren zwei Abteilungen, eine astrometrische, die alte Landes-
 
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