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Vogel, Paul; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse [VerfasserIn] [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse (1933, 5. Abhandlung): Studien über den Schwindel — Berlin, 1933

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https://doi.org/10.11588/diglit.43672#0056
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56

P. Vogel:

sehen Anfall unter der Zeitlupe vor sich. Keineswegs verliefen die
Versuche gesetzmäßig bei allen Vpn. so. Auch hier wechselt das
Bild im einzelnen. Darauf wird noch eingegangen werden. In weite-
ren Versuchen wurden zur Vestibularisreizung Reizserien benutzt,
in denen die Reizzeiten und die Intervalle zwischen den Reizen gleich
lang waren. Applizierte man nun eine solche Reizserie, in der Reiz-
zeit und Pause je eine Sekunde, und deren Gesamtdauer etwa 15
bis 20 Sekunden betrug, so ließ sich beobachten, daß diese Serien
meist recht schlecht vertragen wurden. Oft schon nach einer solchen
Reizung meldeten sich vegetative Symptome. Bei wiederholter
Anwendung konnte meist nach einigen Minuten derselbe Erfolg
erzielt werden, der sonst erst nach einer Stunde eintrat. Dabei
waren die Einzelreize in dieser Serie eher kürzer als in der zuerst
beschriebenen. Ihre Intensität war die gleiche, und die Gesamtzahl
der erteilten Reize war jedenfalls nicht größer als in der ersten Ver-
suchsreihe. Aber die Einzelreize waren auf einen kürzeren Zeitraum
zusammengedrängt, sie folgten schneller aufeinander. Völlig un-
wirksam dagegen waren Reizserien, in denen Reize und Intervalle
etwa je 1/6. Sekunde betrugen. Auf diese spricht das vestibuläre
System überhaupt nicht mehr an, da die Dauer der Einzelreize zu
kurz ist. Die Abb. 3 zeigt die drei erwähnten Reizformen in kurven-
mäßiger Darstellung.
Aus diesen Versuchen geht hervor, daß in bezug auf den vege-
tativen Erfolg bei der galvanischen Durchströmung des Kopfes der
Einzelreiz sich als viel weniger wirksam erweist als die Reizserie.
Wohl führt ein einzelner Stromstoß, der das vestibuläre System
überhaupt zu erregen vermag, zu Veränderungen im Bereich der
Motorik und des Sensoriums. Aber er bleibt ohne Wirkung auf
die vegetative Sphäre. Dagegen treten bei wiederholten, in bestimm-
ten zeitlichen Intervallen ausgeführten Reizen die vegetativen Ver-
änderungen fast regelmäßig auf und zwar auch dann, wenn die
Einzelreize nur von geringer schwellennaher Intensität sind. Das
Einwirken wiederholter Reize innerhalb eines bestimmten Zeit-
raumes, also die zeitliche Reizformung, scheint von besonderer Be-
deutung zu sein. Dieses Moment hat auch M. H. Fischer in seiner
letzten Darstellung der Seekrankheit mehr hervorgehoben, und er
hat daran erinnert, daß ja die Symptome der Nausea nicht gleich
zu Beginn der Schiffsbewegungen auftreten, sondern sich erst all-
mählich entwickeln, daß sie also eine gewisse Latenz haben. Er
weist ferner darauf hin, daß in dem vegetativ besonders wirksamen
 
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