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Hattingberg, Immo; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse [VerfasserIn] [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse (1939, 10. Abhandlung): Sensibilitätsuntersuchungen an Kranken mit Schwellenverfahren: aus der Nervenabteilung der Medizinischen Klinik der Universität Freiburg i. Br — Heidelberg, 1939

DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.43768#0014
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14 Immo V. HattingberG: Sensibililätsuntersuchungen
flächen nicht den dichtesten Tastflächen entsprechen. Gegenüber
dem Drucksinn ergibt sich hier eine neue Schwierigkeit: Nach
den Untersuchungen Schriever’s (18) ist die Verteilung der Haut-
stellen nach ihrer Schmerzempfindlichkeit eine ganz andere, je
nachdem ob man mit kleinflächigen oder großflächigen Schmerz-
reizen untersucht. Die Schmerzempfindlichkeit hängt also nicht
allein von der Dichte der oberflächlichen Schmerzpunkte ab.
Diese Tatsache kann zwei Gründe kaben. Zunächst spielen, wie
Schriever nachweist, neben den oberflächlichen Receptoren auch
tiefere Receptoren eine Rolle. Mit großflächigen Reizen werden
teilweise die Schmerzreceptoren in der Cutis erregt. Man muß
also annehmen, daß die Schmerzempfänger an verschiedenen
Stellen der Haut in verschiedener Tiefe angeordnet sind. Neben
der vorhandenen Empfängerzahl spielt aber möglicherweise auch
die Fähigkeit zur Verstärkung und Summation an den verschie-
denen Körperstellen eine verschiedene Rolle. Wenn das so ist,
dann hängt die Größe der Schmerzempfindlichkeit nicht nur von
den peripheren Organen, sondern ebenso von der Erregbarkeit
der zentralen Schwelle ab, die ja nach der Hautstelle verschieden
sein kann. Die Frage nach der Schmerzschwelle wird aber noch
weiter verwickelt durch die verschiedenen Auslösungsmöglich-
keiten, wie sie durch Druck, Hitze und Kälte und den chemisch
auslösbaren Schmerz gegeben sind (12).
Wie die physiologischen, so sind auch die anatomischen
Grundlagen des Schmerzsinnes weniger übersichtlich als die des
Drucksinnes. Der oberflächliche Schmerz scheint ein besonderes
einheitliches System darzustellen, dessen Empfänger die intra-
zellulären und perizellulären Nervenendigungen der Epidermis
sind. An diesem System ist die Netzstruktur so auffällig, daß man,
wie Foerster ausführt (3), daran denken muß, daß die mechanisch
erfaßbaren Schmerzpunkte nichts seien als besonders empfind-
liche Knotenpunkte eines einheitlichen Netzwerkes. Daneben muß
man nach den Untersuchungen Foerster’s annehmen, daß auch
der Sympathicus die Schmerzempfindung zu vermitteln vermag.
Die afferenten Bahnen des Schmerzsinnes laufen nach Foerster
in den hinteren Wurzeln, den vorderen Wurzeln und dem Grenz-
strang. Im Rückenmark laufen sie vor allem im Vorderseiten-
strang, aber, wie Kroll (38) zeigte, teilweise auch in den Hinter-
strängen. Was die Vertretung des Schmerzsinnes im Gehirn be-
trifft, so ist auch ein wesentlicher Punkt ungeklärt. Der Thalamus
 
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