Metadaten

Hattingberg, Immo; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse [VerfasserIn] [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse (1939, 10. Abhandlung): Sensibilitätsuntersuchungen an Kranken mit Schwellenverfahren: aus der Nervenabteilung der Medizinischen Klinik der Universität Freiburg i. Br — Heidelberg, 1939

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.43768#0090
Lizenz: Freier Zugang - alle Rechte vorbehalten
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
an Kranken mit Schwellenverfahren

91

konstant und seitengleich, obwohl die Wahrnehmungsleistung der
Haut auf der einen Körperseite schwer gestört ist. Hier handelt
es sich um eine reine Tastagnosie im Sinne Wernicke’s. In einem
andern Fall besteht dauernd eine Tastagnosie, während die
Schwellenveränderlichkeit nur an einem Tag anfallsartig beobachtet
wird. In zwei anderen Fällen ist die Schwelle veränderlich, ohne
daß die Wahrnehmungsleistung gestört wäre.
4. Bei Erkrankung des Thalamus kommt es nach kleiner Reiz-
zahl zur Senkung der Schwelle, die mit einer Hyperpathie ein-
hergeht. Diese Schwellensenkung findet sich bei Schmerz- wie
bei Druckreizen.
5. Nur in einem Fall wurde eine Erhöhung der Schmerz-
schwelle durch Druckreize beobachtet. Der umgekehrte Vorgang
ist häufig.
6. Es wurde häufig gefunden, daß bei Hirnschädigungen neben
der Sensibilitätsstörung auf der Gegenseite des Herdes auch solche
auf der gleichen Seite vorhanden waren. Niemals wurde im Um-
stimmungsversuch eine gleichsinnige Veränderung der symmetri-
schen Hautstellen beobachtet.
Besprechung der Ergebnisse.
Vergleicht man die vorliegenden Ergebnisse mit den einheit-
lichen Befunden der Physiologie auf dem gleichen Fragengebiet,
so zeigt sich, daß zwei Bedingungen die Auswertung eines sin-
nesphysiologischen Versuches am Kranken erschweren: Erstens
vermischen sich bei Untersuchung des Kranken physiologische und
psychologische Fragen viel unübersehbarer als beim Gesunden.
Zweitens ist das Verhalten des gesunden Hautsinns an sich be-
ständiger und daher leichter nachprüfbar, wogegen alle Erschei-
nungen des gestörten Hautgefühles flüchtiger sind.
Paßt man aber die Untersuchungsverfahren diesen Schwierig-
keiten kritisch an, so gelingt es innerhalb von absteckbaren
Grenzen, psychologische von physiologischen Fragen, gesunde
von krankhaften Erscheinungen zu trennen. Wir können jetzt an
die Beantwortung der Hauptfragen herantreten:
Was ergibt sich aus den Befunden über den Aufbau und die
Leistungsweise des Hautsinnes?
Können wir die Schwellenuntersuchungen diagnostisch ver-
werten ?
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften