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Hattingberg, Immo; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse [VerfasserIn] [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse (1939, 10. Abhandlung): Sensibilitätsuntersuchungen an Kranken mit Schwellenverfahren: aus der Nervenabteilung der Medizinischen Klinik der Universität Freiburg i. Br — Heidelberg, 1939

DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.43768#0035
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an Kranken mit Schwellenverfahren

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Aus diesen beiden Beispielen geht Folgendes hervor: Für das
Zustandekommen der statistischen Schwellenkurve sind drei ver-
schiedene Bedingungen maßgebend, nämlich die Dichte der Punkte,
die Schwellen der Punkte und ein rhythmisches Schwanken der
Empfindlichkeit der Fläche, das zentralen Ursprungs ist.
Die Deutung dieser rhythmischen Schwankung muß zwei Mög-
lichkeiten offen lassen. Durch den ersten beantworteten Reiz kann
eine Bahnung entstehen. Die nächsten Stiche werden dann über-
schwellig, weil die Wirkung des ersten Reizes nicht abgeklungen
ist. Gegen diese Möglichkeit spricht der große zeitliche Abstand
zwischen den Reizen bei einer Frequenz von 9 bzw. 18 Reizen
in der Minute. Die Gruppen bestehen unabhängig von der
Reizfrequenz und von der Reizfläche (auch wenn man diese
zwischen 25 und 300 qmm variiert!). Die zweite Erklärung ist,
daß der Rhythmus unabhängig von der Reizung durch ein Schwan-
ken der zentralen Schwelle zustandekommt. Was von beidem
zutrifft, ist im Einzelfall nicht zu entscheiden, ist auch für die
Brauchbarkeit des Verfahrens unwesentlich. Von grundsätzlicher
Bedeutung ist es aber, daß normaler Weise alle drei Bedingungen
seitengleich sind, sodaß die Kurven für die rechte und linke
Körperseite weitgehend übereinstimmen. Demnach können wir
das statistische Verfahren in der vorliegenden Weise gut ver-
wenden, um Unterschiede in der oberflächlichen Schmerzempfind-
lichkeit aufzuzeigen.
5. Untersuchung auf Schwellenveränderlichkeit.
Die Verfahren, die zum Nachweis der Schwellenveränderlich-
keit bisher angewendet wurden, gehen nach drei verschiedenen
Gesichtspunkten vor:
Die beiden ersten, von Stein (46,47) angegebenen, sollten einen
Einblick in die Schwellenänderung des einzelnen Sinnespunktes
vermitteln, die durch die wiederholte Reizung entsteht. Daher
wurden ein einzelner Punkt oder die Punkte einer kleinen Fläche
wiederholt mit wenig überschwelligen Reizen berührt.
a) Entweder wird diese Reizung über längere Zeit fortgesetzt
und die Zahl der Antworten und Fehler protokolliert. Bei diesem
Vorgehen werden die kleinsten Störungen der Empfindung so-
wohl wie der Aufmerksamkeit aufgedeckt. Der Anstieg der
Schwelle wird zeitlich verfolgt.
b) Oder es werden hintereinander nur zwei Reize gesetzt.
 
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