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Hattingberg, Immo; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse [VerfasserIn] [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse (1939, 10. Abhandlung): Sensibilitätsuntersuchungen an Kranken mit Schwellenverfahren: aus der Nervenabteilung der Medizinischen Klinik der Universität Freiburg i. Br — Heidelberg, 1939

DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.43768#0053
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an Kranken mit Schwellenverfahren

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Die gestrichelte Kurve der Abb. 17 stellt die normale Schmerz-
schwelle der rechten Seite dar. Die ausgezogene Kurve betrifft die
erkrankte linke Seite. Die Untersuchung wurde mit den größeren
Reizstärken begonnen. 1, 3/4 und 1/2 g wurden links überall als
Schmerz empfunden. Die Latenz des Schmerzes war verlängert.
Die Empfindung eines Stiches nahm nach Absetzen des Reizes
zu und erreichte ihren Höhepunkt 8 Sekunden nach dem Stich.

<— Reizstärke derStachelborsten in g
Abb. 17. Fall 192. Thalamusschädi-
gung. Statistische Schmerzschwel-
lenbestimmung. Abnehmende Reiz-
stärken. Quadratstempel.
wurde erst gesetzt, wenn die

Die Schmerzempfindung der
einzelnen Stiche nahm im Ver-
lauf wiederholter Reizungen
immer mehr zu und dauerte
länger an. Der Schmerz dehnte
sich über den ganzen Arm
aus. Während erst die ein-
zelnen Stiche oberflächlich
empfunden wurden, trat all¬
mählich ein dumpfer Schmerz
hinzu, der in die Tiefe des
Armes verlegt wurde. Bei dem
Reiz Vs g dauerte die Reiz¬
empfindung so lange, daß zu
den 36 Reizen 9 Minuten ge¬
braucht wurden. Ein neuer Reiz
Empfindung des vorhergehenden vollkommen abgeklungen war.
Hier besteht also eine gesteigerte Summation der Einzelreize,
die zur Verschmelzung der Einzelempfindungen und zum Auf-
treten einer Empfindungsänderung (tiefer, bohrender Schmerz)
führt. Gleichzeitig mit dieser Summation entsteht eine hochgradige
„Hyperpathie“. Diese Hyperpathie ist aber nicht, wie
sonst beschrieben, mit einer Schwellenerhöhung,
sondern mit einer Schwellensenkung verbunden.
Andeutungsweise ist diese Hyperalgesie auch bei dem Kranken
Ky., (Fall 206), S. 88, festzustellen. Auch hier tritt während der



Untersuchung eine deutliche Senkung der Schmerzschwelle ein,
die mit einer Zunahme der Schmerzhaftigkeit (Hyperpathie) ver-
bunden ist.
 
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