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Hattingberg, Immo; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse [VerfasserIn] [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse (1939, 10. Abhandlung): Sensibilitätsuntersuchungen an Kranken mit Schwellenverfahren: aus der Nervenabteilung der Medizinischen Klinik der Universität Freiburg i. Br — Heidelberg, 1939

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https://doi.org/10.11588/diglit.43768#0068
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6S Immo v. Hattingberg : Sensibilitätsuntersuchungen
folge aufgeführt, wie sie verwendet wurden. In den Mittelspalten
sind die Zahlen der richtigen Antworten und der Fehler für jede
Minute eingetragen. In den letzten Spalten findet sich die An-
fangs- und Endschwelle in g/mm. Punkt A steigt in 12 Minuten
von 5 auf 20 g/mm an. Bei den Reizstärken 50 und 30 g/mm
tritt kein Schwellenanstieg mehr ein. Während der Reizung von
Punkt A steigt auch die Schwelle der Punkte C und D, die nicht
berührt wurden, auf 15 g/mm. Der Schmerzpunkt neben A steigt
von 4 auf 20 g. Die Stachelborste 4 g, die hier erst deutlich
spitz war, erregte nach der Umstimmung ein leichtes Kitzelgefühl.
10 g wurden jetzt als „kalt“ empfunden. Diese Erhöhung bildete
sich im Verlaufe einer Viertelstunde wieder zurück. Eine Aus-
breitung über die Punkte A, C und D hinaus war nicht festzu-
stellen. Unmittelbar nach Punkt A wurde ein Punkt im normalen
Gebiet untersucht. Seine Schwelle blieb konstant. Die Schwelle
des Punktes B stieg in 9 Minuten von 6 auf 20 g/mm. Eine Aus-
breitung wurde hier nicht gefunden. Der im Anschluß daran über
5 Minuten untersuchte normale Punkt blieb wieder konstant.
Die Empfindung während eines solchen Umstimmungsver-
suches bei peripherer Schädigung ist anders, als bei zentralen
Schädigungen meist angegeben wird. Zunächst haben schon die
ersten Empfindungen, die noch deutlich unterschieden werden
können, nicht das umschriebene Ortszeichen des normalen Punktes.
Die Empfindung ist flächenhafter und stumpfer. Nach mehrfachem
Reizen entsteht nun ein Dauergefühl, das von Druck bis zu
Brennen oder Jucken geht und allmählich anschwillt, eine Par-
aesthesie, wie sie bei Neuritis geschildert wird. Diese Empfin-
dung kann aber von dem Reiz zunächst noch getrennt werden
und hat niemals den Charakter der Berührung durch einen Gegen-
stand. Neben dieser ausgebreiteten Paraesthesie kommt es dann
außerdem mehrmals zu der Empfindung, als bleibe das Haar auf
der Haut stehen. Allmählich werden dann die Reize undeutlicher
und werden schließlich überhaupt nicht mehr empfunden.
An diesem Beispiel ist dreierlei hervorzuheben: Erstens ist
die Schwelle des gestörten Punktes nicht konstant. Es kommt
zur Schwellenerhöhung und Empfindungsverschmelzung. Zweitens
dehnt sich diese Umstimmung nur auf nahe Nachbarpunkte aus,
die durch die Hautdeformierung mitgereizt werden. Die Mitver-
änderung betrifft auch einen benachbarten Schmerzpunkt. Drittens
entsteht während des Umstimmungsversuches eine ausgedehnte
 
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