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Hattingberg, Immo; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse [VerfasserIn] [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse (1939, 10. Abhandlung): Sensibilitätsuntersuchungen an Kranken mit Schwellenverfahren: aus der Nervenabteilung der Medizinischen Klinik der Universität Freiburg i. Br — Heidelberg, 1939

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https://doi.org/10.11588/diglit.43768#0097
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98 1mmo v. Hattingberg: Sensibilitätsuntersuchungen
die Möglichkeit, daß die Erhöhung der Schmerzschwelle in sol-
chen Fällen durch eine Schädigung der direkt benachbarten Hin-
terhörner zustandekommt. In deren kurzen Neuronenketten soll
nach Karplus und Kreidel (zitiert nach Foerster 3, 4) ein Teil
der Schmerzleitung erfolgen.
Die hier mitgeteilten Fälle von Erhöhung der Schmerzschwelle
bei Rindenschädigungen fallen an sich nicht auf, da ja bei groben
Schädigungen der Schmerzsinn immer beeinträchtigt ist. Die Be-
sonderheit des Falles 191 (S. 52) liegt darin, daß hier die Schädi-
gung der Hirnrinde nur ganz oberflächlich lag und daß auch die
Erhöhung der Druckschwelle sehr gering war. Es ist daher nicht an-
zunehmen, daß die Störung des Schmerzsinnes hier auf einer Fern-
schädigung des Thalamus beruht. Wir können vielmehr sagen, daß
auch die leichtesten Schädigungen der sensiblen Rindenfelder zu
Schmerzstörungen führen können.
2. Die Senkung der Schmerzschwelle und der Empfindungs-
wandel bei der Hyperpathie.
Das Auftreten der Hyperpathie wurde von mir nur in solchen
Fällen beobachtet, in denen das Hauptschmerzsystem betroffen
war: bei der peripheren Schädigung während der Regeneration,
bei Schädigung des Hinterhorn-Vorderseitenstrangsystems und
bei Thalamuserkrankung. Die höchsten Grade erreicht sie bei
den Thalamuserkrankungen. Nach dem Schrifttum muß man in-
dessen annehmen, daß auch bei reinen Hinterstrangschädigungen
sehr heftige Hyperpathien vorkommen. Foerster (3, 4) sowie Stein
und von Weizsäcker (6) setzen sich mit dieser Tatsache aus-
einander. In den meisten dieser Fälle wird bei der ersten
Untersuchung eine Erhöhung der Schmerzschwelle gefunden. Die
Schwellensenkung, die hier gezeigt wurde und die auch Foerster
erwähnt, steht in Zusammenhang mit der Beanspruchung des
Sinnes durch den Reiz. In allen von mir untersuchten Fällen sank
die Schwelle durch Bahnung.
In engem Zusammenhang mit der Hyperpathie stehen dann
die Erscheinungen des Empfindungswandels. Wie beschrieben,
ändert sich während einer längeren Reizung, selbst mit schwachen
Reizhaaren, sowohl die Färbung der Empfindung, — z. B. vom
oberflächlich stechenden zum tiefen bohrenden Schmerz — wie auch
die Qualität, — z. B. von Schmerz über Kälte zum Druckgefühl. —
Stein und v. Weizsäcker erörtern auf Grund dieser Befunde die
 
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