an Kranken mit Schwellenverfahren
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gewisse Vorgänge (Temperaturänderung, Abdunstung, Durchblu-
tung usw.) adaptiert. Wenn nun unter ungewöhnlichen Bedin-
gungen diese Vorgänge so schnell wechseln, daß sie für die
Empfindung überschwellig werden, so muß sich die Schwelle des
Sinnespunktes ändern.
So ändert sich die Schwelle zum Beispiel, wenn man die Hand aus
kaltem Wasser zieht, durch die eintretende Erwärmung und durch die
Abdunstung des Wassers. Wie im Selbstversuch geschildert wurde, ent-
steht nach peripherer Verletzung während der Reizung eines Punktes eine
Paraesthesie in der Umgebung, welche die Aufmerksamkeit immer mehr
auf sich zieht, bis der Druck des Reizhaares von dieser Mißempfindung
kaum mehr unterschieden werden kann. Die Berührung wird in diesem
Fall nicht mehr wahrgenommen, weil eine stärkere Empfindung in der
Umgebung auftritt. Der Vorgang im Punkt selbst und in seinen Leitungs-
bahnen braucht sich dabei nicht zu ändern. Hier ändert sich also die
Schwelle ohne Funktionswandel.
b) Der Funktionswandel.
Die zweite Möglichkeit wurde unter dem Begriff des Funktions-
wandels durch v. Weizsäcker und Stein in den Vordergrund ge-
rückt. Im ausgeruhten Zustand antworten die Rezeptoren auf
einen Reiz mit rhythmischer Erregung, die beim Druck so be-
schaffen ist, daß Frequenzen von über 3000 pro Sekunde noch
als Vibration wahrgenommen werden können. Unter krankhaften
Bedingungen kann sich nun dieser Erregungsablauf ändern. Die
Einzelerregung kann länger andauern und die folgende Refraktär-
zeit kann verlängert sein. Ein Reiz kann so lange nachwirken,
daß der folgende nicht mehr wahrgenommen wird oder daß die
einzelnen Empfindungen verschmelzen. Ebenso können sich die
Erregungen an einer zentralen Stelle summieren, sodaß diese
empfindlicher wird.
c) Die Aufmerksamkeitsstörungen.
Grundsätzlich kann man die Änderung der Aufmerksamkeit
von den beiden ersten Vorgängen zwar abtrennen, im Versuch
selbst aber ist diese Abtrennung nicht immer rein durchzuführen.
Denn die psychologischen Bedingungen der Aufmerksamkeit sind
so vielseitig, daß wir sie nicht in einem einfachen Vexierversuch
genügend berücksichtigen können.
Es ist zweckmäßig, für diese Frage den Unterschied zwischen
aktiver Aufmerksamkeit, dem „Aufpassen“, und passiver, der
„Aufnahmebereitschaft“, vor Augen zu haben. Das Aufpassen ist
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gewisse Vorgänge (Temperaturänderung, Abdunstung, Durchblu-
tung usw.) adaptiert. Wenn nun unter ungewöhnlichen Bedin-
gungen diese Vorgänge so schnell wechseln, daß sie für die
Empfindung überschwellig werden, so muß sich die Schwelle des
Sinnespunktes ändern.
So ändert sich die Schwelle zum Beispiel, wenn man die Hand aus
kaltem Wasser zieht, durch die eintretende Erwärmung und durch die
Abdunstung des Wassers. Wie im Selbstversuch geschildert wurde, ent-
steht nach peripherer Verletzung während der Reizung eines Punktes eine
Paraesthesie in der Umgebung, welche die Aufmerksamkeit immer mehr
auf sich zieht, bis der Druck des Reizhaares von dieser Mißempfindung
kaum mehr unterschieden werden kann. Die Berührung wird in diesem
Fall nicht mehr wahrgenommen, weil eine stärkere Empfindung in der
Umgebung auftritt. Der Vorgang im Punkt selbst und in seinen Leitungs-
bahnen braucht sich dabei nicht zu ändern. Hier ändert sich also die
Schwelle ohne Funktionswandel.
b) Der Funktionswandel.
Die zweite Möglichkeit wurde unter dem Begriff des Funktions-
wandels durch v. Weizsäcker und Stein in den Vordergrund ge-
rückt. Im ausgeruhten Zustand antworten die Rezeptoren auf
einen Reiz mit rhythmischer Erregung, die beim Druck so be-
schaffen ist, daß Frequenzen von über 3000 pro Sekunde noch
als Vibration wahrgenommen werden können. Unter krankhaften
Bedingungen kann sich nun dieser Erregungsablauf ändern. Die
Einzelerregung kann länger andauern und die folgende Refraktär-
zeit kann verlängert sein. Ein Reiz kann so lange nachwirken,
daß der folgende nicht mehr wahrgenommen wird oder daß die
einzelnen Empfindungen verschmelzen. Ebenso können sich die
Erregungen an einer zentralen Stelle summieren, sodaß diese
empfindlicher wird.
c) Die Aufmerksamkeitsstörungen.
Grundsätzlich kann man die Änderung der Aufmerksamkeit
von den beiden ersten Vorgängen zwar abtrennen, im Versuch
selbst aber ist diese Abtrennung nicht immer rein durchzuführen.
Denn die psychologischen Bedingungen der Aufmerksamkeit sind
so vielseitig, daß wir sie nicht in einem einfachen Vexierversuch
genügend berücksichtigen können.
Es ist zweckmäßig, für diese Frage den Unterschied zwischen
aktiver Aufmerksamkeit, dem „Aufpassen“, und passiver, der
„Aufnahmebereitschaft“, vor Augen zu haben. Das Aufpassen ist