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0. H. Erdmannsdörffer :
Erstarrung galt und demgemäß für die Gneisgliederung mit ver-
wertet wurde. Indessen hat bereits Becke (11) diese Auffassung
als nicht stichhaltig und die betreffenden Strukturen als kristallo-
blastische erkannt. Auch Seng (12) betont, daß sich solche Form-
eigenheiten gegen den Widerstand der Umgebung durchsetzen
können.
Daß dieser „Idiomorphismus“ nicht der einer magmatischen
Kristallisationsfolge sei, wurde bei der Beschreibung der Thurner
Gneise bereits betont. Hier ist im Gegenteil zu erkennen, wie
durch den verschieden hohen Grad der Idioblastie eben durch
den Vorgang der Blastese selbst eine Annäherung an graniti-
sches Gefüge erreicht werden kann. Das ist ein weiteres Beispiel
für die Konvergenz magmatisch—metamorph.
3. Plagioklas-Orthoklas; Amöbenbildung.
In Studien VIII habe ich auf die starken Korrosionswirkungen
hingewiesen, die manche Plagioklase im Kontakt mit dem sie
berührenden oder umhül-
lenden Orthoklas erleiden
können. Bei rundum kor-
rodierten Plagioklasen
dieser Art sprach ich von
„Amöbenform“; Abb. 9,
S. 28 zeigt ein charakte-
ristisches Beispiel. Von
solchen bis zu randlich
nur eben angeätzten In-
dividuen bestehen alle
Übergänge.
Die Erscheinung ist in
Graniten — einschließlich
der Kristallgranite des
Schwarzwaldes — und
Abb. 14. Orthoklas, metasomatisch in Plagio-
klas eindringend. „Syenitgneis“, Ysper-
dorf an der Donau. Vergr. 40 X (S. 47).
auch sonst weit verbreitet20), ferner in Pegmatiten, den Gang-
20) In der Literatur wird dies Verhalten erst neuerdings öfters er-
wähnt (vergl. Studien VIII). E. Tatge (Amer. Min. 24, 1939, S. 303) führt
aus dem ausdrücklich als rein magmatisch aufgefaßten Granit von Roch-
ville Korrosion des Plagioklas durch Mikroklin an. Darauf folgt Albit-
bildung. C. N. Buntin (Ref. N. Jahrb. f. Min. 1939 II, S. 222) beschreibt als
Antiperthite Einwachsungen von Mikroklin in korrodiertem Plagioklas von
karelischen Pegmatiten, denen ebenfalls Albitbildung folgt. Das stimmt
mit den Schwarzwälder Verhältnissen genau überein (vergl. die „Albitkorn-
bildung“, S. 64).
0. H. Erdmannsdörffer :
Erstarrung galt und demgemäß für die Gneisgliederung mit ver-
wertet wurde. Indessen hat bereits Becke (11) diese Auffassung
als nicht stichhaltig und die betreffenden Strukturen als kristallo-
blastische erkannt. Auch Seng (12) betont, daß sich solche Form-
eigenheiten gegen den Widerstand der Umgebung durchsetzen
können.
Daß dieser „Idiomorphismus“ nicht der einer magmatischen
Kristallisationsfolge sei, wurde bei der Beschreibung der Thurner
Gneise bereits betont. Hier ist im Gegenteil zu erkennen, wie
durch den verschieden hohen Grad der Idioblastie eben durch
den Vorgang der Blastese selbst eine Annäherung an graniti-
sches Gefüge erreicht werden kann. Das ist ein weiteres Beispiel
für die Konvergenz magmatisch—metamorph.
3. Plagioklas-Orthoklas; Amöbenbildung.
In Studien VIII habe ich auf die starken Korrosionswirkungen
hingewiesen, die manche Plagioklase im Kontakt mit dem sie
berührenden oder umhül-
lenden Orthoklas erleiden
können. Bei rundum kor-
rodierten Plagioklasen
dieser Art sprach ich von
„Amöbenform“; Abb. 9,
S. 28 zeigt ein charakte-
ristisches Beispiel. Von
solchen bis zu randlich
nur eben angeätzten In-
dividuen bestehen alle
Übergänge.
Die Erscheinung ist in
Graniten — einschließlich
der Kristallgranite des
Schwarzwaldes — und
Abb. 14. Orthoklas, metasomatisch in Plagio-
klas eindringend. „Syenitgneis“, Ysper-
dorf an der Donau. Vergr. 40 X (S. 47).
auch sonst weit verbreitet20), ferner in Pegmatiten, den Gang-
20) In der Literatur wird dies Verhalten erst neuerdings öfters er-
wähnt (vergl. Studien VIII). E. Tatge (Amer. Min. 24, 1939, S. 303) führt
aus dem ausdrücklich als rein magmatisch aufgefaßten Granit von Roch-
ville Korrosion des Plagioklas durch Mikroklin an. Darauf folgt Albit-
bildung. C. N. Buntin (Ref. N. Jahrb. f. Min. 1939 II, S. 222) beschreibt als
Antiperthite Einwachsungen von Mikroklin in korrodiertem Plagioklas von
karelischen Pegmatiten, denen ebenfalls Albitbildung folgt. Das stimmt
mit den Schwarzwälder Verhältnissen genau überein (vergl. die „Albitkorn-
bildung“, S. 64).