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Erdmannsdörffer, Otto H.; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse [VerfasserIn] [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse (1939, 7. Abhandlung): Die Rolle der Anatexis — Heidelberg, 1939

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https://doi.org/10.11588/diglit.43765#0054
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O. H. Erdmannsdörffer :

auch kartographisch verwendbare Unterscheidung von Gneisen
nach dem Grad ihrer Umwandlung bzw. Verfeldspatung zu ge-
winnen, etwa in dem Sinne, wie Jung und Roques (2) es im
französischen Zentralplateau durchzuführen versuchen, wo sie
eine vollständige strato-metamorphe Reihenfolge aufstellten, die
auch migmatitische Perioden umfaßt24).
c) Kristallgranite.
Auf einen Eruptivcharakter dieser Gesteine kann man aus
ihrer Führung eckiger nebulitischer Einschlüsse von Nebenge-
stein, Renchgneisen wie Amphiboliten, schließen. Ihre Struktur
hat dagegen wenig Züge einer normalen Erstarrungsfolge, allen-
falls idiomorphe Einschlüsse von Mafiten im Feldspat, oder gegen
Orthoklas schwach idiomorphen Plagioklas 2ö); im Ganzen ist aber
der Verfestigungsvorgang wesentlich komplizierter; aus den Be-
obachtungen leitet sich folgender Ablauf ab:
1. Syntektonische Intrusion eines als Mafite Biotit und
Hornblende liefernden granitischen „Magmas“ mit Renchgneis- und
Amphiboliteinschlüssen.
2. Abpressung flüssiger salischer Teile, Anreicherung der
Mafite zu den Biotitgesteinen, durchsetzt von Trümern heller
und, wie sie selbst, stark durchbewegter Granite; Paralleltexturen,
Fältelung.
3. Rekristallisation des ganzen Komplexes in einer im
Wesentlichen statisch verlaufenden Endkristallisationsphase unter
erneuter Wärmezufuhr26), die deformierte Granite, Biotitgesteine,
M) Die genannten Autoren glauben auch dem Gebiet ptygmatischer
Faltenbildung in ihrer metamorphen Stufenfolge einen festen Horizont
anweisen zu können.
Die Bildung gewisser solcher Falten habe ich durch Heranziehung
anatektischer Vorgänge zu deuten und entsprechend experimentell nachzu-
ahmen gesucht (19). Fast gleichzeitig hat Ph. P. Kuenen (20) Versuche mit
demselben Ziel gemacht; er hält die Annahme einer partiellen Verflüssi-
gung nicht für nötig, sondern arbeitet nur mit Plastizität unter äußerer
Druckbeanspruchung. Grundsätzlich ist der Unterschied zwischen beiden
Auffassungen nur ein gradueller; beide Vorgänge mögen in der Natur
vorkommen.
Jung und Roques schreiben hinsichtlich dieses Problems: „Das Mengen-
verhältnis der flüssigen zur festen Phase ist hoch genug gewesen, um
dem Körper eine plastische Reaktion zu ermöglichen“.
25) Vergl. aber hierzu S. 45.
2G) Vergl. hierzu S 68.
 
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