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Ploetz, Theodor; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse [VerfasserIn] [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse (1940, 10. Abhandlung): Beiträge zur Kenntnis des Baues der verholzten Faser — Heidelberg, 1940

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https://doi.org/10.11588/diglit.43802#0011
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des Baues der verholzten Faser

11

Besonders reich an Cellulase sowie anderen Carbohydrasen
ist der Verdauungssaft der Weinbergschnecke (Helix pomatia).
Aus den Arbeiten P. Karrer’s 29) war zu entnehmen, daß dieser
Saft ein verhältnismäßig leicht zugängliches und für unsere Zwecke
besonders geeignetes Material darstellt. Da die eigenen Versuche
dies bestätigten, wobei sich zeigte, daß das Helix-Enzym die
Aktivität der anderen Materialien um ein Vielfaches übertrifft,
wurde es im Verlauf der Arbeiten zum ausschließlichen Enzym-
system gewählt.
2. Darstellung der Enzyme und
Reinigungsmethoden.
Die geschilderten Enzympräparate wurden auf folgende Weise
gewonnen: Auf Zellstoffplatten gezüchtete Meruliuskulturen*)
wurden mitsamt den Kulturboden unter Zusatz von etwas Toluol,
Wasser und Acetatpuffer vom pH = 4,7 durch die Fleischmaschine
getrieben, der so erhaltene Brei wurde bei 250 atü ausgepreßt. Man
erhält so einen ziemlich stark gefärbten Preßsaft, der sehr starkes
Reduktionsvermögen gegen Hypojodit (Willstätter-Schudel-Be-
stimmung) zeigt. Die hohe Zuckerkonzentration wirkt so stark
hemmend, daß sich in den rohen Preßsäften häufig keinerlei en-
zymatische Wirkung nachweisen läßt.
Das Enzymsystem des Aspergillus oryzae ist dadurch beson-
ders leicht zugänglich, daß sich ein entsprechendes Trockenprä-
parat unter dem Namen „Luicym“ im Handel befindet. Durch
einstündiges Rühren von 5 gr dieses Pulvers in 100 ccm Wasser
und Zentrifugieren der erhaltenen Suspension erhält man hier
ebenfalls einen sehr stark reduzierenden Rohsaft, der vor An-
stellung von Versuchen einer weiteren Reinigung unterzogen
werden muß.
Der Verdauungssaft der Weinbergschnecke wird dadurch ge-
wonnen, daß hungernden Schnecken der Darm herauspräpariert
wird, der mit einem dicken, klaren Saft gefüllt ist, welchen
man in ein Sammelgefäß ausstreicht. Diese Prozedur erfordert
bei geübten Händen nur wenige Sekunden, worauf die Schnecke
durch Einwerfen in Alkohol getötet wird.
In allen Fällen muß nun, auch wenn man keine Zerlegung
der Rohsäfte in Einzelenzyme beabsichtigt, eine gewisse Vor-
*) Herrn Prof. Liese, Eberswalde, bin ich für die freundliche Über-
lassung dieser Kulturen zu großem Dank verpflichtet.
 
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