Metadaten

Ploetz, Theodor; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse [VerfasserIn] [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse (1940, 10. Abhandlung): Beiträge zur Kenntnis des Baues der verholzten Faser — Heidelberg, 1940

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.43802#0024
Lizenz: Freier Zugang - alle Rechte vorbehalten
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
24

Theodor Ploetz: Zur Kenntnis

Der Abbaurückstand ist von heller, gelblich-weißer Farbe.
Trotzdem ergab die weitere Untersuchung den erwarteten hohen
Ligningehalt dieses Materials von 50 °/0. In Millimolen ausgedrückt,
ergab sich für den Abbaurückstand folgende Zusammensetzung:
0,206 Hexosan -j- 0,073 Pentosan
0,279 Polysaccharide -j- 0,259 Lignin.

Die Zusammensetzung des aus dem Abbaurückstand gewon-
nenen Lignins weicht von der des Ausgangmaterial-Lignins et-
was ab :

Lignin aus
C
H
och3
<7
Io
°/o
0/
/o
Holundermark II
65,18
6,28
18,80
Abbaurückstand
64,24
5,99
16,33

Das im Ausgangsmaterial festgestellte Lignin wird im Abbau-
rückstand zu 95 °/0, d. h. unter Berücksichtigung der Fehler, die
durch die Umrechnung vervielfacht werden, quantitativ wieder-
gefunden. Die Feststellung, daß etwa die Hälfte des Methoxyl-
gehalts von Holundermark II nicht dem Lignin angehört, wird
durch die Ergebnisse des Abbaus bestätigt.
Wie all diese Abbauversuche zeigen, hat sich unsere Erwar-
tung, die wir an die Verwendung der jungen Materialien knüpf-
ten, weitgehend erfüllt. Die Resistenz des nativen Holzes gegen
den Angriff isolierter Enzyme ist durchbrochen.
Trotz der guten Abbaubarkeit einiger der untersuchten Stoffe
ist es aber nicht gelungen, nun etwa auf enzymatischem Weg
ein reines Lignin zu isolieren. Dieser Mißerfolg beruht jedoch
nicht auf Unzulänglichkeiten der Versuchsführung, sondern scheint
im Wesen der Holzsubstanz begründet zu sein.
Die von Hilpert aufgeworfene Frage nach der Existenz
eines Lignins im nativen Holz können wir aber trotzdem mit
Bestimmtheit bejahend beantworten. Der enzymatische Abbau,
der, wie schon betont, hinsichtlich pH und Temperatur unter Be-
dingungen verläuft, die durchaus als „physiologisch“ anzusprechen
sind, führt zu einer Steigerung des Kohlenstoff- und Methoxyl-
gehalts der Abbaurückstände. Substanzen, die sich durch einen
hohen Kohlenstoff- und Methoxylgehalt auszeichnen, müssen also
im Holz vorgebildet sein. Wie die chemische Untersuchung zeigt,
ist dies der als „Lignin“ bezeichnete Holzbestandteil.
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften