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Theodor Ploetz: Zur Kenntnis
5. Folgerungen aus den Holzfraktionierungen.
Fassen wir kurz zusammen, was sich aus den Fraktionierungs-
versuchen zum Thema „Aufbau der Holzsubstanz“ sagen läßt,
so ergibt sich folgendes:
1. Die von Hilpert auf Grund analoger Versuche ausge-
sprochene Ansicht, daß die Holzsubstanz in den genannten
Agentien als solche, d. h. ohne wesentliche Differenzierung, in
Lösung geht, ist irrig. Unsere Versuche haben gezeigt, daß zu-
nächst besonders der Hemicellulosen-Anteil in Lösung geht und
daß der Rückstand und fällbare Anteil gleichermaßen an Pentosen
verarmen. Treibt man den Abbau genügend weit, so ist auch
eine deutliche Ligninanreicherung im Rückstand feststellbar.
2. Es hat sich gezeigt, daß durch die Zerstörung der Zell-
struktur, besonders bei den untersuchten Laubhölzern, ein be-
trächtlicher Anteil der Holzsubstanz wasserlöslich wird. Die Tat-
sache, daß dieser Anteil bei verschiedenen und verschieden weit
abbauenden Ansätzen des gleichen Materials ziemlich konstant
bleibt, gibt Anlaß zu der Hypothese, daß im Holz ein entspre-
chender Prozentsatz wasserlöslicher Stoffe tatsächlich enthalten
ist, daß aber die Zellstruktur ihre Auslaugung normalerweise
verhindert.
3. Von besonderem Interesse ist der Befund, daß auch das
Lignin im Holz z. T. wasserlöslich ist. Ob dieser Anteil dabei
als solcher oder als Verbindung mit anderen Holzkomponenten
vorliegt, oder ob es sich um eine „Lignin-Vorstufe“ handelt, läßt
sich noch nicht entscheiden. Jedenfalls ist es ein Körper, der bei
der Ligninbestimmung des Gesamtholzes erfaßt wird und der
nach dieser Operation auf Grund seiner Zusammensetzung als
echtes Lignin angesprochen werden muß.
Die Gesamtmenge des wasserlöslichen Ligninanteils ist pro-
zentual genau so hoch wie die Gesamtmenge des wasserlös-
lichen Holzanteils.
4. Der wasserlösliche Holzanteil besteht (zumindest bei den
hier untersuchten Laubhölzern) bezüglich seiner Kohlenhydrate
zum überwiegenden Teil aus niederpolymeren Pentosanen. Dieser
Befund regt ganz besonders zu weiteren Untersuchungen an, da
er geeignet ist, die Rolle der Pentosen im Pflanzenhaushalt unter
völlig neuen Gesichtspunkten erscheinen zu lassen.
Theodor Ploetz: Zur Kenntnis
5. Folgerungen aus den Holzfraktionierungen.
Fassen wir kurz zusammen, was sich aus den Fraktionierungs-
versuchen zum Thema „Aufbau der Holzsubstanz“ sagen läßt,
so ergibt sich folgendes:
1. Die von Hilpert auf Grund analoger Versuche ausge-
sprochene Ansicht, daß die Holzsubstanz in den genannten
Agentien als solche, d. h. ohne wesentliche Differenzierung, in
Lösung geht, ist irrig. Unsere Versuche haben gezeigt, daß zu-
nächst besonders der Hemicellulosen-Anteil in Lösung geht und
daß der Rückstand und fällbare Anteil gleichermaßen an Pentosen
verarmen. Treibt man den Abbau genügend weit, so ist auch
eine deutliche Ligninanreicherung im Rückstand feststellbar.
2. Es hat sich gezeigt, daß durch die Zerstörung der Zell-
struktur, besonders bei den untersuchten Laubhölzern, ein be-
trächtlicher Anteil der Holzsubstanz wasserlöslich wird. Die Tat-
sache, daß dieser Anteil bei verschiedenen und verschieden weit
abbauenden Ansätzen des gleichen Materials ziemlich konstant
bleibt, gibt Anlaß zu der Hypothese, daß im Holz ein entspre-
chender Prozentsatz wasserlöslicher Stoffe tatsächlich enthalten
ist, daß aber die Zellstruktur ihre Auslaugung normalerweise
verhindert.
3. Von besonderem Interesse ist der Befund, daß auch das
Lignin im Holz z. T. wasserlöslich ist. Ob dieser Anteil dabei
als solcher oder als Verbindung mit anderen Holzkomponenten
vorliegt, oder ob es sich um eine „Lignin-Vorstufe“ handelt, läßt
sich noch nicht entscheiden. Jedenfalls ist es ein Körper, der bei
der Ligninbestimmung des Gesamtholzes erfaßt wird und der
nach dieser Operation auf Grund seiner Zusammensetzung als
echtes Lignin angesprochen werden muß.
Die Gesamtmenge des wasserlöslichen Ligninanteils ist pro-
zentual genau so hoch wie die Gesamtmenge des wasserlös-
lichen Holzanteils.
4. Der wasserlösliche Holzanteil besteht (zumindest bei den
hier untersuchten Laubhölzern) bezüglich seiner Kohlenhydrate
zum überwiegenden Teil aus niederpolymeren Pentosanen. Dieser
Befund regt ganz besonders zu weiteren Untersuchungen an, da
er geeignet ist, die Rolle der Pentosen im Pflanzenhaushalt unter
völlig neuen Gesichtspunkten erscheinen zu lassen.