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Theodor Ploetz: Zur Kenntnis
Nun wurde zwar verholztes, aber doch noch jüngeres lebendes
Gewebe herangezogen, wie wir es im Mark und in der Kambial-
Schicht vor uns haben. Die Analysen zeigten, daß die Pflanzen-
marke (Holunder- und Araucariamark) in ihrer Zusammensetzung
den Stammhölzern durchaus gleichkommen. Das Lignin des
Araucaria-Marks zeigt bezüglich seiner Verteilung im Gewebe
sowie seiner chemischen Zusammensetzung interessante Anomalien.
An diesen jungen Gewebsteilen gelang es nun erstmalig, auf
rein enzymatischem Wege einen tiefgreifenden Abbau durchzu-
führen. Zwar gelang es in keinem Fall, mit Hilfe unserer Carbo-
hydrasen-Systeme den Holzabbau bis zur Freilegung des reinen
Lignins vorzutreiben, doch ließen sich da, wo der Abbau genügend
weit ging, Rückstände isolieren, die bereits einen so hohen Kohlen-
stoffgehalt besitzen, daß man ihre Zusammensetzung nicht mehr
mit derjenigen von Kohlenhydrat-Anhydriden in Übereinstimmung
bringen kann. Die diesbezüglichen Ansichten Hilpert’s sind da-
mit eindeutig als widerlegt zu betrachten.
Die Tatsache, daß der enzymatische Abbau nicht bis zum
Lignin führt, ist nicht auf einen Mangel der Versuchsbedingungen
zurückzuführen, sondern hat eine tiefere Ursache. Es zeigte sich
nämlich, daß, unabhängig vom verwendeten Ausgangsmaterial,
die nicht mehr weiter abbaubaren Rückstände in ihrer Gruppen-
zusammensetzung weitgehend übereinstimmen. Es konnten zwei
Arten solcher Abbaurückstände festgestellt werden. Die am
weitesten abbaubaren Materialien führen übereinstimmend zu
Rückständen, in denen auf jeden Ligninbaustein ziemlich genau
eine Kohlenhydrat-Molekel trifft. Diese Rückstände wurden als
„1 : 1-Komplex“ bezeichnet. Der enzymatische Abbau kann aber
auch in einem früheren Stadium zum Stillstand kommen. In den
dann erhaltenen Rückständen treffen etwa drei Kohlenhydrate
auf ein Lignin, sie sind demnach „3: 1-Komplexe“.
Aus der erstaunlichen Konstanz, mit der diese Verhältnisse
immer wiederkehren, haben wir die Existenz eines inneren Zu-
sammenhangs gefolgert. Unsere Komplexe müssen im Holz irgend-
wie vorgebildet sein Über die Art des Zusammenhangs läßt sich
noch nichts aussagen, wenn auch, besonders im Falle des 1 :1-
Komplexes, die Annahme einer chemischen Lignin-Kohlenhydrat-
Bindung naheliegt.
Der 1 :1 -Komplex ist unter den Bedingungen des enzymatischen
Abbaus nicht vollkommen unlöslich. Der Lösungsvorgang vollzieht
Theodor Ploetz: Zur Kenntnis
Nun wurde zwar verholztes, aber doch noch jüngeres lebendes
Gewebe herangezogen, wie wir es im Mark und in der Kambial-
Schicht vor uns haben. Die Analysen zeigten, daß die Pflanzen-
marke (Holunder- und Araucariamark) in ihrer Zusammensetzung
den Stammhölzern durchaus gleichkommen. Das Lignin des
Araucaria-Marks zeigt bezüglich seiner Verteilung im Gewebe
sowie seiner chemischen Zusammensetzung interessante Anomalien.
An diesen jungen Gewebsteilen gelang es nun erstmalig, auf
rein enzymatischem Wege einen tiefgreifenden Abbau durchzu-
führen. Zwar gelang es in keinem Fall, mit Hilfe unserer Carbo-
hydrasen-Systeme den Holzabbau bis zur Freilegung des reinen
Lignins vorzutreiben, doch ließen sich da, wo der Abbau genügend
weit ging, Rückstände isolieren, die bereits einen so hohen Kohlen-
stoffgehalt besitzen, daß man ihre Zusammensetzung nicht mehr
mit derjenigen von Kohlenhydrat-Anhydriden in Übereinstimmung
bringen kann. Die diesbezüglichen Ansichten Hilpert’s sind da-
mit eindeutig als widerlegt zu betrachten.
Die Tatsache, daß der enzymatische Abbau nicht bis zum
Lignin führt, ist nicht auf einen Mangel der Versuchsbedingungen
zurückzuführen, sondern hat eine tiefere Ursache. Es zeigte sich
nämlich, daß, unabhängig vom verwendeten Ausgangsmaterial,
die nicht mehr weiter abbaubaren Rückstände in ihrer Gruppen-
zusammensetzung weitgehend übereinstimmen. Es konnten zwei
Arten solcher Abbaurückstände festgestellt werden. Die am
weitesten abbaubaren Materialien führen übereinstimmend zu
Rückständen, in denen auf jeden Ligninbaustein ziemlich genau
eine Kohlenhydrat-Molekel trifft. Diese Rückstände wurden als
„1 : 1-Komplex“ bezeichnet. Der enzymatische Abbau kann aber
auch in einem früheren Stadium zum Stillstand kommen. In den
dann erhaltenen Rückständen treffen etwa drei Kohlenhydrate
auf ein Lignin, sie sind demnach „3: 1-Komplexe“.
Aus der erstaunlichen Konstanz, mit der diese Verhältnisse
immer wiederkehren, haben wir die Existenz eines inneren Zu-
sammenhangs gefolgert. Unsere Komplexe müssen im Holz irgend-
wie vorgebildet sein Über die Art des Zusammenhangs läßt sich
noch nichts aussagen, wenn auch, besonders im Falle des 1 :1-
Komplexes, die Annahme einer chemischen Lignin-Kohlenhydrat-
Bindung naheliegt.
Der 1 :1 -Komplex ist unter den Bedingungen des enzymatischen
Abbaus nicht vollkommen unlöslich. Der Lösungsvorgang vollzieht