Metadaten

Gattermann, Ludwig; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse [VerfasserIn] [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse (1910, 5. Abhandlung): Die Merkaptane des Anthrachinons und eine neue Klasse schwefelhaltiger Farbstoffe (Disulfidfarbstoffe) — Heidelberg, 1910

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.37031#0008
Lizenz: Freier Zugang - alle Rechte vorbehalten
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
8

Ludwig Gattermann :

gezeichnet. So ist z. B. Dithiochinizarin in alkalischer Lösung
grün gefärbt, während Dilhioanthrarufin und Dithiochrysazin sich
violett lösen. Die gleiche Erscheinung Enden wir bei den Amino-
merkaptanen wieder, von denen die 1- 4-Verbindung sich rein
blau löst, wohingegen das 1—5- und 1—8-Isomere violett ge-
färbt ist.
Was den Eintritt nichtauxochromer Substituenten anbelangt,
so ruft dieser auch hei den Merkaptanen nur eine geringfügige
Änderung der Grundfarbe hervor.
So löst sich z. B. das 5-Chlor-l-Merkaptan fast mit der
gleichen Farbe in Alkalien wie das nichtsubstituierte 1-Merkaptan,
und das gleiche gilt von der 5- und 7-Sulfosäure des 1-Merkaptans.

Derivate der Merkaptane.
Auch die Merkaptane des Anthrachinons lassen sich durch
Oxydation in alkalischer Lösung leicht und quantitativ in gut
kristallisierende Disulfide überführen. Die Eigenfarbe dieser ist
in gesetzmäßiger Weise von der Art, Zahl und Stellung der
Substituenten abhängig. Bei der Besprechung der färbenden
Eigenschaften der Merkaptane wird hiervon ausführlich gehandelt
werden. Aus Dimerkapfanen können keine einheitlichen Disulfide
erhalten werden.
Die Merkaptane des Anthrachinons reagieren ferner mit
größter Leichtigkeit mit Halogenalkylen unter Bildung von Mer-
kaptanäthern. Versetzt man wässerig-alkoholisch-alkalische Lö-
sungen von Merkaptanen, wie solche bei der Spaltung der Rho-
danidc erhalten werden, mit Halogenalkyl, so wird das Reaktions-
gemisch schon nach ganz kurzem gelinden Erhitzen entfärbt,
wobei sich meistens direkt kristallisierte Äther abscheiden. Auf
diesem Wege wurden viele Methyl-, Äthyl-, Benzyl- und andere
Äther dargestellt. Durch Oxydation lassen sich diese in Sulfone
überführen. Auch Dihalogenkohlenwasserstoffe reagieren glatt
mit zwei Molekülen der Merkaptane, wobei unter Anwendung
von Äthylenbromid Derivate des Dithioglykols entstehen, z. B.
A-S —CH.-CHs —S-A.
Die größere Reaktionsfähigkeit der Merkaptane gegenüber
den Oxyanthrachinonen zeigt sich auch darin, daß erstere leicht
und glatt selbst mit Halogen reagieren, welches an einem doppelt,
gebundenen C-Atom haftet. Aus dem 1-Merkaptan und s-Di-
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften