Metadaten

Gattermann, Ludwig; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse [VerfasserIn] [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse (1910, 5. Abhandlung): Die Merkaptane des Anthrachinons und eine neue Klasse schwefelhaltiger Farbstoffe (Disulfidfarbstoffe) — Heidelberg, 1910

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.37031#0013
Lizenz: Freier Zugang - alle Rechte vorbehalten
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Merkaptane d. Anthrachinons u. eine neue Klasse schwefelh. Farbstoffe. 13

In diesen Amidothiazolen konnte nun, wie in den Amido-
anthrachinonen, die Amidogruppe durch Rhodan ersetzt, werden.
Bei derSpaitung dieserRhodanide durch alkoholisches Kali wurden.
Thiazolmerkaptane erhalten, deren alkalische Lösungen wie die
des Anthrachinon-l-Merkaptans violett gefärbt sind, so daß auch
hier wiederum der Thiazolring ohne Einfluß auf die Färbung ist:



HS

/ \/


X /\ /\
\/ \/ ^

./

II
0

Die Merkaptane des Anthrachinons ais Farbstoffe.
Die ersten Färbeversuche wurden in der Weise ausgeführt,
daß Wolle mit einer alkalischen Lösung des 1-Merkaptans, wie
sie bei der Aufspaltung des 1-Rhodanides erhalten wird, getränkt
und dann der Luft ausgesetzt wurde: Die violette Farbe des
Merkaptansalzes verschwindet bald, und es scheidet sich das
gelbe Disulfid ab. Diese Färbemethode ist jedoch äußerst un-
vollkommen, indem der größte Teil des Disulfides heim Waschen
mit Wasser fortgeht und das auf der Faser haftende Disulfid
sehr ungleichmäßig und fleckig angefärbt hat. Später wurde die
Beobachtung gemacht, daß man durch Kochen der Wolle mit
einer wässerigen Suspension des freien Merkaptans schöne und
gleichmäßige Ausfärbungen erhält, und es wurde deshalb stets
in folgender Weise verfahren: Man spaltet das Rhodanid mit
alkoholischem Kali auf, verdünnt mit viel Wasser, filtriert und
säuert mit Essigsäure schwach an, wobei die freien Merkaptane
ausfallen. In die so erhaltene Suspension bringt man gut ge-
netzte Wolle und erhitzt allmählich bis schließlich zum lebhaften
Sieden. Man beobachtet hierbei folgendes: Hält man die Tem-
peratur längere Zeit bei 40—50°, so zieht das Merkaptan fast
vollständig auf die Wolle auf. Daß die Färbung unter diesen
Umständen dem Merkaptan zuzuschreiben ist, ergibt sich daraus,
daß beim Seifen der größte Teil des Farbstoffes wieder abge-
zogen wird. Nur eine ganz* schwache Färbung, die auf die Bildung
geringer Mengen von Disulfid zurückzuführen ist, hinterbleibt.
Erhitzt man jedoch bis zum lebhaften Sieden, so tritt oberhalb
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften